Hin und weg
Mitten in der nach wie vor sehr aktuellen Debatte um Sterbehilfe präsentierte Christian Zübert („Dreiviertelmond“, „Lommbock“) 2014 mit „Hin und weg“ ein Drama, das den unheilbar kranken Protagonisten auf eine letzte Reise schickt – mit seinen besten Freunden per Rad nach Belgien, wo er am Nordseestrand von Ostende seine Todesspritze erwartet. Allerdings ist dabei eher ein Feel-Good-Road-Movie mit dezentem Pop-Soundtrack geworden als eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit einem komplexen Thema.
Er leidet wie schon sein verstorbener Vater an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS (Amyotropher Lateralsklerose), die nach drei bis fünf Jahren zu einem Zusammenbruch des motorischen Nervensystems führt. Um nicht so elend zu sterben wie sein Vater, hat sich Hannes dazu entschlossen, im liberalen Belgien die dort angebotene Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Natürlich sind alle geschockt. Vor allem Fin verkraftet die Nachricht schlecht und beschwert sich, dass Hannes ihm nicht früher von dieser Diagnose erzählt hat. Er ist der Einzige, der die Tour nun doch nicht mitfahren will. Doch kurz nach dem Start schließt er sich doch noch seinem Bruder und dessen Freunden an. Unterwegs sorgt ein Gesellschaftsspiel für Abwechslung.
Reihum schreibt jeder seinem linken Sitznachbar in der Kneipe eine Herausforderung auf, die es während der Tour zu lösen gilt. So soll Finn einen Zeugen Jehovas schlagen, Womanizer Michael in Frauenkleidern ein Gespür dafür bekommen, wie man sich als Frau und Sexobjekt so fühlt, Kiki mit dem Fallschirm springen und Dominik an einem Gang Bang teilnehmen. Doch je näher sie Ostende kommen, desto deutlicher wird allen Beteiligten bewusst, wohin die Reise letztlich wirklich geht …
Nach dieser extrem kurzen Vorstellungsrunde wird es jedoch schnell ernst, als Hannes seinen Freunde und seiner Familie offenbart, warum es dieses Jahr ausgerechnet nach Belgien geht. Allerdings lässt das Drehbuch folglich eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema Sterbehilfe schmerzlich vermissen. Hannes‘ Leidensweg wird auf die rein körperliche Erschöpfung bei dem Radeln auf einer Steigung reduziert. Auf das Mitleid der ebenfalls anhaltenden Freunde will er gern verzichten.
Bevor es zu ernst wird, wälzen sich die Figuren nach einem Regenguss beim Zelten ausgelassen im Schlamm, hören auf dem Ghettoblaster entspannende Musik von Boy, Passenger, Ryan Keen, Ira May, Joyce Jonathan sowie Beatsteaks und erfreuen sich an der Erfüllung ihrer Aufgaben.
Es wirkt allerdings ziemlich platt, wenn Michael nach seinem Auftritt in Frauenklamotten in einer Disco auf einmal eine ernstere Frauenbekanntschaft macht, die die Truppe fortan begleitet, und Dominik und Mareike nach dem gemeinsamen Besuch eines Sexclubs wieder mehr zueinander finden. Schließlich wirkt auch das Prozedere der Sterbehilfe bei dem belgischen Arzt zu einer sentimentalen Farce, in der jeder mehr oder weniger tapfer Abschied von Hannes nimmt, der immerhin vorher noch seinen Freunden und vor allem seiner Frau anvertrauen konnte, dass er sich vor Todesangst in die Hosen mache. Zu mehr macht weder Hannes, leider aber der gesamte Film keine weiteren Angaben.
Den populären Darstellern kann hier kein Vorwurf gemacht werden. Aus dem stereotypen und oberflächlichen Drehbuch holen sie noch das Beste an Emotionen heraus, die aber durch die schönen Landschaftsbilder und den seichten Pop-Soundtrack zugekitscht werden.
