Ein kalter Tag im Park
Nachdem Robert Altman Anfang der 1950er Jahre seine Regie-Karriere mit (Dokumentations-) Kurzfilmen begonnen und dann für Fernsehserien wie „Wenn man Millionär wär“, „Im letzten Augenblick“ und „U.S. Marshal“ gearbeitet hatte, legte er erst 1967 mit dem Science-Fiction-Thriller „Countdown – Start zum Mond“ sein Kinodebüt vor. Zwei Jahre später entstand mit „Ein kalter Tag im Park“ der Auftakt einer Reihe von Filmen, die die psychischen Probleme von Frauen thematisierten.
Frances Austen (Sandy Dennis) ist eine wohlhabende, aber sexuell frustrierte Jungfer, die nach dem Tod ihrer Eltern allein in einem Apartment lebt, in dem sie zweimal die Woche noch die früheren Angestellten ihrer Mutter, Mr. und Mrs. Parnell (Llyod Berry, Rae Brown) beschäftigt, um Einkäufe zu erledigen und das Mittagessen zuzubereiten. Als sie eines Tages ihre Freunde von Bowling-Club zum Essen zu Besuch hat, bemerkt Frances einen jungen Mann (Michael Burns), der allein auf einer Bank im Park sitzt. Nachdem ihre Gäste gegangen sind und es heftig zu regnen angefangen hat, geht sie mit einem Regenschirm an den Zaun der Apartment-Anlage und ruft den völlig durchnässten Herumtreiber zu sich. Sie bietet ihm an, sie in ihr Apartment zu begleiten, wo er seine Sachen trocknen lassen und bleiben kann, bis der Regen aufgehört hat.
Zwar spricht der 19-Jährige kein Wort, folgt Frances aber in ihre Wohnung, wo sie ihm gleich ein heißes Bad einlässt. Schließlich macht sie ihm Essen, bereitet ihm ein Bett vor und kauft am nächsten Tag neue Kleider. Frances genießt es, dem Jungen ein Heim zu geben. Am Abend verlässt der junge Mann über die Feuertreppe das Haus und besucht kurz das Haus seiner Eltern und seiner jüngeren Geschwister, bevor er sein eigenes Apartment aufsucht, in dem er – weit weniger luxuriös – mit seiner Schwester Nina (Susanne Benton) wohnt. Da sie gerade mit ihrem Freund Nick (David Garfield) im Bett beschäftigt ist, wartet der Junge so lange draußen. Anschließend erzählt er den beiden, bei was für einer merkwürdigen Frau er untergekommen ist, die so viel redet, wie er es nie zuvor erlebt hat. Als er zu Frances zurückkehrt, bringt er ihr selbstgebackene, allerdings angebrannte Kekse mit, was sie zum Anlass nimmt, eine gute Flasche Wein zu öffnen und heftig mit ihm zu flirten.
Da der Junge an ihr nicht interessiert zu sein scheint, besorgt sie ihm eine Prostituierte, während sie selbst die Avancen des alten Dr. Stevenson (Edward Greenhalgh) im Keim erstickt. Doch das von ihr getroffene Arrangement endet in einer Katastrophe.
Kritik:
Robert Altman hat seinen zweiten Kinofilm nach dem Roman „That Cold Day in the Park“ von Peter Miles inszeniert und erzählt die Geschichte einer einsamen Frau, die nicht nur die Gelegenheit nutzt, einen heimatlos wirkenden jungen Mann zu sich in die Wohnung zu holen und zu verwöhnen, sondern auch ihr krankhaftes Verhältnis zur Sexualität an ihm auszuleben.
Es wird sehr schnell deutlich, dass Frances Austen an psychischen Problemen leidet, die sich nicht nur in ihrer übertriebenen Fürsorge widerspiegeln, sondern auch in ihrem zwanghaften Bemühen, den Jungen nachts in seinem Zimmer einzuschließen. Allerdings macht sich Altman nicht die Mühe, den psychischen Problemen seiner Protagonistin auf den Grund zu gehen, noch verwendet er – wie beispielsweise später in „Spiegelbilder“ (1972) – filmische Mittel, um die psychische Disposition darzustellen.
Insofern wirkt die Geschichte ebenso wie ihre Inszenierung etwas hölzern, wobei Sandy Dennis („Fieber im Blut“, „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“) allerdings in der Figur der gar nicht so alten Jungfer voll überzeugt. Mit seinen beiden nachfolgenden Filmen zum Thema Besessenheit, Schizophrenie und Persönlichkeitsstörungen – „Spiegelbilder“ und „Drei Frauen“ (1977) – zeigte sich Altman weitaus versierter.
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