McCabe & Mrs. Miller

Nach seinen ersten beiden Kino-Filmen, dem Science-Fiction-Thriller „Countdown – Start zum Mond“ (1967) und dem Drama „Ein kalter Tag im Park“ (1969) – wechselte Robert Altman mit den beiden Komödien „M.A.S.H.“ und „Auch Vögel können töten“ (beide 1970) erneut das Genre, ehe er 1971 mit „McCabe & Mrs. Miller“ einen düsteren Abgesang auf den Western präsentierte. 

Inhalt: 

Der Berufsspieler John McCabe (Warren Beatty) kommt im Jahr 1902 mit zwei Pferden in die kleine Bergbausiedlung Presbyterian Church im Nordwesten der USA. Natürlich begibt er sich umgehend in den örtlichen Saloon, wo er ein paar Männer zum Pokern zu finden hofft. McCabe sieht in der sich noch im Aufbau befindenden Stadt genügend Potential, um einen größeren Saloon mit einer angeschlossenen Spielhalle zu eröffnen, und erwirbt von einem Zuhälter aus der Umgebung drei Prostituierte, mit denen er in Presbyterian Church ein improvisiertes, aus drei Zelten bestehendes Bordell einrichtet. Als die charismatische Prostituierte Constance Miller (Julie Christie) in die Stadt kommt, macht sie McCabe ein interessantes Angebot. 
Für ihre Geschäftsidee, einen professionellen Bordellbetrieb aufzubauen, soll er das Kapital beisteuern, dafür erhält er fünfzig Prozent der Einnahmen. Mrs. Miller heuert aus Seattle Prostituierte für gehobenere Ansprüche an und errichtet parallel zum Bordell auch einen Badebetrieb. Sie selbst bietet den Kunden auch ihre Dienste an, allerdings für fünf Dollar, nicht für 1,50 Dollar wie bei ihren Kolleginnen. Auch McCabe steigt zu Mrs. Miller ins Bett, doch werden seine tieferen Gefühle für sie nicht in dem Maße erwidert, wie er sich das wünscht. 
Die gemeinsamen Geschäfte laufen jedenfalls so gut, dass auch die Bergwerksgesellschaft auf sie aufmerksam wird und zwei Unterhändler damit beauftragt, mit McCabe über einen Verkauf seines Etablissements zu verhandeln. Allerdings treibt McCabe den angebotenen Kaufpreis von 6.250 Dollar so sehr in die Höhe, dass die beiden Männer McCabe nicht mehr als seriösen Verhandlungspartner ansehen und unverrichteter Dinge wieder abreisen. Dabei hatte ihn Mrs. Miller im Vorfeld gewarnt, dass die Bergwerksgesellschaft ihm nach dem Leben trachten könnte, doch ihren Vorschlag, die Stadt zu verlassen, weist er zurück. Wenig später tauchen drei Fremde Männer auf, die im Gespräch mit McCabe verlauten lassen, dass sie nicht für Verhandlungen in die Stadt gekommen seien… 

Kritik: 

Mit „McCabe & Mrs. Miller“ hat Robert Altman 1971 seinen bis dato aufwendigsten Film realisiert. In der winterlichen Umgebung von Vancouver ist mit der Adaption von Edmund Naughtons Roman „McCabe“ ein authentisch wirkendes Drama entstanden, das kräftig mit den Mythen der Besiedlung des Westens aufräumt. Zwar bedient sich Altman gängiger Klischees des Genres wie der Einreise eines Fremden in die Stadt und den obligatorischen Showdown im Finale, doch „McCabe & Mrs. Miller“ präsentiert alles andere als mutige Helden. Der von Warren Beatty („Bonnie und Clyde“, „Der Himmel soll warten“) verkörperte McCabe ist alles andere als ein typischer Held. Er ist meist trinkend und/oder spielend zu sehen, kümmert sich wenig um seine Mitmenschen und gerät am Ende ins Visier eines Killerkommandos. 
Ihm absolut ebenbürtig ist die für ihre Darstellung mit einem Oscar nominierte Julie Christie („Doktor Schiwago“, „Fahrenheit 451“) als undurchsichtige Mrs. Miller, die heimlich Opium-Pfeife raucht und sich trotz spürbarer Sympathie nicht auf ein engeres Verhältnis mit McCabe einlassen will. 
Die melancholische Stimmung wird durch Vilmos Zsigmonds („Die durch die Hölle gehen“, „Black Dahlia“) verwaschenen Bilder und vor allem durch die Songs von Leonard Cohen noch verstärkt. Wenn am Ende ein sympathischer Cowboy (Keith Carradine) ohne Grund von einem jungen Cowboy niedergeschossen wird und ein politisch ambitionierter Anwalt (William Devane) McCabes Anliegen um persönlichen Schutz nicht weiter ernstnimmt, ist die Desillusionierung der Pionierzeit des Wilden Westens perfekt. Ein wenig Solidarität kommt beim gemeinsamen Bekämpfen des Feuers in der Kirche auf, ansonsten bleibt hier jeder für sich und kämpft um sein eigenes Überleben.  

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