Ein Fall für Harper

Mit seinen Romanen um den Privatdetektiv Lew Archer hat sich der US-amerikanische Schriftsteller Ross Macdonald (1915-1983) neben Dashiell Hammett und Raymond Chandler als wichtigster Autor des Hardboiled-Krimis etabliert. Sein erster, 1949 veröffentlichter Lew-Archer-Roman „The Moving Target“ wurde 1966 mit Paul Newman in der Hauptrolle als „Harper“ verfilmt, wobei die von Newman verkörperte Titelfigur aus rechtlichen Gründen nicht Archer heißen durfte. Trotz der prominenten Romanvorlage und eines illustren Ensembles, dem auch Lauren Bacall, Julie Harris, Arthur Hill, Janet Leigh, Shelley Winters und Robert Wagner angehören, zählt „Ein Fall für Harper“ zu den eher schwächeren Newman-Filmen. 

Inhalt: 

Als die Millionärsgattin Elaine Sampson (Lauren Bacall) den durch Sampsons Anwalt und Harpers langjährigen Freund Albert Graves (Arthur Hill) vermittelten Privatdetektiv Lew Harper (Paul Newman) beauftragt, ihren verschollenen Ehemann Ralph zu suchen, hält sich dieser erst einmal an dessen Privatpiloten Allan Taggert (Robert Wagner) und Mr. Sampsons aufreizende, wenn auch noch minderjährige Tochter Miranda (Pamela Riffin). 
Stück für Stück versucht Harper mit Taggert und Miranda zu rekonstruieren, wo sich Ralph Sampson nach der Rückkehr von seiner Geschäftsreise aus Las Vegas aufgehalten haben könnte, wobei er in Sampsons Stammhotel auf das ehemalige Filmsternchen Fay Esterbrook (Shelley Winters) trifft, die etwas aus dem Leim gegangen ist und sich als astrologische Beraterin für Sampson verdingt hat. Je mehr sich Harper bei den Leuten umhört, die mit Sampson zu tun hatten, umso mehr bekommt er den Eindruck, dass er weder bei seiner Frau noch seinen Bekannten und Geschäftspartnern besonders beliebt gewesen ist. 
Als schließlich eine Lösegeldforderung eintrifft, muss Harper auch in andere Richtungen ermitteln. Dabei lernt er nicht nur Esterbrooks zwielichtigen Ehemann Dwight Troy und den Sektenführer Claude (Strother Martin), sondern auch die heroinabhängige Jazzsängern Betty Fraley (Julie Harris) kennen, die in der „Piano Bar“ auftritt und sich als Sampsons heimliche Geliebte erweist. 
Als hätte Harper mit den Ermittlungen nicht schon genug zu tun, kämpft er auch darum, die Scheidung von seiner Frau Susan (Janet Leigh) zu verhindern … 

Kritik: 

Zwar hat William Goldman („Der Marathon-Mann“, „Die Unbestechlichen“, „Zwei Banditen“) für sein Drehbuch zu „Ein Fall für Harper“ den Edgar Allan Poe Award gewonnen, doch ist die Story um die Entführung eines allseits verhassten Multimillionärs nicht nur übermäßig verworren konstruiert, sondern driftet zum Ende hin sogar ins Unglaubwürdige, ja Lächerliche ab. Bis dahin vermag wenigstens Paul Newman, der auch in der nachfolgenden Ross-Macdonald-Verfilmung „Unter Wasser stirbt man nicht“ (1975) in seine Rolle zurückkehrt, als cleverer wie cooler, mit ironischem Augenzwinkern agierender Privatdetektiv in der temporeichen Inszenierung überzeugen. Dabei sorgen seine Fahrten mit dem Cabrio über atemberaubende Strecken durch die kalifornischen Hügel ebenso für Schauwerte wie die kokett auftretende Pamela Riffin als Miranda für das Sex-Appeal in diesem ebenso schnellen wie harten Thriller. 
Neben Newman vermögen die Noir-Stars Lauren Bacall („Tote schlafen fest“, „Gangster in Key Largo“) und Shelley Winters („Die Nacht des Jägers“, „Schrei in der Großstadt“) ebenso wenig wie Janet Leigh („Psycho“, „Akt der Gewalt“) kaum Akzente zu setzen – das gilt allerdings auch für ihre männlichen Kollegen Robert Wagner („Die weiße Feder“, „Ein Kuss vor dem Tode“) und Arthur Hill („Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All“, „Die Brücke von Arnheim“). 
So bietet „Ein Fall für Harper“ durchaus unterhaltsame Action mit schicken Schauwerten und einem netten Jazz-Score von Johnny Mandel, als Hardboiled-Krimi überzeugt er allerdings weniger.  

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