Sein Mädchen für besondere Fälle
Nachdem Howard Hawks mit Hollywood-Star Cary Grant bereits sehr erfolgreich die beiden romantischen Komödien/Dramen „Leoparden küsst man nicht“ (1938) und „SOS Feuer an Bord“ (1939) inszeniert hatte, kam es ein weiteres Jahr später bei „Sein Mädchen für besondere Fälle“ erneut zu einer schönen Zusammenarbeit, als Hawks das Theaterstück „The Front Page“ von Ben Hecht und Charles MacArthur adaptierte, das bereits 1931 von Lewis Milestone verfilmt worden war und 1974 noch einmal von Billy Wilder unter dem Titel „Extrablatt“ mit Walter Matthau und Jack Lemmon in den Hauptrollen aufgegriffen worden ist.
Inhalt:
Bevor Hildy Johnson (Rosalind Russell) mit ihrem Verlobten, dem Versicherungskaufmann Bruce Baldwin (Ralph Bellamy) nach Albany reist, um ihn dort am nächsten Tag zu heiraten, will sie noch von ihrem Ex-Mann, dem charmanten wie durchtriebenen „The Morning Post“-Herausgeber Walter Burns (Cary Grant), Abschied nehmen. Da er nach wie vor an Hildy sowohl als Journalistin als auch Frau hängt, setzt er geschickt alle Hebel in Bewegung, um Hildy noch zum Bleiben zu bewegen. So schlägt er dem zukünftigen Brautpaar bei einem gemeinsamen Essen im Restaurant vor, dass er bei Bruce eine Lebensversicherung mit Hildy als Begünstigte abschließt, wenn Hildy im Gegenzug ein Interview mit dem zum Tode verurteilten Earl Williams (John Qualen) im Gefängnis führt, wo er noch ein letztes psychiatrisches Gutachten über sich ergehen lassen muss.
Nachdem Bruce von Walter in der Zeitungsredaktion einen beglaubigten Scheck über 2500 Dollar erhalten hat und ihn auf Anraten seiner zukünftigen Braut in seinem Hut versteckt, macht sich Hildy auf den Weg zum Schwurgericht, wo sie zunächst ein Interview mit dem Todeskandidaten arrangiert und danach im Pressezimmer in Anwesenheit ihrer Kollegen ihren Artikel schreibt und darin auf die psychische Verfassung des Verurteilten hinweist, der eine Verurteilung zum Tode verbiete. Als sie aber erfährt, dass Bruce überfallen wurde, ahnt sie, dass Walter den Diebstahl des Schecks arrangiert hat, ruft ihn wutentbrannt an und zerreißt am Telefonhörer ihren bereits geschriebenen Artikel.
Bei der Anhörung durch den Psychiater Dr. Egelhoffer (Edwin Maxwell) und Sheriff Peter B. „Pinky“ Hartwell (Gene Lockhart) kommt Williams in den Besitz der Waffe des Sheriffs und schießt sich den Weg frei, landet jedoch im Pressezimmer, wo Hildy und auch Walter alles daran setzen, den Flüchtigen in die Zeitungsredaktion zu bringen, um eine Exklusivstory mit ihm bringen zu können …
Kritik:
Während der Howard-Hawks-erprobte Cary Grant als männliche Hauptrolle gesetzt war, gestaltete sich die Besetzung der weiblichen Hauptrolle schwieriger, denn sowohl Irene Dunne und Katharine Hepburn als auch Margaret Sullavan, Jean Arthur und Carole Lombard sagten ab, ehe Rosalind Russell („Die Frauen“) den Zuschlag bekam. Indem Hawks und sein Drehbuchautor Charles Lederer („Frankie und seine Spießgesellen“, „Blondinen bevorzugt“) die ursprünglich ebenfalls männliche Hauptrolle durch eine Frau besetzten, brachten sie noch eine romantische Komponente in die Story ein, die dem Film seinen besonderen Reiz verleiht.
Schon beim Eintreffen Hildys in dem Büro ihres Ex-Mannes und eigentlich Noch-Arbeitgebers wird schnell deutlich, dass Hildys Verlobter nur die zweite Geige spielen wird, denn das amüsante Geplänkel zwischen den beiden dokumentiert schon, wie sehr die beiden noch aneinanderhängen. Danach folgt eine turbulente Story, die sich wie im Theater nahezu nur im Pressezimmer des Schwurgerichts abspielt, wo die Journalisten Karten spielen und gelegentlich ihren Redaktionen per Telefon meist hanebüchene Versionen der zu erzählenden Geschichte übermitteln.
Neben dem wenig schmeichelhaften Bild, das „Sein Mädchen für besondere Fälle“ von der Sensationspresse zeichnet, stehen aber die gewitzten Bemühungen von Walter im Vordergrund, seine nach wie vor geliebte Hildy nicht nach Albany reisen zu lassen, wo sie sich eigentlich ein normales Leben abseits des hektischen Lebens bei der Zeitung einrichten wollte, doch natürlich stellt sie bei ihren unermüdlichen Bemühungen um das Wohl von Earl Williams fest, dass das hektische Treiben um sensationelle Geschichten an der Seite von Walter doch ihr Ding ist.
Das erstmals praktizierte Übereinanderlagern von Dialogen fordert dem Publikum einiges ab, unterstreicht aber die temporeiche gewitzte Inszenierung, in der die beiden sichtlich gut aufgelegten Cary Grant und Rosalind Russell wunderbar miteinander harmonieren.
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