Flucht oder Sieg

Mit seinen ersten beiden „Rocky“-Filmen und den beiden Dramen „F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg“ und „Vorhof zum Paradies“ (beide 1978) hat sich Sylvester Stallone Ende der 1970er in kürzester Zeit zum Hollywood-Star gemausert. Er ist neben Michael Caine auch das Zugpferd in John Hustons Sport-Drama „Flucht oder Sieg“ (1981), das vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs den Wettkampf zwischen der Deutschen Wehrmacht und den Alliierten auf den Fußballplatz verlegt. 

Inhalt: 

Als der Kommandant eines deutschen Kriegsgefangenenlagers für Briten und US-Amerikaner Karl von Steiner (Max von Sydow) beobachtet, wie der ehemalige britische Profifußballer John Colby (Michael Caine) eine Mannschaft von Gefangenen beim Fußball trainiert, kommt ihm eine Idee, die auch bei der deutschen Führung Anklang findet: Im Pariser Stadion soll die Mannschaft der deutschen Wehrmacht gegen eine Auswahl der Alliierten ein Fußballspiel bestreiten. Was die Deutschen zu Propagandazwecken nutzen wollen, bietet der von Colby trainierten Mannschaft die Möglichkeit zur Flucht. Colby handelt bei dem deutschen Kommandanten nicht nur entsprechende Ausrüstung und Verpflegung für seine Spieler aus, sondern sorgt auch dafür, dass die Spieler zusammen untergebracht werden und durch Spieler aus den osteuropäischen Staaten, die ein inoffizielles Dasein in Arbeitslagern fristen, verstärkt werden. 
Beim Mannschaftsduschen setzt sich der US-Amerikaner Robert Hatch (Sylvester Stallone) ab und sucht den Kontakt zur französischen Résistance, die sich gern bereit erklären, den alliierten Gefangenen bei der Flucht zu helfen. Sie nutzen stillgelegte Abwasserkanäle, die unter dem Stadion entlanglaufen, um den Spielern in der Halbzeitpause den Weg nach draußen zu ermöglichen. Damit die Deutschen auf jeden Fall gewinnen, haben sie den Schiedsrichter aus der Schweiz entsprechend präpariert, und tatsächlich scheint alles nach Plan zu laufen. Zur Halbzeit führen die Deutschen mit 4:1. Doch als Hatch in der Halbzeit wie geplant den von der Résistance bereitgestellten Tunnel zur Flucht nutzen will, drängen ihn seine Kameraden, das Spiel fortzusetzen, da sie fest daran glauben, das Spiel noch gewinnen zu können … 

Kritik: 

Seit seiner Abenteuer-Komödie „Der Mann, der König sein wollte“ (1975) hat John Huston die wenig beachteten Filme „Der Ketzer“ (1979) und „Labyrinth der Angst“ (1980) abgeliefert, und auch „Flucht oder Sieg“ reihte sich 1981 in die Reihe weniger gelungener Werke des sonst so großartigen Regisseurs ein. Der Zweite Weltkrieg dient hier nur als Alibi, um den sportlichen Wettkampf mit ideologischem Ballast zu versehen, aber das Kriegsgeschehen spielt darüber hinaus keine Rolle. Stattdessen wird der sportliche Wettkampf zwischen den gegnerischen Kriegsparteien mit dem Plan zur Flucht der alliierten Mannschaft verbunden, um etwas Spannung in die Geschichte zu bringen. 
Im Gegensatz zu dem im leichten Ton artverwandten Klassiker „Gesprengte Ketten“ von John Sturges wird der Fluchtplan sowohl von Robert Hatch als auch seiner gesamten Mannschaft nur aufs Nötigste thematisiert. Weitaus mehr Raum nimmt der sportliche Wettkampf ein. Hier ist Huston insofern ein feiner Clou gelungen, als dass er nicht nur den brasilianischen Fußballstar Pelé für eine Nebenrolle gewinnen konnte, sondern weitere Fußballprofis wie Bobby Moore, Osvaldo Ardiles, Mike Summerbee, John Wark, Kazimierz Deyna, Hallvar Thoresen, Co Prins und Paul van Himst, während Profispieler des britischen Vereins Ipswich Town in der Aufstellung der Wehrmachtself zu sehen sind. 
So bekommt der Zuschauer immerhin ein launiges Fußballspiel mit aller Dramatik samt bösen Fouls, Elfmetern und Schiedsrichter-Fehlentscheidungen zu sehen, die aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Flucht oder Sieg“ ein eher schwaches Werk in der Filmografie von Huston darstellt. Da bleiben selbst Sylvester Stallone als Torwart und Michael Caine als Spieler-Trainer blass. 

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