Ich will mein Leben leben

Gleich mit seinem Regiedebüt „Die Spur des Falken“ (1941) nach einem Roman von Dashiell Hammett gelang John Huston ein großer Wurf und zugleich ein Meilenstein des Film noir. Ein Jahr darauf adaptierte Huston einen weiteren Roman, diesmal den 1942 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Roman „In This Our Life“ von Ellen Glasgow. Bette Davis und Olivia de Havilland spielen in dem Drama „Ich will mein Leben leben“ zwei gegensätzliche Schwestern. 

Inhalt: 

Die temperamentvolle Stanley Timberlake (Bette Davis) soll in wenigen Tagen den Rechtsanwalt Craig Fleming (George Brent) heiraten, unterhält aber eine Affäre mit dem Arzt Peter Kingsmill (Dennis Morgan), dem Mann ihrer weitaus ausgeglicheneren Schwester Roy (Olivia de Havilland). Roy bemerkt, dass sich das sonst immer so offene Verhältnis zu Stanley geändert habe, dann wird sie von der Ankündigung ihres Mannes überrascht, dass er zu einem Ärztekongress müsse. 
Als am nächsten Tag Asa Timberlake (Frank Craven), der Vater der beiden Schwestern, nach Stanley sucht und auch seinen Schwager William Fitzroy (Charles Coburn) befragt, ist dieser außer sich. Er hat Stanley immer großzügig unterstützt, wohl auch deshalb, weil er tiefere Gefühle für sie hegt, als es sich für einen Onkel geziemt. Wenig später stellt sich nicht nur heraus, dass Stanley mit Peter durchgebrannt ist, doch als der Alltag in die Ehe einzieht und Peter immer mehr Zuflucht in den Alkohol sucht, bringt er sich schließlich um. 
Obwohl Stanley ihrer Schwester den Mann ausgespannt und in den Tod getrieben hat, versucht Roy ihr beizustehen, über den Verlust hinwegzukommen. Tatsächlich betrauert die egoistische Stanley weniger den Verlust ihres Mannes, sondern ihre eigene Einsamkeit, weshalb sie sich wieder an Craig zu wenden versucht, der allerdings mittlerweile mit Roy liiert ist. Dennoch lässt sie nichts unversucht und schlägt ein Treffen am Abend in einer Bar vor. 
Als Craig nicht auftaucht, fährt sie wutentbrannt wieder nach Hause, überfährt dabei aber eine Frau mit ihrer Tochter. Die Mutter wird schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert, für ihre Tochter kommt jede Hilfe zu spät. Als die Polizei das Fluchtfahrzeug als den Wagen von Stanley identifiziert, behauptet Stanley, zur fraglichen Zeit schon wieder zuhause gewesen zu sein, den schwarzen Hilfsarbeiter Parry Clay aber noch gebeten habe, den Wagen aufzutanken. Roy glaubt ihrer Schwester ebenso wenig wie Craig, doch Stanley will es darauf ankommen lassen, dass ihr Wort vor Gericht gegenüber einem schwarzen Jungen mehr Gewicht haben würde … 

Kritik: 

Nachdem John Huston mit „Die Spur des Falken“ ein Meisterwerk abgeliefert hatte, bescherte er Warner Bros. mit dem Familiendrama „Ich will mein Leben leben“ gleich den nächsten Erfolg. Allerdings ist die Adaption des preisgekrönten Romans von Ellen Glasgow nicht durchweg gelungen. Der Film thematisiert vor allem die Beziehung zwischen den beiden charakterlich ganz unterschiedlichen Schwestern. Dabei überzeugt Olivia de Havilland („Vom Winde verweht“, „Die Schlangengrube“), die sich in John Huston schon zu Beginn der Dreharbeiten verliebt hat, als bodenständige und charakterlich starke Frau, die sich auch von den Intrigen ihrer Schwester nicht unterkriegen lässt. Dagegen neigt Bette Davis („Opfer einer großen Liebe“, „Alles über Eva“) in ihrer Rolle als egozentrischer und cholerischer Drachen schon zum Overacting, was allerdings durch das unglaubwürdige Drehbuch auch gefördert wird. 
Wie sie als verwöhnte junge Frau erst ihrer Schwester den Mann ausspannt, ihn in den Selbstmord treibt, die Liebe ihres Onkels schamlos ausnutzt, um immer mehr Geld aus ihm herauszupressen, nach einem von ihr verursachten Autounfall mit Todesfolge Fahrerflucht begeht und auch noch einen Unschuldigen dafür büßen lassen will, ist in Summe viel zu unglaubwürdig, um echte Dramatik zu erzeugen. Da gefällt Charles Coburn („Das Vermächtnis“, „Blondinen bevorzugt“) als ebenfalls selbstsüchtiger Onkel William, der sogar seinen Bruder aus dem gemeinsamen Geschäft auf betrügerische Weise gedrängt hat und sich selbst als weitaus geeigneteren Mann für Stanley hält als die rückgratlosen Craig und Peter, schon weitaus mehr. Mit einem wenig überzeugenden Drehbuch, kaum überzeugend charakterisierten Figuren und nur partiell glaubwürdigen Darstellerleistungen zählt „Ich will mein Leben leben“ eher zu den weniger geglückten Werken von John Huston

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