Sprung in den Tod

1931 gelang James Cagney in „Der öffentliche Feind“ als Gangster, der sich schnell nach oben arbeitete, aber noch schneller in den Abgrund fiel, der Durchbruch als Schauspieler, was ihm einige weitere bemerkenswerte Rollen in dem Genre bescherte, u.a. in Raoul Walshs Noir „Die wilden Zwanziger“ (1939). Zehn Jahre später kamen Walsh und Cagney einmal mehr für die Warner-Produktion „White Heat“ zusammen, der in Deutschland sowohl unter dem Titel „Maschinenpistolen“ als auch „Sprung in den Tod“ bekannt geworden ist und dem damals bereits 50-jährigen Cagney eine seiner besten Darstellungen abverlangte. 

Inhalt: 

Der berüchtigte Gangster Cody Jarrett (James Gagney) überfällt mit seiner Bande einen Postzug und tötet dabei vier Menschen. Mit ihrer Beute verschanzt sich die Bande im Haus von Codys Mutter (Margaret Wycherly) in den Bergen, wo die Banditen darauf warten, dass ein Sturm die Polizei so beschäftigt, dass sie die errichteten Straßensperren nicht mehr so intensiv betreuen. Als es soweit ist, fliehen Cody, seine Mutter, seine attraktive Frau Verna (Virginia Mayo) und seine Männer nach Los Angeles, wo sie von dem erfahrenen Polizisten Evans (John Archer) und seinen Leuten aber bald ausfindig gemacht werden. 
Doch Cody hat schon einen weiteren Plan in petto: Er gesteht einen Hotelraub, den er nicht begangen hat, der ihm aber ein Alibi für den Eisenbahnüberfall verleiht und ihm nur ein oder zwei Jahre Gefängnis einbringt. Da Evans das Geständnis anzweifelt, schickt er mit Hank Fallon (Edmond O’Brien) unter dem Namen Vic Pardo einen Spitzel in Codys Zelle, wo er bald das Vertrauen des Gangsters erwirbt. Als Cody erfährt, dass Big Ed Somers (Steve Cochran) nicht nur seine Frau und die Führung über die Bande übernommen, sondern auch seine Mutter erschossen hat, will Cody nicht mehr das Ende seiner Haftstrafe absitzen, sondern so bald wie möglich ausbrechen, wobei er tatkräftig von Vic unterstützt wird. Nach dem Ausbruch heftet sich Evans‘ Truppe mit Peilsendern sofort an Cody, nimmt ihn aber noch nicht fest, da sie durch Cody an dessen gesuchten Hehler (Fred Clark) zu kommen hoffen. Derweil plant Cody nicht nur die Rache an Big Ed, sondern das nächste große Ding … 

Kritik: 

Der ebenso produktive wie vielseitige und großartige Raoul Walsh hat zwar neben „Die wilden Zwanziger“ noch den einen oder anderen Film noir und Gangsterfilm wie „Nachts unterwegs“ (mit George Raft und Humphrey Bogart) und „Entscheidung in der Sierra“ (mit Humphrey Bogart und Ida Lupino) gedreht, sein Bravourstück in diesem Genre aber zweifellos mit „White Heat“ (1949) abgeliefert und James Cagney eine wunderbare Gelegenheit geboten, als Gangster noch einmal groß aufzutrumpfen. Tatsächlich leben die kompletten 90 Minuten des Films von der lebhaften, alles einnehmenden Performance des charismatischen Hauptdarstellers, doch wird er von ein paar nicht unwesentlichen Elementen unterstützt. Dazu zählt nicht nur die Oscar-nominierte Originalgeschichte von Virginia Kellogg („Geheimagent T“, „Frauengefängnis“) und die stilsichere Inszenierung mit großartigen, kontrastreichen Schwarzweiß-Bildern von Sidney Hickox („Tote schlafen fest“, „Die schwarze Natter“), sondern auch die ausgereiften Charakterisierungen. 
So stellt Cagneys Figur nicht einfach nur einen gemeinen und habgierigen Gangster dar, sondern einen unberechenbaren, immer wieder mal von starken Migräneanfällen gepeinigten Mann, der eine sehr enge Beziehung zu seiner Mutter unterhält, der einzigen Person, der er überhaupt vertraut, und sich immer wieder gegen seine Männer behaupten muss, da gerade Big Ed immer wieder seine Autorität anzweifelt. Mit dem Tod seiner Mutter hat Jarrett letztlich seinen Halt in der Welt verloren. Dazu betrügt ihn seine Frau mit Big Ed und sein Gefängnis-Kumpel Vic Pardo entpuppt sich als Cop. 
Mit fast chirurgischer Präzision und modernen Mitteln, denen der anachronistisch wirkende Jarrett misstraut, zieht die Polizei immer enger das Netz um den Gangster zu – bis zum furiosen Finale. 
Der dramatisch packende Film noir wird durch Virginia Mayo („Die besten Jahre unseres Lebens“, „Gesetzlos“) als Femme fatale, Margaret Wycherly als kompetente Matriarchin und Edmond O’Brien („Opfer der Unterwelt“, „The Wild Bunch“) als gewiefter Spitzel ebenso wunderbar abgerundet wie durch Max Steiners wirbelnden Score.  

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