Hotel Noir

Der venezolanische Drehbuchautor und Regisseur Sebastian Gutierrez hat für sein Debüt mit dem Krimi-Drama „Judas Kiss“ (1998) zwar einen imposanten Cast mit Emma Thompson, Alan Rickman, Hal Holbrook, Til Schweiger und Philip Baker Hall gewinnen können, ist seitdem außer den Drehbüchern zu den wenig überzeugenden Horror-Werken „Gothika“ (2003), „Snakes on a Plane“ (2006) und „The Eye“ (2008) kaum nennenswert in Erscheinung getreten. Auch seine interessant besetzte Film-noir-Hommage „Hotel Noir“ (2012) kann getrost in die zweite Reihe im Videoregal abgelegt werden. 

Inhalt:

Eugene Portland (Danny DeVito) ist selbständiger Handwerker und montiert Duschtüren, was ihm aber nur in zwei Fällen die Möglichkeit bot, mit erotischen Avancen einsamer Hausfrauen konfrontiert zu werden. So bot ihm die attraktive Evangeline Lundy (Mandy Moore) an, ihr beim Duschen zuzusehen, doch letztlich lief die viel versprechende Episode nur darauf hinaus, dass sie sich an seiner Schulter ausweinte, um von ihren Problemen mit ihrem Mann zu erzählen, den sie über alles liebt, der aber nur selten zuhause ist. Etwas mehr Geschick scheint Eugene beim Malen von Hundebildern zu haben. Nun versucht er sich in seinem Hotelzimmer an einer Geschichte, in dem der Detective Felix (Rufus Sewell) im Mittelpunkt steht. Der hat sich nämlich in das attraktive Showgirl Swedish Mary (Malin Akerman) verliebt, die er mit seinem Kollegen Jim Logan (Robert Forster) observieren sollte. 
Um mit ihr ein neues Leben anzufangen, hat er berüchtigte Gangster bestohlen und sich mit ihr am Bahnhof verabredet, wo seine Geliebte allerdings nicht aufgetaucht ist. Als er im gegenüberliegenden Hotel ein Zimmer mietet, beobachtet er an der Bar die Sängerin Hanna Click (Carla Gugino) – sehr zum Missvergnügen ihres Freundes Vance (Kevin Connolly), der selbst Mühe hat, seine Spielschulden zu begleichen … 

Kritik:

Sowohl der Titel als auch die Schwarzweiß-Bebilderung winken dem Zuschauer mit dem Zaunpfahl, dass Sebastian Gutierrez mit „Hotel Noir“ eine Hommage an ein Filmgenre gedacht ist, das durch John Hustons „Die Spur des Falken“ (1941), Otto Premingers „Laura“ (1944) und Billy Wilders „Frau ohne Gewissen“ (1940) Furore gemacht und später Filmemacher wie Roman Polanski, Martin Scorsese, Claude Chabrol, David Fincher, Neil Jordan, Quentin Tarantino und Lawrence Kasdan beeinflusst hat. 
Gutierrez hat allerdings nur die typischen Zutaten aufgegriffen und sie uninspiriert zu einer wirren Geschichte zusammengefügt, die so in ihre Nebenerzählstränge zerfasert wird, dass jede Spannung im Keim erstickt wird. So wird Danny DeVito als Erzähler eingeführt und durch die Reinigungskraft Sevilla (Rosario Dawson) auch direkt mit der von ihm vorgetragenen Geschichte verknüpft, doch wirkt DeVito schon durch seine unkonventionelle Statur wie ein Fremdkörper in seiner eigenen Story. Die Hauptstory um den korrupten Cop – hier kommt ein weiteres Klischee des Film noir zum Tragen – zerfasert sich nicht nur in verschiedenen Zeitsprüngen, sondern auch in Begegnungen mit den unterschiedlichsten Frauen. Da spielt nicht nur Swedish Mary eine Rolle, sondern auch Sevilla (die sich gern auf den Betten der Hotelgäste ausruht und sich als Superhelden-Fan erweist und der Felix zufällig ein entsprechendes Kostüm schenkt, für das er keine Verwendung mehr hat) und die für drei Tage engagierte Hanna, der Felix schließlich seine Liebes- und Leidensgeschichte erzählt. 
Die Schwarzweiß-Fotografie ist zwar auch typisch für den Film noir und sieht an sich auch bei „Hotel Noir“ schick aus, wird aber nicht so künstlerisch mit dem Spiel von Licht und Schatten eingesetzt, wie es die großen Noir-Klassiker vorgemacht haben. So sind die attraktiven Malin Akerman („Billions“, „The Numbers Station“), Mandy Moore („This Is Us“, „Nur mit Dir“), Rosario Dawson („Sin City“, „Death Proof“) und Carla Gugino („American Gangster“, „Watchmen: Die Wächter“) zwar echte Hingucker und sorgen für etwas Femme-fatale-Flair, doch reicht die bloße Verwendung elementarer Noir-Zutaten nicht aus, um einen guten Film noir zu machen. 
Dafür hätte sich Gutierrez einfach eine bessere Geschichte einfallen lassen müssen. 

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