Lebensgier
In den 1940er und 1950er Jahren zählte Fritz Lang („M: Eine Stadt sucht einen Mörder“, „Das Testament des Dr. Mabuse“) zu den produktivsten und besten Regisseuren des Film-noir-Genres. Neben „Blinde Wut“, „Ministerium der Angst“ und „Heißes Eisen“ zählt auch das 1954 inszenierte Remake „Lebensgier“ von Jean Renoirs „Bestie Mensch“ (1938) dazu. Mit Glenn Ford und Gloria Grahame standen Lang auch noch die Hauptdarsteller aus „Heißes Eisen“ wieder zur Verfügung.
Als der Lokführer Jeff Warren (Glenn Ford) nach über drei Jahren aus dem Koreakrieg zurückkehrt, wartet nicht nur sein alter Job bei der Central National Railroad auf ihn, sondern auch sein altes Zimmer bei seinem Kollegen Alec Simmons (Edgar Buchanan) und dessen Frau Vera (Diane DeLair). Überrascht ist Jeff nur darüber, dass die Tochter seiner Vermieter, Ellen (Kathleen Case), mittlerweile zu einer attraktiven Frau herangereift ist, die offenbar tiefe Gefühle für den Kriegsveteran hegt. Doch Jeff will sich erst einmal in Ruhe wieder einleben und erfährt, dass sein Kollege Carl Buckley (Broderick Crawford) mittlerweile zum Stellvertreter des wortkargen und knurrigen Bahnleiters John Thurston (Carl Lee) aufgestiegen ist, über den rauen Umgangston in seiner verantwortungsvollen Position aber alles andere als glücklich ist. Das führt wenig später zu einer lautstarken Auseinandersetzung an deren Ende Thurston seinen Stellvertreter feuert.
Buckley ist daraufhin so verzweifelt, dass er seine junge Frau Vicki (Gloria Grahame) bittet, ihre gute Beziehung zum Firmenchef John Owens (Grandon Rhodes) nutzt, um ihren Mann wieder zurück in seinen Job zu bringen. Zwar freut sich Buckley, dass Vicki in dieser Mission erfolgreich gewesen ist, doch als er erfährt, dass sie mit Owens geschlafen hat, rastet er aus und bringt Owens um.
Vicki will daraufhin nicht mehr mit ihrem Mann zusammenleben und beginnt eine Affäre mit Jeff und drängt ihren Geliebten wiederum dazu, ihren Mann umzubringen, damit sie gemeinsam ein neues Leben beginnen können …
Kritik:
Lang verfilmte mit „Lebensgier“ den 1890 veröffentlichten Roman „La bête humaine“ von Émile Zola und arbeitet perfekt vor allem das Ehedrama zwischen dem temperamentvollen Carl Buckley und seiner attraktiven und willensstarken Frau Vicki heraus, wobei Drehbuchautor Alfred Hayes („Die linke Hand Gottes“, „Heiße Erde“), mit dem Lang bereits an „Vor dem neuen Tag“ zusammenarbeitete, gerade die messerscharfen Dialoge zwischen den beiden hervorragend auf den Punkt brachte.
Broderick Crawford („Der Mann, der herrschen wollte“, „Blutgeld“) und Gloria Grahame („Ein einsamer Ort“, „Stadt der Illusionen“) tragen das von Eifersucht, Verrat und Manipulation geprägte Drama nahezu allein auf ihren Schultern, während Glenn Ford („Gilda“, „Die unteren Zehntausend“) den gut gelaunten, aber etwas oberflächlichen Kriegsheimkehrer mimt, der erst einmal nur das Leben mit Kino und gutem Essen genießen möchte, ohne in amouröse Verstrickungen zu geraten.
Die durchweg packende und gewohnt meisterhafte Inszenierung von Fritz Lang und seinem Kameramann Burnett Guffey („Verdammt in alle Ewigkeit“, „Bonnie und Clyde“) sowie der dramatische Score von Daniele Amfitheatrof („Der Mann ohne Gesicht“, „Flammendes Tal“) tragen ihren Teil dazu bei, „Lebensgier“ zu einem absolut sehenswerten Spät-Film-noir zu machen, der sich vor Renoirs Film mit Jean Gabin, Simone Simon und Julien Carette in den Hauptrollen überhaupt nicht zu verstecken braucht.
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