Topas

Alfred Hitchcock hat bereits in den 1930er Jahren mit der Erstfassung von „Der Mann, der zuviel wusste“, „Geheimagent“ und „Der Auslandskorrespondent“ sein Faible für Spionage-Filme entdeckt. In den 1960er Jahren erhielt das Genre durch die tempo- und actionreichen James-Bond-Filme erneut Auftrieb, was den Meister der Spannung zunächst „Der zerrissene Vorhang“ (1966) und dann die leider missglückte Verfilmung des Leon-Uris-Romans „Topas“ (1968) drehen ließ.
Von der russischen Botschaft in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen verhilft der CIA-Agent Michael Nordstrom (John Forsythe) dem hochrangigen russischen Geheimdienstler Boris Kusenov (Per-Axel Arosenius) und seiner Familie zur Flucht in die USA. Dort zeit sich Kusenov zunächst wenig kooperativ, lässt aber die Pläne der Sowjets in Kuba durchblicken und informiert die CIA über informiert den Einsatz sowjetischer Militärtechniker in Kuba, weshalb Nordstrom und sein französischer Kollege Devereaux (Frederick Stafford) herausfinden müssen, ob sich auf Kuba tatsächlich sowjetische Atomraketen befinden. In Kuba begegnet Devereux seiner Ex-Freundin Juanita de Cordoba (Karin Dor), die inzwischen mit Castros engem Mitarbeiter Rico Parra (John Vernon) liiert ist und – was Devereux nicht weiß - einer Untergrundorganisation angehört, die Castro zu stürzen beabsichtigt. Als Parra den Plänen sowohl von Devereux als auch Juanita auf die Spur kommt, geraten die Dinge nicht nur in Kuba und Washington außer Kontrolle, sondern auch in Paris, wo eine Spionageorganisation namens „Topas“ streng geheime NATO-Informationen an die Russen weiterleitet …
Der komplexen Romanvorlage von Leon Uris, der selbst einen ersten Drehbuchentwurf vorlegte, der als nicht umsetzbar verworfen wurde, waren selbst Meisterregisseur Alfred Hitchcock und sein Drehbuchautor Samuel A. Taylor („Vertigo – Aus dem Reich der Toten“, „Sabrina“) nicht gewachsen. Statt sich auf die wesentlichen Handlungsstränge und Figuren zu konzentrieren und die bei Hitchcock sonst so vorbildlich umgesetzte Einheit von Ort, Zeit und Handlung zu wahren, folgt er den vielen, weitgehend nur angedeutet charakterisierten Figuren durch ihre quer durch Europa und Amerika führenden Missionen. Im Unterschied zu Hitchcocks vorherigen Werken, in denen sich das Publikum mit den sympathisch besetzten Stars und den Schicksalen ihrer Figuren identifizieren konnte, fehlen in „Topas“ sowohl die zugkräftigen Stars als auch sympathische Charakterzüge. Mit Frederick Stafford („Rififi in Beirut“, „ … und morgen fahrt ihr zur Hölle“) hat Hitchcock einen leider nichtssagenden Hauptdarsteller eingesetzt, der mit seinem ausdruckslosen Spiel dem Film kein Gewicht zu verleihen vermag. Während „Der zerrissene Vorhang“ wenigstens noch mit den (wenn auch wenig überzeugenden) Stars Paul Newman und Julie Andrews aufwarten konnte und sich deutscher Stars wie Hansjörg Felmy und Wolfgang Kieling bediente, sind es diesmal vor allem die französischen Schauspieler Michel Piccoli und Philippe Noiret sowie die deutsche Aktrice Karin Dor, mit denen „Topas“ erneut das europäische Publikum anspricht.
Allerdings bietet der schwer zu durchdringende Handlungswust zu wenig Raum für die Entwicklung der einzelnen Figuren. Immerhin zeichnet „Topas“ ein stimmiges Bild von der Atmosphäre des Kalten Krieges, weshalb Hitchcock wohl eher daran gelegen war, die Bürokratisierung von institutionalisierten Machtapparaten als die Schicksale ausgewählter Individuen zu thematisieren. Dabei sind ihm durchaus einige starke Szenen gelungen, wie die an die Pietà erinnernde Darstellung der enttarnten toten Spione, aber letztendlich hinterlässt „Topas“ keinen bleibenden Eindruck.
"Topas" in der IMDb

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