"Hin und weg" in der IMDb
Inhalt:
Es ist eine liebgewonnene Tradition, dass Hannes (Florian David Fitz), seine Frau Kiki (Julia Koschitz) mit dem befreundeten Paar Dominik (Johannes Allmayer) und Mareike (Victoria Mayer) sowie dem Frauenhelden Michael (Jürgen Vogel) eine längere Fahrradtour unternehmen, deren Ziel jedes Mal von einem anderen Mitglied der Gruppe bestimmt wird. Dass sich Hannes, der dieses Jahr an der Reihe ist, sich gerade für Belgien entscheidet, löst bei den anderen Radlern keine Begeisterungsstürme aus. Doch im Haus seiner Mutter Irene (Hannelore Elsner), wo auch Hannes‘ Bruder Finn (Volker Bruch) zur Radlertruppe stößt, erklärt Hannes den anderen den Grund für sein zunächst ungewöhnlich erscheinendes Ziel.Er leidet wie schon sein verstorbener Vater an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS (Amyotropher Lateralsklerose), die nach drei bis fünf Jahren zu einem Zusammenbruch des motorischen Nervensystems führt. Um nicht so elend zu sterben wie sein Vater, hat sich Hannes dazu entschlossen, im liberalen Belgien die dort angebotene Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Natürlich sind alle geschockt. Vor allem Fin verkraftet die Nachricht schlecht und beschwert sich, dass Hannes ihm nicht früher von dieser Diagnose erzählt hat. Er ist der Einzige, der die Tour nun doch nicht mitfahren will. Doch kurz nach dem Start schließt er sich doch noch seinem Bruder und dessen Freunden an. Unterwegs sorgt ein Gesellschaftsspiel für Abwechslung.
Reihum schreibt jeder seinem linken Sitznachbar in der Kneipe eine Herausforderung auf, die es während der Tour zu lösen gilt. So soll Finn einen Zeugen Jehovas schlagen, Womanizer Michael in Frauenkleidern ein Gespür dafür bekommen, wie man sich als Frau und Sexobjekt so fühlt, Kiki mit dem Fallschirm springen und Dominik an einem Gang Bang teilnehmen. Doch je näher sie Ostende kommen, desto deutlicher wird allen Beteiligten bewusst, wohin die Reise letztlich wirklich geht …
Kritik:
Nach dem ersten Drehbuch von Ariane Schröder („Hinter dem Horizont“) nimmt sich Regisseur Christian Zübert nur die nötigste Zeit, die Figuren des allesamt ungewöhnlich stereotypen Freundeskreises vorzustellen, hier zunächst den unheilbaren kranken Hannes, der sich auf dem Hometrainer bis zur Erschöpfung abstrampelt und von seiner liebevollen Frau umsorgt wird, dort der sexuell frustrierte Dominik, der sich heimlich vor einem Internet-Porno einen runterholt, aber dann von seiner Frau ertappt wird. Schließlich wird das Ensemble von Michael abgerundet, von dem man nicht mehr wissen muss, als dass er seine unverbindlichen Liebschaften per Kurznachricht auf dem Handy in die Wüste schickt.Nach dieser extrem kurzen Vorstellungsrunde wird es jedoch schnell ernst, als Hannes seinen Freunde und seiner Familie offenbart, warum es dieses Jahr ausgerechnet nach Belgien geht. Allerdings lässt das Drehbuch folglich eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema Sterbehilfe schmerzlich vermissen. Hannes‘ Leidensweg wird auf die rein körperliche Erschöpfung bei dem Radeln auf einer Steigung reduziert. Auf das Mitleid der ebenfalls anhaltenden Freunde will er gern verzichten.
Bevor es zu ernst wird, wälzen sich die Figuren nach einem Regenguss beim Zelten ausgelassen im Schlamm, hören auf dem Ghettoblaster entspannende Musik von Boy, Passenger, Ryan Keen, Ira May, Joyce Jonathan sowie Beatsteaks und erfreuen sich an der Erfüllung ihrer Aufgaben.
Es wirkt allerdings ziemlich platt, wenn Michael nach seinem Auftritt in Frauenklamotten in einer Disco auf einmal eine ernstere Frauenbekanntschaft macht, die die Truppe fortan begleitet, und Dominik und Mareike nach dem gemeinsamen Besuch eines Sexclubs wieder mehr zueinander finden. Schließlich wirkt auch das Prozedere der Sterbehilfe bei dem belgischen Arzt zu einer sentimentalen Farce, in der jeder mehr oder weniger tapfer Abschied von Hannes nimmt, der immerhin vorher noch seinen Freunden und vor allem seiner Frau anvertrauen konnte, dass er sich vor Todesangst in die Hosen mache. Zu mehr macht weder Hannes, leider aber der gesamte Film keine weiteren Angaben.
Den populären Darstellern kann hier kein Vorwurf gemacht werden. Aus dem stereotypen und oberflächlichen Drehbuch holen sie noch das Beste an Emotionen heraus, die aber durch die schönen Landschaftsbilder und den seichten Pop-Soundtrack zugekitscht werden.
"Hin und weg" in der IMDb
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