The Laundromat - Die Geldwäscherei

Im Jahr 2015 spielte ein anonymer Whistleblower unter dem Pseudonym John Doe einem deutschen Journalisten bei der Süddeutschen Zeitung Millionen von E-Mails, Briefen, Faxen, Gründungsurkunden, Kreditverträge und Bankauszüge des panamaischen Offshore-Dienstleisters Mossack Fonseca zu, worauf das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) die Daten auswertete und zusammen mit den Ergebnissen weiterer Recherchen – als die so benannten „Panama Papers“ - am 3. April 2016 in 76 Ländern gleichzeitig durch 109 Zeitungen, Fernsehstationen und Online-Medien publik machte. Wenig später wurden auch die Namen und Adressen von über 300.000 über Mossack Fonseca gegründete Briefkastenfirmen, Trusts, ihrer Vermittler sowie einiger Tausend Anteilseigner veröffentlicht. Die dadurch belegten Strategien zur (legalen) Steuervermeidung, aber auch der sträflichen Steuer- und Geldwäschedelikte hat Jake Bernstein in seinem Buch „Secrecy World“ aufgearbeitet, das die Grundlage für Steven Soderberghs Netflix-Produktion „The Laundromat – Die Geldwäscherei“ bildet. 

Inhalt: 

Als Ellen Martin (Meryl Streep) mit ihrem Mann Joe (James Cromwell) ihren 40. Hochzeitstag auf einem Ausflugsboot feiert, wird das Boot durch eine Flutwelle umgestürzt, Joe kommt bei dem Unfall ums Leben. Mit der fälligen Lebensversicherung will sich Ellen in Las Vegas ein Luxus-Apartment kaufen, doch dann erfährt sie, dass hinter der vermeintlich lukrativen Versicherungspolice gleich mehrere Briefkastenfirmen stecken, so dass sie nur mit einem Teil der ursprünglich vereinbarten Versicherungssumme rechnen kann. Ähnlich frustriert reagieren die beiden Veranstalter der Bootsfahrt (David Schwimmer, Robert Patrick), deren Flotte laut der Briefkastenfirma, die hinter der ursprünglichen Versicherungsgesellschaft steckt, unterversichert gewesen wäre, weshalb der Vertrag gekündigt worden sei. Ellen Martin will diese Schweinerei nicht auf sich beruhen lassen und stellt eigene Recherchen an, bis sie eine Adresse auf der kleinen Karibik-Insel Nevis ausfindig gemacht hat. Während des Flugs dorthin träumt sie kurz davon, mit einer Pumpgun das Bürogebäude zu stürmen, bis sie den bislang unerreichbaren Geschäftsmann Boncamper (Jeffrey Wright) zur Rechenschaft ziehen kann. Doch statt eines Bürogebäudes findet sie unter der angegebenen Adresse in Nevis nur eine Wand mit Briefkästen. Schließlich ist auch die Firma von Boncamper nur ein weiteres Konstrukt der Anwaltsfirma von Jürgen Mossack (Gary Oldman) und Ramón Fonseca (Antonio Banderas) … 

Kritik: 

Die Finanzkrise mit ihren weitreichenden Folgen nicht nur an der Wall Street, sondern auch für Hausbesitzer, die ihre Hypotheken nicht mehr bedienen konnten, und Anleger rund um den Globus hat schon einige bemerkenswerte Aufarbeitungen im Kino erlebt, besonders eindrucksvoll durch Oliver Stones „Wall Street, Adam McKays „The Big Short“ und Martin Scorseses „The Wolf of Wall Street“. Von Scorsese übernimmt Soderbergh die Idee, die Geschichte von den Verursachern erzählen zu lassen, in diesem Fall durch die windigen Geschäftsmänner Mossack und Fonseca, die den Zuschauern zu Beginn erst einmal im Schnelldurchlauf die Idee hinter Tauschgeschäften und Krediten nahe bringen. Doch für das Publikum werden die zunehmend abstrakten Strategien um Zahlungsversprechen erst durch ein tragisches Bootsunglück greifbar, als sowohl die Witwe eines Opfers als auch die Bootsbesitzer erfahren müssen, dass ihre Versicherungen durch die Briefkastenfirmen, die hinter den eigentlichen Versicherungsunternehmen stecken, letztlich wertlos geworden sind. 
Auch wenn Ellen Martin als wunderbare Identifikationsfigur im Mittelpunkt der Geschichte steht, schweift Soderbergh immer wieder ab, zurück zu Boncamper, der dem FBI am Flughafen von Miami gerade in dem Moment in die Hände fällt, als Ellen Martin nach ihren erfolglosen Investigationsausflug aus Nevis zurückkehrt, und zu Mossack und Fonseca, die erleben müssen, dass ein Datenleck unzählige Dokumente an die Öffentlichkeit geraten ließ. 
Doch „The Laundromat“ ist letztlich mit Episoden angereichert, die zwar das internationale Ausmaß der dubiosen Geschäftspraktiken von Mossack und Fonseca aufzeigen, aber den dramaturgischen Fluss immer wieder an Schwung verlieren lassen. Erst zum Schluss, als Meryl Streep vor dem Studio-Set des Films die Verkleidung ihrer Filmfigur abnimmt und von der Schauspielerin zur Privatperson wird, die auf die Notwendigkeit von Veränderungen in den Gesetzen hinweist, machen Soderbergh und sein Drehbuchautor Scott Z. Burns („The Bourne Ultimatum“, „Contagion“) auf die nach wie vor praktizierten Verfahren zur Steuervermeidung und die auch illegalen Schlupflöcher im Bankensystem aufmerksam. 

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