Der kleine Cäsar

Mervyn LeRoy hat seine Hollywood-Karriere in der Kostüm-Abteilung, im Fotolabor und als Kameraassistent begonnen, ehe er als Gag-Schreiber und Teilzeit-Schauspieler in Stummfilmen auftrat. Seine Regiekarriere nahm Ende der 1920er Jahre mit leichten Filmen ihren Anfang, ehe er 1931 mit „Der kleine Cäsar“ einen Klassiker schuf, der das Genre des Gangsterfilms maßgeblich mit zum Erfolg verhalf und Edward G. Robinson in einer beeindruckenden Hauptrolle präsentierte. 

Inhalt: 

Enrico Bandello (Edward G. Robinson) hat das Dasein als Kleinganove im Nirgendwo satt und möchte stattdessen bei den Großen mitspielen. So zieht er mit seinem Freund Joe Massara (Douglas Fairbanks Jr.) nach Chicago, wo Joe seinen Traum verwirklicht, seinen Lebensunterhalt als Tänzer zu verdienen, und Rico bei der Gangstergröße Sam Vettori (Stanley Fields) anheuert. 
Rico setzt alles daran, selbst zu einem großen Gangster zu werden, und ist maßgeblich an dem Coup beteiligt, in der Silvesternacht ausgerechnet den „Bronze Peacock Night Club“ zu überfallen, in dem Joe mit seiner neuen Freundin Olga Stassof (Glenda Farrell) angestellt ist und Schmiere stehen soll. Zwar gelingt der Überfall, aber Rico ist mit der Waffe zu schnell zur Hand und trifft den Polizeikommissar McClure tödlich. Joe nimmt diesen Zwischenfall als Anlass, sich von seinem alten Freund Rico loszusagen, doch fällt es ihm schwer, seine kriminelle Vergangenheit und die Verbundenheit zu Vettoris Bande ganz abzuschütteln. 
Da Sergeant Flaherty (Thomas E. Jackson) alles unternimmt, um Vettori mit dem Überfall auf den Club von Monsieur De Voss (Armand Kaliz) in Verbindung zu bringen, muss Rico erst einmal untertauchen. Ihm gelingt es allerdings auch, nicht nur Vettoris Posten als Bandenboss zu übernehmen, sondern auch Pete Montana (Ralph Ince) als Herrscher über den Norden der Stadt abzulösen. 

Kritik: 

Nach dem gleichnamigen Roman von William Riley Burnett hat Mervyn LeRoy mit „Little Caesar“ 1931 den Prototypen des Gangsterfilms ins Leben gerufen und Edward G. Robinson den Durchbruch als Schauspieler beschert. Dabei ist „Der kleine Cäsar“ in inszenatorischer Hinsicht nicht mal besonders innovativ. Mit dem Aufkommen des Tonfilms seit „The Jazz Singer“ im Jahr 1927 profitiert LeRoys Film vor allem davon, dass das beängstigende Maschinengewehrfeuer zu hören ist und so die Dramatik erhöht. Aber Kameraführung und Beleuchtung fallen sehr konventionell aus, die Charakterisierungen und der Plot bleiben bei nicht mal 80 Minuten Laufzeit auf das Nötigste beschränkt. 
Interessant ist vor allem der Umstand, dass sich „Der kleine Cäsar“ ganz offen an dem Vorbild des in den Medien omnipräsenten Gangsterbosses Al Capone orientiert, dem Edgar G. Robinson auch optisch ähnlich sieht. Der Film erzählt ohne große Wendungen und Überraschungen die Geschichte vom Aufstieg und Fall eines Gangsters, den Edward G. Robinson mit großer Eloquenz (und homosexuellen Untertönen) verkörpert. Die Zigarre, die in der Romanvorlage nicht erwähnt wird, entwickelt sich hier nicht nur zum Markenzeichen, das untrennbar mit Edward G. Robinson verbunden bleibt, sondern auch zum Statussymbol des erfolgreichen wie skrupellosen Gangsters. 
Als moralisches Gewissen agiert dagegen Ricos Freund Joe, der durch die Beziehung zu Olga ein anderes Leben anstrebt und nicht von Erfolg, Macht und Geld angetrieben wird. Robinson sollte neben James Cagney und George Raft zum erfolgreichsten Darsteller in Gangsterfilmen avancieren. Mervyn LeRoy drehte bis in die 1960er Jahre hinein noch so erfolgreiche Filme wie „Quo Vadis“ (1951), „Böse Saat“ (1956), „Bevor die Nacht anbricht“ (1958) und „Der Schuss“ (1966).  

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