Der öffentliche Feind

Die frühen 1930er Jahre brachten gleich mehrere Filme hervor, die das Genre des Gangsterfilms mitbegründeten und heute als Klassiker gelten. Dazu zählt neben „Der kleine Cäsar“ (1931), der Edgar G. Robinson den Durchbruch bescherte, sowie „Narbengesicht“ und „Scarface“ (jeweils 1932 mit Paul Muni in den Hauptrollen) vor allem William A. Wellmans „Der öffentliche Feind“ (1931), der James Cagney im Kino das Image des Gangsters anheften sollte und für ihn ebenso wie für Robinson den Durchbruch in Hollywood bedeutete. 

Inhalt: 

Bereits im Jungenalter bessern die beiden Freunde Tom Powers (Frank Coghlan Jr.) und Matt Doyle (Frankie Darro) ihr Taschengeld damit auf, Diebesgut bei dem schmierigen Hehler Putty Nose (Murray Kinnell) zu Bargeld zu machen. Als Tom (nun: James Cagney) älter wird, zieht er sich den Zorn seines älteren und ehrlichen Bruders Michael (Donald Cook) zu, weil er seinen Lebensunterhalt mit Verbrechen verdient. Doch von dieser Bruderfehde unbeeindruckt verfolgt Tom weiterhin seine Karriere im Gangstermilieu und ist hocherfreut, als er mit Matt (nun: Edward Woods) von Putty Nose die Gelegenheit für ein größeres Ding bekommt. Allerdings läuft die Sache schief – ein Polizist erschießt einen von Toms und Matts Komplizen und wird dann selbst von ihnen erschossen. Putty Nose ergreift nach diesem Desaster die Flucht und verlässt die Stadt, während die beiden Nachwuchs-Ganoven bei irisch-amerikanischen Gangster-Boss Paddy Ryan (Robert Emmett O’Connor) anheuern. 
Zusammen mit dem Gangster Samuel „Nails“ Nathan (Leslie Fenton) machen sie während der Prohibitionszeit Geschäfte mit dem Vertrieb von Bier und dabei einen guten Schnitt. Matt heiratet seine Geliebte Mamie (Joan Blondell), Tom steckt seiner Mutter (Beryl Mercer) Geld zu, wird aber von Michael einmal mehr wegen seines Lebenswandels attackiert. 
Schließlich wird Tom auch seiner Freundin Kitty (Mae Clarke) überdrüssig und verliebt sich stattdessen in die schöne Blondine Gwen (Jean Harlow). Doch Tom ist viel zu sehr damit beschäftigt, als Gangster großen Erfolg zu haben, als sich um private Dinge kümmern zu wollen … 

Kritik: 

Es ist Warner-Produzent Darryl F. Zanuck zu verdanken, dass James Cagney kurzfristig die Hauptrolle in „The Public Enemy“ übernahm, denn eigentlich sollte sein Filmpartner Edward Woods die Rolle des skrupellosen Gangsters Tom spielen. Doch als Zanuck Cagney in der Nebenrolle eines Versicherungsvertreters in „The Millionaire“ sah, war er so vom Charisma des kleinen Schauspielers auf der Leinwand beeindruckt, dass er Cagney die Hauptrolle zuschanzte und ihm so den verdienten Durchbruch in Hollywood bescherte. Denn Cagney beherrscht mit seiner lebhaften Darstellung den kompletten Film, wechselt souverän die Rollen zwischen knallhartem Gangster, liebevollem Sohn und loyalem Freund, sorgt mit den entsprechenden Anpassungen seines Temperaments für emotionale Abwechslung in dem sonst an Action recht zurückhaltenden Gangster-Drama und hat das Publikum zumindest in den ersten zwei Dritteln als Komplizen ganz auf seiner Seite, auch wenn Warner Bros. im später hinzugefügten Prolog explizit darauf hinwies, dass der Film das Verbrechen und Gangstertum nicht verherrlichen wolle. 
Ähnlich wie Edgar G. Robinson in „Der kleine Cäsar“ verkörpert auch James Cagney in „Der öffentliche Feind“ den Aufstieg und Fall eines Gangsters, lebt den amerikanischen Traum, auch wenn er ihn mit offensichtlich falschen Mitteln erreicht, und geht an seiner Erfolgssucht und Gier schließlich zugrunde. 
Wellman („Ein Stern geht auf“, „Der weiße Indianer“) findet in „Der öffentliche Feind“ im Gegensatz zu „Der kleine Cäsar“ schon etwas eindrucksvollere Bilder, ohne dabei innovativ zu sein, und trotz seiner kurzen Laufzeit von etwas über 80 Minuten wartet das Gangster-Drama mit einigen Längen auf, die allein Cagney mit seiner temperamentvollen Präsenz aufzulösen vermag. 

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