Ich, Tom Horn

Bevor Steve „Mr. Cool“ Queen am 7. November 1980 an den Folgen seiner Brustfellkrebserkrankung verstarb, drehte er noch zwei letzte Filme ab, den Action-Thriller „The Hunter“ und den Spätwestern „Ich, Tom Horn“, der auf dem finalen Lebensabschnitt der letzten Legende des alten Westens basiert und den Queen nach jahrelanger Vorbereitung selbst produzierte. Hier konnte der 50-jährige Hollywood-Star („Bullitt“, „Getaway“, „Papillon“) noch einmal in seiner Lieblingsrolle als cooler Einzelgänger überzeugen, für den kein Platz mehr in der Neuen Welt ist.

Inhalt: 

Thomas „Tom“ Horn (Steve McQueen) ist einer der letzten Helden des alten Westens, wurde vor allem als Indianerscout berühmt, der den legendären Apachenhäuptling Geronimo festgenommen hatte, unzählige Rodeokämpfe im Lassowerfen und dem Reiten wilder Pferde gewann, als Detektiv bei den berühmten Pinkertons arbeitete und sich einen Ruf als Kopfgeldjäger erwarb. Doch diese glorreichen Zeiten liegen längst hinter ihm. Im Jahre 1901 landet er in Hagerville, Wyoming, und legt sich in einer Bar mit dem „Gentleman“-Schwergewichtsboxer Jim Corbett und seinen drei Leibwächtern an. Der Viehbaron John Coble (Richard Farnsworth) peppelt den geschundenen Mann auf seiner Ranch auf und wird schließlich von Coble und anderen Ranchern dafür engagiert, den immer skrupelloseren Viehdieben in der Umgebung das Handwerk zu legen. Es bleibt ihm freigestellt, ob er die Täter nur festnimmt und dem Marshall Joe Belle (Billy Green Bush) übergibt oder tötet. Horn übt seinen Job äußerst gewissenhaft und erfolgreich aus, doch die praktizierte Selbstjustiz beginnt den Ruf der Rinderbarone zu schädigen, weshalb sie Horn wieder loswerden wollen. Auch die attraktive Lehrerin Glendolene Kimmel (Linda Evans) geht mit den Methoden des Mannes, mit dem sie eine Beziehung eingegangen ist, immer weniger konform. Als ein 15-jähriger Hirtenjunge mit dem gleichen Kaliber wie Horns Winchester erschossen wird, gerät natürlich Horn unter Verdacht. Belle, der früher selbst Kopfgeldjäger gewesen ist und ebenso gern den Job von Horn übernommen hätte, lockt Horn zu einer Unterredung in sein Büro und lässt das Gespräch heimlich von einem Reporter aufzeichnen, der Horns Aussage aber so verfälscht, dass der Staatsanwalt leichtes Spiel vor Gericht hat, wo Horn keine Anstalten macht, den Vorwürfen zu widersprechen …

Kritik:

Nach dem Drehbuch von Thomas McGuane („Duell am Missouri“, „33 Grad im Schatten“) und Bud Shrake („Der Cowboy“, „Schwingen der Angst“) hat der langjährige Fernsehregisseur William Wiard („Detektiv Rockford – Anruf genügt“, „Cannon“) in seinem Kinodebüt einen melancholischen Abgesang auf den alten Westen inszeniert. Steve McQueen hat bereits vier Jahre vor Drehbeginn mit persönlichen Recherchen und Besuchen von Stationen auf dem Weg von Tom Horns Leben begonnen und spielt den alternden Western-Helden mit der ihm eigenen Coolness.
Wiard beschränkt sich dabei auf Tom Horns letzter Station in einer Kleinstadt in Wyoming und macht bereits in den ersten Szenen deutlich, dass der alte Westen Geschichte ist. Von der Indianer-Legende Geronimo zeugt nur noch ein kleines Foto in einem Saloon, der von Herren in schicken Anzügen besucht wird, wohingegen Tom Horn in seiner Cowboy-Kluft wie ein Artefakt wirkt, der nicht nur eine ordentliche Tracht Prügel bezieht, sondern damit quasi auch gewaltsam aus einer Welt katapultiert wird, die es so nicht mehr gibt.
Nur die wunderschönen Landschaftsaufnahmen mit den in schillernden Farben leuchtenden Sonnenuntergängen, die der Oscar-prämierte John A. Alonzo („Chinatown“, „Die glorreichen Sieben“) auf beeindruckende Weise festgehalten hat, zeugen noch von dem Zauber der alten Welt, während die neue Welt von reichen Viehbaronen und skrupellosen Verbrecherbanden geprägt wird, die nicht mehr von Kopfgeldjägern niedergestreckt werden, sondern denen ordentlich der Prozess gemacht wird.
Steve McQueen lässt in seiner Darstellung keinen Zweifel daran, wie sehr er das wahre Vorbild für seine Rolle verehrt. Er macht deutlich, dass er sich mit dem Wandel der Welt abgefunden hat, in der es keinen Platz mehr für ihn gibt. Nachdem er seinen Job als Vertreiber von Viehdieben und seine letzte Liebe verloren hat, gibt es für ihn keinen Grund mehr weiterzuleben. Mit diesem melancholischen Abgesang auf den Wilden Westen haben Wiard und McQueen zwar kein Meisterwerk erschaffen, aber ein recht wortkarges, ruhig inszeniertes Drama mit ebenso humorvollen wie nachdenklichen Momenten.
"Ich, Tom Horn" in der IMDb

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