Desert Fury - Liebe gewinnt

Lewis Allen fiel bereits mit seinen frühen Noirs „Der unheimliche Gast“ (1944) und „Der Tod wohnt nebenan“ (1945) positiv auf. 1947 bekam er die Gelegenheit, für den frisch von Warner Bros. gekommenen, nun bei Paramount wirkenden Produzenten Hal B. Wallis den Roman „Desert Fury“ von Ramona Stewart zu verfilmen. Neben einem starken Cast, zu dem neben dem noch jungen Burt Lancaster auch die noch jüngere Lizabeth Scott, Wendell Corey und Mary Astor zählen, punktet „Desert Fury – Liebe gewinnt“ mit für einen Film noir ungewöhnlich satten Technicolor-Farben und einer dramatischen Musik von Oscar-Preisträger Miklós Rózsa („Ben Hur“, „Frau ohne Gewissen“). 

Inhalt: 

Während ihre Mutter Fritzi Haller (Mary Astor) mit ihrem Spielcasino in der kleinen Wüstenstadt Chuckawalla, Nevada, alle Fäden in der Hand hält, bereitet ihr ihre 19-jährige Tochter Paula (Lizabeth Scott) nur Sorgen. Nachdem die junge Frau mal wieder von der Schule geflogen ist, quartiert sie sich in dem luxuriösen Anwesen ihrer Mutter ein, fängt aber bald an, sich zu langweilen. Der sympathisch Hilfssheriff Tom (Burt Lancaster) hat zwar ein Auge auf die quirlige blonde Schönheit geworfen, doch findet Paula den gerade in der Stadt eingetroffenen Berufsspieler Eddie Bendix (John Hodiak) viel interessanter. Sie sind sich ausgerechnet an der Brücke das erste Mal begegnet, an der Eddie seine Frau verloren hat, offenbar nach einem Unfall, doch scheint es nicht ganz auszuschließen zu sein, dass jemand nachgeholfen haben könnte. Eddie findet auch gleich Gefallen an der kessen Blondine, was nicht nur Tom sauer aufstößt, sondern auch Eddies Freund Johnny Ryan (Wendell Corey) und vor allem Fritzi, die bereits eine Affäre mit Eddie hinter sich hat. 
Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Fritzi und Paula auf der einen und zwischen Eddie und Johnny (und Paula) auf der anderen Seite, wobei Tom ganz außen vor steht und eigentlich nur davon träumt, eines Tages eine eigene Ranch zu besitzen und Paula zur Frau zu nehmen. Paula wiederum weiß weder um die gemeinsame Vergangenheit von Fritzi und Eddie, noch von dem tragischen Tod von Eddies Frau an der Brücke. Erst als Johnny keinen anderen Ausweg mehr sieht, die Beziehung zwischen Eddie und Paula zu torpedieren, klärt er Paula über ein dunkles Geheimnis auf … 

Kritik: 

Zwar sind es die für den klassischerweise in kontrastreichen Schwarzweißbildern gedrehten Film noir ungewöhnlich leuchtenden Technicolor-Farben, die „Desert Fury – Liebe gewinnt“ zunächst so attraktiv machen, doch sehr schnell sorgen die komplexen psychologischen Figuren und ihre Beziehungen zueinander für eine Verlagerung der Aufmerksamkeit des Zuschauers. Allein die konfliktreiche Mutter-Tochter-Beziehung bietet eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten, aus denen man ein Drama entwickeln könnte. Da kommt die Ankunft der beiden Freunde Eddie und Johnny gerade recht, um den Ball ins Rollen zu bringen. 
Für die nach Aufregung lechzende Paula stellen die aus der Großstadt kommenden Männer eine besondere Herausforderung dar, denn als Spieler scheint sich Johnny mit den Verlockungen und Abgründen auszukennen, die hier in der Einöde der Wüste nichts verloren haben. Doch die Aufarbeitung der Vergangenheit setzt eine Kette von dramatischen Ereignissen in Gang, in der dunkle Geheimnisse gelüftet werden und brutale Gewalt immer stärker an die Oberfläche dringt. Die blonde Paula wirkt dabei alles andere wie eine Femme fatale, sondern nur als junge und zugebenermaßen attraktive und kokettierende Frau, die ihr langweiliges, von ihrer Mutter kontrolliertes Leben mit Aufregung würzen will. Dass sie dabei ausgerechnet an den ehemaligen Geliebten ihrer Mutter gerät, macht die Ausgangssituation ebenso interessant wie die offensichtliche homoerotische Beziehung zwischen Eddie und Johnny. 
In diesem von offenen wie unausgesprochenen Konflikten geprägten Quartett von Mutter/Tochter und Eddie/Johnny wirkt Burt Lancaster als wohlmeinender Hilfssheriff Tom leider sehr blass. Er muss fast tatenlos das Feld den anderen vier Spielern überlassen. Robert Rossen („Die wilden Zwanziger“, „Die seltsame Liebe der Martha Ivers“) hat die interessanten psychischen Aspekte dieser ungewöhnlichen Figuren-Konstellation in seiner Drehbuch-Adaption gut herausgearbeitet. Vor allem Wendell Corey („Das Fenster zum Hof“, „In Rache vereint“) überzeugt in seinem Spielfilmdebüt als Eddies dunkle Seite, und auch Lizabeth Scott („Späte Sühne“, „Die seltsame Liebe der Martha Ivers“) verkörpert die lebenshungrige Paula großartig, wobei Mary Astor („Die Spur des Falken“, „Abenteuer in Panama“) als ihre verzweifelte Mutter ebenfalls stark auftritt. 
Die Technicolor-Farben sind teilweise zwar etwas dick aufgetragen, die von Edith Head bereitgestellten Kostüme gerade für Lizabeth Scott etwas zu bunt und auch der Score von Rózsa gelegentlich zu überladen arrangiert, aber von diesen kleinen Schwächen abgesehen bietet „Desert Fury – Liebe gewinnt“ kurzweilige, wenn auch nicht immer rund inszenierte Noir-Spannung, die mehr Fragen offen lässt als sie zu beantworten. 

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