Der versteinerte Wald

Bevor Humphrey Bogart mit Hauptrollen in Film noirs wie „Die wilden Zwanziger“ (1939), „Nachts unterwegs“ (1940), „Entscheidung in der Sierra“ (1941) und vor allem „Die Spur des Falken“ (1941) in die erste Schauspieler-Garde in Hollywood aufstieg, war er in kleineren Produktionen zu sehen, von denen ihm die beiden Pre-Noir-Filme „Call It Murder“ (1934) und schließlich „Der versteinerte Wald“ (1936) den Weg ebneten, vor allem in Gangster- bzw. Detektivrollen besetzt zu werden. Bei „Der versteinerte Wald“ kam Bogart die Tatsache zugute, dass er bereits in der Theateraufführung am Broadway einen so guten Eindruck hinterlassen hatte, dass ihn Autor Robert Emmet Sherwood auch für die Leinwandadaption ins Gespräch brachte und Hauptdarsteller Leslie Howard ebenfalls bei Warner Bros. darauf drängte, Bogart die Rolle des Gangsters zu geben. 

Inhalt: 

Der alte Gramp Maple (Charley Grapewin) besitzt in Black Mesa, einer unbedeutenden Kleinstadt in der Wüste Arizonas, ein Rasthaus mit Tankstelle, das mittlerweile von seinem Sohn Jason (Porter Hall) geführt wird, wobei dessen Tochter Gabrielle (Bette Davis) vor allem für die Bewirtung der Gäste zuständig ist, während der ehemalige Football-Spieler Boze (Dick Foran) als Tankwart gerade erst neu eingestellt wurde und Gramp die sporadisch auftauchenden Gäste mit alten Geschichten über Billy the Kid unterhält. Der etwas schlicht gestrickte Boze umwirbt Gabrielle, die jedoch kein Interesse an dem aufdringlichen Burschen hat, sondern lieber Gedichte von François Villon liest, malt und davon träumt, etwas von der Welt zu sehen. Schließlich ist sie die Tochter einer Französin und eines amerikanischen Soldaten und wartet nur auf die passende Gelegenheit, dem eintönigen Leben in der Wüste zu entkommen.
Etwas Aufregung verspricht allerdings die Nachricht des Postfahrers, dass sich der berüchtigte Gangster Duke Mantee (Humphrey Bogart) mit seiner Bande in der Gegend herumtreiben soll. Wenig später taucht mit dem gebildeten Wanderer Alan Squier (Leslie Howard) ein junger Mann in dem Rasthaus auf, der ganz nach Gabrielles Geschmack ist, denn wie sich herausstellt, ist Alan ein erfolgloser Schriftsteller aus England, der es seiner reichen Gönnerin zu verdanken hat, dass er nun als Tramp durch die USA ziehen kann. 
Als das wohlhabende Ehepaar Chisholm in das Rasthaus einkehrt, lässt sich Squier von ihnen mitnehmen, doch wird der Wagen schon bald unterwegs von Mantees Bande in Beschlag genommen. In dem Diner wartet Mantee mit seinen Komplizen auf eine Geliebte und weitere Gefolgsleute, und der Sandsturm zwingt auch die Chisholms und Squier, wieder zum Gasthaus zurückzukehren. Hier kommt Squier auf die Idee, seine auf 5000 Dollar dotierte Lebensversicherung zu Gunsten von Gabrielle auszustellen und sich von Mantee erschießen zu lassen, damit Gabrielle mit dem Versicherungsgeld ihren Traum erfüllen kann, nach Frankreich zu gehen und Künstlerin zu werden … 

Kritik: 

Als Delmer Daves („Die große Liebe meines Lebens“, „Die schwarze Natter“) und Charles Kenyon („Hundert Mann und ein Mädchen“) das Bühnenstück von Robert Emmet Sherwood für das Kino umschrieben, haben sie versucht, möglichst viel von der Vorlage mit in den Filmstoff zu übernehmen, was „Der versteinerte Wald“ gerade in der zweiten Hälfte thematisch etwas überfrachtet wirken lässt. Bis dahin nimmt sich Regisseur Archie Mayo („Stadt an der Grenze“, „Die Abenteuer des Marco Polo“) viel Zeit, die Figuren und ihre Beziehungen zueinander zu definieren, wobei Leslie Howard und Bette Davis, die zuvor schon in „Of Human Bondage“ zusammen auf der Leinwand zu sehen waren, auch hier eine stimmige Chemie miteinander entwickeln.  
Leslie Howard überzeugt hier als intellektueller Tramp, der sich und Mantee als aussterbende Individualisten betrachtet, deren Ideale bald der Vergangenheit angehören würden. Dagegen wirken die uniformierten Patrioten wie Jason Maple und seine Kumpanen wie übereifrige Karikaturen. Auch wenn Squiers existenzialistischen Monologe gelegentlich über das Ziel hinausschießen, wirken die Dialoge sonst sehr unterhaltsam, sorgen für die passende Dramatik und werden dabei von einem souverän spielenden Ensemble, den feinen Bildern von Sol Polito („Arsen und Spitzenhäubchen“, „Der Herr der sieben Meere“) und der gelungenen Ausstattung von John Hughes („Das Ding aus einer anderen Welt“, „Der Schatz der Sierra Madre“) unterstützt. 
Bogart durfte später in „Gangster in Key Largo“ (1948) unter der Regie von John Huston in einem ähnlichen Kontext die Hauptrolle des Gangsters verkörpern, der dann in einem Hotel seine Wartezeit absitzt.  

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