Auch Henker sterben

Mit seinen Stummfilm-Klassikern „Dr. Mabuse, der Spieler“, „Die Nibelungen“ und „Metropolis“ avancierte Fritz Lang zu einem der erfolgreichsten Filmemacher in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg, so dass er von Hitlers Propaganda-Minister Goebbels 1933 das Angebot erhielt, die Leitung des Deutschen Films zu übernehmen. Da sich Lang aber nicht von den Nazis vereinnahmen lassen wollte, nahm er den Zug nach Paris, drehte zwei Filme in Frankreich und begann 1936 seine zwanzigjährige Hollywood-Karriere, wo er 1943 mit „Auch Henker sterben“ einen seiner - Im Vergleich zu seinen Film noirs - weniger bekannten Anti-Nazi-Filme inszenierte. Es war übrigens die erste und einzige Zusammenarbeit mit Berthold Brecht, der sich allerdings wenig begeistert über die Produktionsbedingungen in den USA zeigte und sich später von dem Film distanzierte. 

Inhalt: 

Nach dem Attentat auf den skrupellos in der Tschechoslowakei durchgreifenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich (Hans Heinrich von Twardowski) befindet sich der Attentäter Dr. Franticek Svoboda (Brian Donlevy) auf der Flucht. Bevor die allgemeine Ausgangssperre ab 19 Uhr greift, kommt er bei der Familie des Geschichtsprofessors Stefan Novotny (Walter Brennan) unter, dessen Tochter Masha (Anna Lee) zuvor den Nazis einen falschen Fluchtweg des Attentäters gewiesen hatte. Zwar läuft die von der Gestapo unter der Leitung des sadistischen Inspektors Ritter (Reinhold Schünzel) organisierte Suche nach dem Mörder des „Henkers von Prag“ auf Hochtouren, doch der tschechische Widerstand ist so gut organisiert, dass der Täter nicht identifiziert werden kann. Um den Attentäter aus seinem Versteck zu locken, inhaftiert die Gestapo 400 Prager Bürger und droht, diese nach und nach zu erschießen. Auch der Professor wird nach einer Razzia in eine der Baracken gebracht. Während sich die Schlinge um Svoboda immer enger zuzieht und auch Mashas Vater exekutiert zu werden droht, vereint der Widerstand seine Kräfte, um die Ermittlungen der Gestapo auf den wohlhabenden, mit den Nazis kollaborierenden Bierproduzenten Emil Czaka (Gene Lockhart) zu lenken, der als Spitzel die Widerstandsbewegung verraten hat… 

Kritik: 

Nach „Menschenjagd“ (1941) und vor „Ministerium der Angst“ (1944) und „Im Geheimdienst“ (1946) war „Auch Henker sterben“ einer der politisch motivierten Filme, die Lang im US-amerikanischen Exil realisierte. Die Zusammenarbeit mit seinem ebenfalls emigrierten deutschen Kollegen Berthold Brecht gestaltete sich allerdings schwierig. Lang wollte nichts von Brechts Volksszenen wissen, während Brecht beim Drehbuch wegen seiner schlechten Englisch-Kenntnisse mit dem Autor John Wexley zusammenarbeiten musste, der schließlich erreichen konnte, dass er für das Drehbuch – basierend auf einer Geschichte von Brecht und Lang - als alleiniger Autor in den Credits genannt wurde. 
Der Film basiert zwar auf dem tatsächlichen Attentat auf Heydrich im Mai 1942, das als einziges erfolgreiches Attentat auf ein NS-Führungsmitglied in die Geschichte einging, lässt die Verhörmethoden der Gestapo aber recht zahm erscheinen in Anbetracht der Nazi-Verbrechen, die erst nach Kriegsende offenbart wurden.
„Auch Henker sterben“ bezieht seine Spannung aus dem Zusammenprall der übermächtig erscheinenden Gestapo und der verhältnismäßig überschaubaren tschechischen Widerstandsbewegung, die allerdings nicht nur gut als organisiert, sondern auch als sehr geschlossen gegenüber dem Feind erscheint. Während die Sympathien natürlich bei den tapfer kämpfenden Bürgern in Prag und vor allem bei den Novotnys liegen, hat Lang mit der Gestapo-Führung und vor allem mit Inspektor Ritter sadistische Figuren geschaffen, die man wegen ihrer inhumanen Ansichten und Methoden nur verachten kann. So fiebert das Publikum in jeder Phase des Films stark mit den zunehmend eingekreisten und bedrohten Widerständlern mit, wobei Lang geschickt die Anti-Nazi-Haltung mit humanistischen Tönen und anhaltender Spannung verbindet.

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