Sisters - Die Schwestern des Bösen

Mit seinen ersten Filmen in Hollywood („Murder à la Mod“, „Greetings – Grüße“, „Dionysus in '69“, „Hi, Mom“ und „Hilfe, ich habe Erfolg!) war dem Autor und Regisseur Brian De Palma noch kein nennenswerter Erfolg beschieden, doch der unabhängige Produzent Edward R. Pressman glaubte an den jungen Filmemacher und ließ ihn für 500.000 US-Dollar die Hitchcock-Hommage „Sisters – Schwestern des Bösen“ inszenieren, mit der De Palma seinen internationalen Durchbruch feierte und die nun von Koch Media neu als Mediabook mit Blu-ray und DVD sowie einer Bonus-DVD veröffentlicht wird.

Inhalt: 

Nachdem das Fotomodell Danielle Breton (Margot Kidder) und der Werbeexperte Phillip Woode (Lisle Wilson) gemeinsam in der Fernsehsendung „Peeping Tom“ aufgetreten sind – sie als vermeintlich blinde junge Frau, die sich in einer Umkleide ungestört wähnt und sich ihrer Kleidung entledigt, während er sie still dabei beobachtet -, erhält Phillip einen Gutschein für ein Diner für zwei Personen im „African Room“, wofür sich Danielle als Begleiterin anbietet.
Als sich Danielle aber zusehends betrinkt, wird sie von ihrem hinter ihr sitzenden Ex-Mann Emil Breton (William Finley) aufgefordert, sich von ihr nach Hause fahren zu lassen, doch der Störenfried wird vom Personal zum Verlassen des Lokals begleitet, während Phillip die angetrunkene Danielle nach Hause fährt. Nach einer leidenschaftlichen Nacht endet das Rendezvous für Phillip allerdings tödlich. In einem tobsüchtigen Anfall streckt Danielle ihren Liebhaber mit mehreren Messerhieben nieder. Der Schwerverletzte kriecht noch blutend zum Fenster, wo er von der Journalistin Grace Collier (Jennifer Salt) beobachtet wird. Sie informiert umgehend die Polizei und betritt mit Detective Kelly (Dolph Sweet) und seinem Assistenten zusammen die Wohnung, in der sie den Mord beobachtet hat, doch sind in Danielles Wohnung keine Spuren eines Verbrechens zu erkennen. In der Zwischenzeit hat Emil Breton nämlich die Leiche mit Danielles Hilfe im ausziehbaren Sofa verstaut und die Blutspuren beseitigt. Doch die Journalistin will auch ohne die Unterstützung der Polizei das vertuschte Verbrechen aufklären und engagiert den Privatdetektiv Joseph Larch (Charles Durning), der nicht nur beobachtet, wie das Sofa von einer Spedition abgeholt und über die kanadische Grenze gebracht wird, sondern auch herausfindet, dass Danielle einen siamesischen Zwilling hatte, von dem sie getrennt worden ist. Ihre Schwester Dominique verstarb allerdings bei der Operation, worauf Danielle eine dissoziative Identitätsstörung entwickelte. Collier macht sich auf den Weg in die Klinik, in der Danielle schließlich behandelt wurde, und macht dort eine schreckliche Entdeckung …

Kritik: 

Brian De Palma ließ sich für „Sisters – Die Schwestern des Bösen“ (1972) von einem Zeitungsartikel in „Life“ über ein weibliches siamesisches Zwillingspaar inspirieren, vor allem von dem dazu abgedruckten Foto, auf dem die eine Schwester gesund und heiter aussieht, die andere aber verärgert. Aus dieser Konstellation heraus entwickelte De Palma eine vielschichtige Hommage an den großen Alfred „Master of Suspense“ Hitchcock, dessen Filmen er gleich mehrere Motive entlehnt hat. Bei der dissoziativen Persönlichkeitsstörung, die in „Sisters“ erstmals thematisiert wird, als Phillip am Morgen nach der Liebesnacht hört, wie Danielle mit einer anderen Frau spricht, kommt dem Zuschauer natürlich sofort „Psycho“ in den Sinn, aber der Mord an Danielles Liebhaber verweist natürlich auch auf „Das Fenster zum Hof“. Interessanterweise macht De Palma hier erstmals sehr geschickt vom Split Screen Gebrauch, wobei das Geschehen einmal aus der Perspektive des sterbenden Mannes innerhalb der Wohnung, gleichzeitig aber auch aus dem Blickwinkel der gegenüberliegenden Wohnung der Journalistin gezeigt wird.
Damit verlagert De Palma gekonnt die Erzählperspektive von der bisherigen Hauptfigur – die wie bei „Psycho“ viel zu früh stirbt – zur Journalistin, die daraufhin hartnäckig auf eigene Faust in dem Mordfall ermittelt. Das Sofa, in dem Phillips Leiche versteckt wird, wird dabei zum MacGuffin à la Hitchcock, wobei dieses Manöver dessen Film „Cocktail für eine Leiche“ entliehen ist, und wenn Larch am Ende des Films den Bestimmungsort des Sofas ausfindig gemacht hat, spielt das für den Ausgang der Geschichte schon keine Rolle mehr.
Interessant wird der Film vor allem mit dem Eintritt der forschen Journalistin in die Klinik, denn hier findet eine ungewöhnliche Verschmelzung von Danielle mit Grace Collier statt, so dass der siamesische Zwilling ihre Schwester zurückerhält. De Palma hat diese Geschichte sehr ökonomisch inszeniert und dabei auf ein bewährtes Ensemble zurückgegriffen, das bereits in seinen früheren Filmen zu sehen war. De Palma hat Jennifer Salt bereits in seiner Kurz-Dokumentation „Jennifer“ (1964) portraitiert und sie dann in „Murder à la Mod“ (1968), „The Wedding Party“ (1969) und „Hi, Mom!“ (1970) besetzt, in der Charles Durning die Hauptrolle verkörperte, und William Finley, der hier Danielles Ex-Mann/Psychiater spielt, war ebenso in „Murder à la Mod“, „The Wedding Party“, außerdem in „Dionysus ´69“ und in späteren De-Palma-Filmen wie „Das Phantom im Paradies“, „Schwarzer Engel“, „Teufelskreis Alpha“ und „Black Dahlia“ zu sehen.
Dazu sorgt der bemerkenswerte Score des langjährigen Hitchcock-Komponisten Bernard Herrmann („Psycho“, „Vertigo“, „Der unsichtbare Dritte“) für nervenaufreibende Spannung.
"Sisters - Die Schwestern des Bösen" in der IMDb

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