Das Todeshaus am Fluss

Fritz Lang war vor seiner Flucht aus Nazi-Deutschland über Paris in die USA für Meisterwerke wie „Dr. Mabuse, der Spieler“ (1922), „Die Nibelungen: Siegfrieds Tod“ (1924), „Metropolis“ (1927) und „M - Eine Stadt sucht einen Mörder“ (1931) verantwortlich und wurde in Hollywood von MGM unter Vertrag genommen, wo er neben dem Western „Rache für Jesse James“ (1940) vor allem hochklassige Film noirs wie „Blinde Wut“ (1936), „Gehetzt“ (1937), „Ministerium der Angst“ (1944) und „Gefährliche Begegnung“ (1944) realisierte. Sein schwieriger Umgang mit den Darstellern, Streit mit verschiedenen Produzenten und der Flop seines Films „Geheimnis hinter der Tür“ (1947) führten dazu, dass er 1950 „Das Todeshaus am Fluss“ bei dem kleinen Studio Republic Pictures ohne größere Stars realisierte – und wieder zu alter Stärke zurückfand. 
 

Inhalt: 

Während seine Frau Marjorie (Jane Wyatt) in die Stadt gefahren ist, arbeitet der erfolglose Schriftsteller Stephen Byrne (Louis Hayward) im Garten seines Hauses mit Blick auf den Fluss an seinem neuen Manuskript. Als seine Nachbarin Mrs. Ambrose (Ann Shoemaker) sich beschwert, dass der Fluss wieder Tierkadaver an ihren Grundstücken vorbeiführt, bringt Byrnes neue Haushälterin Emily Gaunt (Dorothy Patrick) die Post mit einem wieder mal abgelehnten Manuskript. Da der Abfluss der Badewanne im Erdgeschoss noch immer verstopft ist und der Installateur wohl nicht mehr an diesem Tag kommen wird, bietet Stephen der jungen Frau an, das Badezimmer oben zu benutzen. 
Nach dem Bad benutzt Emily das Parfüm von Marjorie, Stephen gönnt sich im Parterre zwei Whiskeys und nähert sich der aufgeschreckten Haushälterin auf ungebührliche Weise. Als sie nach einem Kuss um Hilfe zu schreien beginnt, erwürgt Stephen die junge Frau, um die sich nähernde Mrs. Ambrose nicht zu alarmieren. Schließlich taucht Stephens Bruder auf, der hinkende Buchhalter John (Lee Bowman). 
Statt die Polizei zu alarmieren, hilft John seinem Bruder einmal mehr aus der Klemme, nachdem er Stephen bereits seinen aufwendigen Lebensstil mitfinanzierte. Zusammen hieven sie die Leiche in einen Sack und versenken sie mit einem Anker beschwert im Fluss. John bekommt daraufhin Gewissensbisse und zieht sich völlig aus der Gesellschaft zurück, lässt nicht mal seine innig geliebte Schwägerin an sich heran. Dagegen macht Stephen das mysteriöse Verschwinden von Emily für sich zunutze und kann durch die Erwähnung seines Namens in den Zeitungen den Verkauf seiner Bücher ankurbeln. Für sein nächstes Buch befolgt Stephen den Rat, dass große Bücher nur dann entstehen, wenn der Autor seinen eigenen Erfahrungsschatz verarbeitet. 
Wie besessen macht sich Stephen an die Arbeit zu seinem nächsten Buch, mit dem er den Mord an Emily thematisiert, doch entfremdet er sich durch seine aufbrausende Art immer mehr von seiner Frau. Als Emilys Leiche wieder auftaucht, kommt es zu einem Prozess, bei dem John in den Fokus der Ermittlungen gerät, denn der Sack, der Emilys Leichnam eingehüllt hat, trug John Byrnes Namen … 

Kritik: 

Fritz Lang (1890-1976) inszenierte den Film noir „Das Todeshaus am Fluss“ nach dem 1921 veröffentlichten Roman „The House by the River“ des britischen Autors A. P. Herbert und erwies sich als Meister der stimmungsvollen Bilder. Die Geschichte erzählt vor allem das konfliktreiche Verhältnis zwischen zwei ungleichen Brüdern. Auf der einen Seite steht der vermeintlich charmante Schriftsteller, der ein großes Haus am Fluss mit einer wunderbaren Frau bewohnt und sich keine Sorgen um seinen Lebensstil oder den Erfolg seiner Bücher machen muss, weil sein Bruder für ihn sorgt. Ebenso leicht, wie der erfolglose Schriftsteller sich von seiner neuen Haushälterin erregen lässt, vermag er sich ihrer auch zu erledigen, als sie sein Begehren nicht erwidert. Und statt Verantwortung für seine Tat zu übernehmen, zieht er nicht nur seinen Bruder als Mittäter in das Verbrechen hinein, sondern nutzt auch noch den Umstand, dass der Sack mit Johns Namen versehen ist, dazu, ihm die Schuld in die Schuhe zuzuschieben. 
Dem skrupellosen Schriftsteller steht ein körperlich versehrter, moralisch aber aufrechter Bruder entgegen, der tiefe Gefühle für die Frau seines Bruders empfindet und am Boden zerstört ist, als die Untersuchung von Emilys Tod ihn in den Augen der Öffentlichkeit zum mutmaßlichen Täter abstempelt. Lang hat die Unterschiedlichkeit der beiden Brüder und auch die zwei Gesichter von Stephen Byrne durch das geschickte Spiel mit Licht und Schatten und durch die passende Wahl der Kulissen und Ausstattung herausgearbeitet, so dass eine viktorianische Atmosphäre entsteht, die sich vor allem in den Nachtszenen deutlich abzeichnet. 
Auch wenn die Geschichte recht vorhersehbar verläuft, zählt „Das Todeshaus am Fluss“ zu den besten Arbeiten, die Lang in den USA realisiert hat, konnte er bei dem kleinen Studio mit seinem (noch) großen Namen trotz des geringen Budgets den Film ganz nach seinen Vorstellungen inszenieren.  

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