Misfits - Nicht gesellschaftsfähig

Nach seiner gelungenen Adaption des Herman-Melville-Klassikers „Moby Dick“ (1956) gingen die nächsten drei Produktionen unter der Regie von John Huston ziemlich unter, das Kriegs-Drama „Der Seemann und die Nonne“ (1957) ebenso wie das historische Abenteuer-Drama „Der Barbar und die Geisha“ (1958) und das Abenteuer-Drama „Die Wurzeln des Himmels“ (1958). Erst mit dem Spät-Western „Denen man nicht vergibt“ (1960) fand der Meisterregisseur zu alter Finesse zurück. Ein Jahr darauf inszenierte er mit „Misfits – Nicht gesellschaftsfähig“ ein starkes Drama mit Marilyn Monroe und Clark Gable in ihren jeweils letzten Rollen. 

Inhalt: 

Die Tänzerin Roslyn (Marilyn Monroe) hat genug davon, an der Seite ihres Mannes (Kevin McCarthy) zu leben, der ihr überhaupt keine Aufmerksamkeit schenkt, und will sich scheiden lassen. Sie kommt zunächst bei ihrer Freundin Isabelle (Thelma Ritter) unter, die sie zum Scheidungstermin nach Reno begleitet. Nach der vom Richter vollzogenen Trennung begießen die beiden unabhängigen Frauen Roslyns Start in ein neues Leben in einer nahe gelegenen Bar, wo sie den Mechaniker Guido (Eli Wallach) wiedersehen, die die beiden Damen nach Reno gefahren hat. Dabei lernen sie auch Guidos Freund, den bereits älteren Cowboy Gay (Clark Gable) kennen, der sofort Gefallen an der attraktiven Blondine findet. Die beiden Männer können die Damen überreden, sie zum Rodeo zu begleiten, doch zunächst feiern sie in Guidos noch nicht fertiggestellten Haus auf dem Lande. 
Seit seine Frau hier gestorben war, hat er dort die Zelte abgebrochen und sich in der Stadt eine Bleibe gesucht. Roslyn ist ganz fasziniert von der ursprünglichen Landschaft und der wundervollen Aussicht auf die Berge. Während der Whisky fließt, tanzen Guido und Roslyn ausgelassen miteinander, doch kommt der hartnäckig um Roslyn werbende Gay schließlich mit ihr zusammen. Auf dem Weg zum Rodeo gabeln Gay, Guido und Roslyn schließlich den abgebrannten Rodeo-Reiter Perce (Montgomery Clift) auf, der auch ein schnell ein Auge auf Roslyn wirft. 
Als er sich beim Rodeo sowohl beim Reiten auf dem Pferd als auch auf dem Stier verletzt, ist Roslyn ganz krank vor Sorge. Doch als die drei Männer in der Prärie Jagd auf Wildpferde machen, spitzt sich die Beziehung zwischen Roslyn und den drei Männern zu … 

Kritik:

Dass Marilyn Monroe mehr als nur ein blondes Pin-up-Girl gewesen ist, das den Männern in ihren Filmen den Kopf verdrehte, hat sie schon vorher – beispielsweise in „Niagara“ (1953) oder „Bus Stop“ (1956) – bewiesen, aber es ist ihre letzte Rolle in John Hustons „Misfits – Nicht gesellschaftsfähig“, die Monroe endgültig als Charakterdarstellerin etablierte. Das ist vor allem ihrem damaligen Ehemann, dem Dramatiker Arthur Miller („Hexenjagd“, „Tod eines Handlungsreisenden“) zu verdanken, der Monroe die Rolle der feinfühligen wie selbstbewussten Roslyn auf den Leib geschrieben hatte. 
„Misfits“ ist dabei weit mehr als das Buhlen dreier ganz unterschiedlicher Männer um eine attraktive junge Blondine. Es geht vor allem um einsame Männer, die sich nach einer neuen Frau in ihrem Leben sehnen, aber auch um den Verlust traditioneller Werte, die der zivilisierten Moderne geopfert werden. Wurden die Wildpferde früher gefangen, um sie Kindern zum Geschenk zu machen, sind diese mittlerweile eher an den Fahrgeschäften auf dem Jahrmarkt interessiert, während die gefangenen Pferde mittlerweile zu Hundefutter verarbeitet werden. 
Die drei Männer, die Roslyn nach ihrer Scheidung kennenlernt, eint, dass sie derzeit keine Frauen an ihrer Seite haben. Guido schwärmt Roslyn noch von der Großartigkeit seiner Frau vor, doch entlarvt Roslyn das vermeintlich liebevolle Verhalten des leidenschaftlichen Piloten als pures Selbstmitleid. Perce hat schließlich nichts und niemanden in seinem Leben, kann durch seine Mitleidstour aber auch nicht bei Roslyn punkten. Das gelingt zwar dem alternden Cowboy und Frauenhelden Gay, doch mit der Zeit tun sich immer größere Gräben zwischen den beiden auf. 
Huston und sein Kameramann Russell Metty („Spartacus“, „Der Omega-Mann“) haben das dialoglastige Drama in packende Schwarz-Weiß-Bilder gepackt, Alex North („Endstation Sehnsucht“, „Cleopatra“) sorgte für die einfühlsame musikalische Untermalung. Am deutlichsten bleiben jedoch die Darstellerleistungen im Gedächtnis. Clark Gable („Meuterei auf der Bounty“, „Vom Winde verweht“), der kurz nach den Dreharbeiten einem Herzinfarkt erlag, überzeugt als alternder Cowboy, der feststellen muss, dass sein Charme allein bei den selbstbewussten jungen modernen Frauen nicht mehr ausreicht, um eine tiefere Beziehung aufbauen zu können, dass er aber auch Abschied von seinem bisherigen Leben nehmen muss. Aber auch Eli Wallach („Zwei glorreiche Halunken“, „Die glorreichen Sieben“) und Montgomery Clift („Freud“, „Verdammt in alle Ewigkeit“) verkörpern ihre jeweils ganz unterschiedlichen Männerrollen bravourös. Doch vor der großen Mariyln Monroe müssen sie letztlich alle kapitulieren. 

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