M.A.S.H.

In seiner langjährigen Karriere als Filmemacher hat Robert Altman (1925-2006) in nahezu allen Genres seine Spuren hinterlassen, im Science-Fiction-Genre („Countdown – Start zum Mond“) ebenso wie im Western („McCabe & Mrs. Miller“), Psycho-Thriller-Drama („Spiegelbilder“, Ein kalter Tag im Park“) und Musikfilm („Nashville“, „Robert Altman’s Last Radio Show“). 1970 legte er mit „M.A.S.H.“ eine Kriegsfilm-Satire vor, die zum Kinostart durchaus zwiespältige Kritiken erhielt, mittlerweile aber als eines von Altmans Meisterwerken gilt, das zwischen 1972 und 1983 auch als Fernsehserie große Erfolge feierte. 

Inhalt: 

Die US Army hat während des Koreakriegs in einer abgelegenen bergigen Gegend ein mobiles Feldlazarett, „Mobile Army Surgical Hospital“ (M.A.S.H.), eingerichtet, in dem Hawkeye (Donald Sutherland) die beiden bereits vor Ort arbeitenden Chirurgen Trapper (Elliott Gould) und Duke (Tom Skerritt) unterstützen soll. Während die Verletzten rund um die Ohr unter schwierigsten Bedingungen operiert und versorgt werden, verkündet Sgt. Vollmer (David Arkin) über Lautsprecher die neuesten Meldungen und Veranstaltungshinweise, denn neben der Arbeit wollen die Männer und Frauen im Lager auch ihren Spaß haben. Nur der streng religiöse, ernste Arzt Major Frank Burns (Robert Duvall) passt nicht so recht ins Bild und gilt als Außenseiter. Als er jedoch eine attraktive Blondine, Major Margaret O’Houlihan (Sally Kellerman), als Oberschwester bekommt, fliegen sofort die Funken zwischen den beiden. Das nächtliche Treiben auf O’Houlihans Feldbett wird von den beiden Turteltauben unbemerkt über die Lautsprecher des Lazaretts gesendet und sorgt am nächsten Tag für einigen Spott unter der Truppe. 
Lazarett-Leiter Lt. Colonel Blake (Roger Bowen) hat so seine Mühe, das bunte Treiben im Camp in den Griff zu bekommen, denn hier wird der Ernst des Kriegsgeschehens durch die ständigen Partys und den ausufernden Konsum von Drogen und Alkohol kaum angemessen gewürdigt. Viel dramatischer erscheint das erstmalige sexuelle Versagen des für seine unerschöpfliche Potenz bekannten Zahnarztes Waldowski (John Schuck), der darüber so deprimiert ist, dass er Angst hat, latent schwul sein zu können. Als er davon spricht, Selbstmord begehen zu wollen, legt ihm Hawkeye eine schwarze Pille nahe, die auch bei Hitler und seiner Lebensgefährtin Eva Braun gewirkt habe. 
Die Prozedur soll bei einer dem Abendmahl ähnlichen Bühne vollzogen werden, doch wird der bekannte Frauenheld nur betäubt und von Schwester Maria (Jo Ann Pflug) als Allheilmittel kuriert. Richtig ernst wird es erst bei einem Football-Spiel zwischen der Mannschaft des Generals und der des Lazaretts… 

Kritik: 

Dass Robert Altmans „M.A.S.H.“ nicht mit anderen (Anti-)Kriegsfilmen zu vergleichen ist, verdeutlicht schon die Tatsache, dass das eigentliche Kriegsgeschehen überhaupt nicht gezeigt wird, sondern die Geschichte komplett im mobilen Lazarett spielt. Als der Film 1970 in den Kinos anlief, wurden deshalb auch Parallelen zum Vietnam-Krieg gezogen, weshalb „M.A.S.H.“ zunächst in den USA verboten wurde und erst 1973 in den Kinos starten durfte. Nichtsdestotrotz erhielt der Film fünf Oscar-Nominierungen (u.a. für den Besten Film und die Beste Regie) und konnte eine der Trophäen (für das Drehbuch von Ring Lardner Jr., der auf der „Hollywood Ten“-Liste des Komitees für unamerikanische Umtriebe gestanden hatte und so rehabilitiert wurde) sogar gewinnen. 
Zwar mag der derbe Humor nicht jedermanns Sache sein, doch Altman macht sich nicht über den Krieg und ihre Opfer lustig. Tatsächlich wird gleich zu Beginn – untermalt von Johnny Mandels Song „Suicide is Painless“ - ein Schwerverwundeter mit dem Hubschrauber ins Lazarett gebracht, doch im weiteren Verlauf des Films wird deutlich, dass nur die wenigsten, die hier landen, eine Überlebenschance haben. Die Chirurgen geben zwar an den in Reihe stehenden Operationstischen ihr Bestes, doch fehlen oft die nötigen Spezialisten oder die einfachsten Hilfsmittel wie Fäden und Adrenalin. 
In dieser Atmosphäre des allgegenwärtigen Schmerzes und Todes versuchen die Ärzte und die Truppe nur, einen Hauch von Normalität zu bewahren, und sei es durch trockene Martinis, lockeren Sex zur Entspannung oder Wetten für das Football-Spiel. Altman setzt in der Verfilmung von H. Richard Hornbergers Roman „MASH – A Novel About Three Army Doctors“ (unter dem Pseudonym Richard Hooker) sein eigenes Zeichen gegen die Unsinnigkeit des Krieges und überlässt es dem Publikum, wie er mit dem Verhalten der desillusionierten Soldaten und dessen Darstellung umgeht. 

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