Wolken sind überall

Zwar hat sich Otto Preminger seit seinem Erfolg mit „Laura“ (1944) vor allem als Film-noir-Regisseur einen Namen gemacht, aber zwischen seinen beeindruckenden Genre-Beiträgen wie „Frau am Abgrund“, „Faustrecht der Großstadt“, „Engelsgesicht“ und „Der Mann mit dem goldenen Arm“ auch immer wieder andere Genres erkundet. So entstand 1953 mit „Wolken sind überall“ eine spritzige Romantik-Komödie mit William Holden und David Niven in den männlichen Hauptrollen, zwischen denen Maggie McNamara für ordentlichen Wirbel sorgt. 

Inhalt: 

Der Architekt Donald „Don“ Gresham (William Holden) wird im Empire State Building auf die attraktive Patty (Maggie McNamara) aufmerksam, die gern auf den Aussichtsturm möchte, aber noch damit hadert, ob sie statt des Eintrittspreises von 1,20 Dollar lieber einen Lippenstift kaufen sollte. Letztlich entscheidet sie sich trotz des Nebels für die Besichtigung. Der von ihr faszinierte Don folgt ihr und spricht sie auf der Aussichtsebene an, gibt ihr das Eintrittsgeld zurück und lädt sie zum Essen ein. Allerdings ist ihm ein Knopf vom Jackett abgegangen. Nachdem die Suche nach Nadel und Faden im Büro seiner Sekretärin erfolglos gewesen ist, gelingt es dem Architekten, die junge Schauspielerin dazu zu überreden, zunächst bei ihm zuhause einen Drink zu nehmen, den Knopf anzunähen und dann in ein Lokal ihrer Wahl zu gehen. 
Im Fahrstuhl zu Dons Apartment begegnen die beiden einer attraktiven, aber offensichtlich bei Dons Anblick sehr verärgerten Frau, die Don seiner neugierigen Begleitung als seine Ex-Verlobte Cynthia (Dawn Addams) vorstellt, deren Portrait Patty bereits im Büro ihres neuen Verehrers in der Schreibtischschublade entdeckt hat. Patty kann ihren Gastgeber dazu überreden, statt auszugehen lieber zuhause zu kochen, wozu sie Don mit einer Einkaufsliste losschickt. Währenddessen klingelt an der Wohnung ein Mann, der sich Patty als David (David Niven) vorstellt, der sich wiederum als Vater von Dons ehemaligen Verlobten entpuppt. Auch er findet Gefallen an Dons aufgeweckter Bekanntschaft, die zwar nichts gegen das Küssen einzuwenden hat, sich ansonsten aber als „professionelle Jungfrau“ betrachtet, die noch auf den richtigen Mann in ihrem Leben wartet … 

Kritik: 

Otto Preminger hat „The Moon Is Blue“ nach dem gleichnamigen Theaterstück von F. Hugh Herbert inszeniert, der seine Vorlage selbst für die Kinoadaption umgeschrieben hat. Tatsächlich wirkt „Wolken sind überall“ wie ein kammerspielartiges Bühnenstück, das sich fast ausschließlich auf der Aussichtsebene auf dem Empire State Building und in dem Apartment von Don abspielt.  
Preminger inszeniert die von spritzigen Dialogen geprägte Komödie von leichter Hand, aber ohne filmtechnische Spielereien. Hier stehen ganz die beiden älteren Männer im Vordergrund, die um die Gunst einer jungen Frau buhlen, die ganz konkrete Vorstellungen von ihrem zukünftigen Ehemann hat und sich auf unverbindliche Liebeleien gar nicht erst einlassen will. Küssen ist erlaubt, alles weitere ist erst nach der Hochzeit zu haben. Dabei erweist sich Patty alles andere als verklemmt. Für die damalige Zeit thematisiert Preminger das Thema Sex erstaunlich freizügig, musste sich deshalb auch mit der Zensurbehörde auseinandersetzen. Wie Patty Don beispielsweise nach früheren Beziehungen und einer aktuellen „Mätresse“ ausfragt ist schon außerordentlich keck und sorgt nicht nur bei Don für Erstaunen. Heute wirkt das Geplänkel fast schon anachronistisch, hat aber seinen Unterhaltungswert kaum eingebüßt, weil die Offenheit, mit der Patty ihre Verehrer konfrontiert, nach wie vor erfrischend ist. 
So lebt „Wolken sind überall“ vor allem von den gut aufgelegten Darstellern, von denen David Niven sogar mit einem Golden Globe ausgezeichnet worden ist. Bei der Oscar-Verleihung ging der Film bei drei Nominierungen (für die beste weibliche Hauptdarstellerin, den besten Schnitt und die beste Musik) allerdings leer aus. Preminger drehte den Film für das deutsche Publikum übrigens unter dem Titel „Die Jungfrau auf dem Dach“ im selben Jahr mit Hardy Krüger, Johannes Heesters und Johanna Matz nach, die in der US-Version jeweils eine Gastrolle als Touristen verkörperten.  

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