Der Freund meiner Freundin

Nach „Die Frau des Fliegers“ (1981), „Die schöne Hochzeit“ (1982), „Pauline am Strand“ (1982), „Vollmondnächte“ (1984) und „Das grüne Leuchten“ (1986) demonstriert Éric Rohmer zum Abschluss seiner „Komödien und Sprichwörter“ mit „Der Freund meiner Freundin“ (1987), dass er seine dialogreichen Auseinandersetzungen um die Konzepte der Liebe auch auf sehr leichte Art präsentieren kann.

Inhalt: 

In der Kantine des Rathauses, in dem die schüchterne 24-jährige Verwaltungsangestellte Blanche (Emmanuelle Chaulet) im Kulturreferat arbeitet, lernt sie die aufgeschlossene, jüngere Studentin Lea (Sophie Renoir) kennen und freundet sich mit ihr an. Als Lea, die mit dem sportlichen Fabien (Eric Viellard) liiert ist, erfährt, dass Blanche als Single in der Pariser Trabantenstadt Cergy-Pontoise lebt, macht sie ihn beim gemeinsamen Besuch im Schwimmbad mit Fabiens Freund Alexandre (François-Eric Gendron) bekannt, und Blanche fühlt sich von dem selbstbewussten, gut situierten und aussehenden Ingenieur sofort angezogen, der gerade mit Adrienne (Anne-Laure Meury) liiert ist. Auch wenn Lea ihr ständig in den Ohren liegt, dass Alexandre gar nicht zu Blanche passen würde und ständig mit einer ganz anderen Art von Frauen gesehen werde, bemüht sich Blanche in ihrer zurückhaltenden Art, Alexandre näher zu kommen.
Allerdings schlägt sie die Gelegenheit aus, sich von Alexandre mal nach Hause fahren zu lassen, und begegnet stattdessen immer wieder Fabien, mit dem sie sich zum Windsurfen am See verabredet, während Lea übers Wochenende verreist. Zwar kommen sich Blanche und Fabien dabei näher und verbringen sogar die Nacht miteinander, doch für Blanche kommt es gar nicht in Frage, ihrer besten Freundin den Freund auszuspannen. Erst als sie nach Leas Rückkehr erfährt, dass sich Lea in einen anderen jungen Mann verliebt hat und zum wiederholten Male mit Fabien Schluss macht, werden die Beziehungskarten neu gemischt, denn Lea erfährt überraschenderweise, dass Alexandre auf sie steht …

Kritik: 

Nach dem Sprichwort „Die Freunde meiner Freunde sind auch meine Freunde“ präsentiert Rohmer mit dem abschließenden Film aus seinem Zyklus „Komödien und Sprichwörter“ einen ungewöhnlich fröhlichen Beziehungsreigen, der zwar nach wie vor sehr dialoglastig ausgefallen ist, aber nicht mehr von den existenziellen Fragen geprägt ist, mit denen der Filmemacher zuvor jeweils den Figuren seiner Filme bestimmte Konzepte zu den Vorstellungen über die Liebe zugeordnet hat. Schon sein vorangegangener Film „Das grüne Leuchten“ nahm Abschied von der zuvor proklamierten Skepsis gegenüber dem Gelingen monogamer Beziehungen, thematisierte Einsamkeit und Hoffnung und schloss mit einem Happy End zum Sonnenuntergang. „Der Freund meiner Freundin“ knüpft insofern an „Das grüne Leuchten“ an, als auch Blanche wie zuvor Delphine zu Beginn der Geschichte als zurückhaltende, einsame junge Frau eingeführt wird, doch während Delphine in ihrem Urlaub an immer andere Orte reist, die den Eindruck ihrer Einsamkeit noch verstärken, lernt Blanche durch ihre neue Freundin Lea schnell Fabien und Alexandre kennen.
Aus diesem Quartett, das durch Alexandres gegenwärtige Freundin Adrienne sogar zum Quintett wird, entwickelt Rohmer einen flüchtig-eleganten Reigen, der vor allem durch Leas Sprunghaftigkeit in ihren Gefühlen zu Fabien seine Dynamik gewinnt, denn erst Leas wechselnder Beziehungsstatus macht es für Blanche erst möglich, ihren eigenen Gefühlen zu folgen. Nicht nur die locker inszenierten Dialoge machen „Der Freund meiner Freundin“ zu einem Filmvergnügen, auch die Architektur der in den 1980er Jahren von Ricardo Bofill und Dani Karavan in der Optik der Renaissance am Reißbrett entwickelten Trabantenstadt Cergy-Pontoise und die entspannten Ausflüge in die Parks und an den See sorgen für eine entspannte Atmosphäre, die sich ebenso im Dekor und in den Farben (man achte vor allem auf die Kleidung der Protagonisten im Finale!) widerspiegelt.
"Der Freund meiner Freundin" in der IMDb

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