Kansas City

Nach sehr produktiven, aber wenig erbaulichen 1980er Jahren erlebte Regie-Veteran Robert Altman („Der Tod kennt keine Wiederkehr“, „Nashville“) in den 1990er Jahren mit den Meisterwerken „The Player“, „Short Cuts“ und „Prêt-à-Porter“ ein furioses Comeback. Doch damit schien sein Pulver auch wieder verschossen, denn sein nachfolgendes Kriminal-Drama „Kansas City“ (1996) konnte vor allem durch seine düstere Noir-Atmosphäre und die musikalische Note punkten, während die Inszenierung recht zäh ausfiel. 

Inhalt: 

Kansas City am Vorabend der Senatswahlen im Jahr 1934. Als der schwarze Mobster Seldom Seen (Harry Belafonte) erfährt, dass der Kleinganove Johnny O'Hara (Dermot Mulroney) als Schwarzer maskiert einen Spieler in einem seiner Taxis beraubt hat, hält er ihn in seinem „Hey Hey Club“ gefangen, um an ihm ein Exempel zu statuieren. Johnnys Frau Blondie (Jennifer Jason Leigh) setzt wiederum alles daran, ihren Mann zu befreien, weshalb sie den Job ihrer Schwester Babe Flynn (Brooke Smith) übernimmt und sich als Maniküre bei Caroly Stilton (Miranda Richardson) einschleicht, der opiumsüchtigen Ehefrau von Senator Henry Stilton (Michael Murphy), von dem bekannt ist, dass er Beziehung zur Mafia unterhält. Doch als sie im Stadthaus des Senators bis zu dessen Frau durchdringt, muss sie erfahren, dass der Politiker auf dem Weg zu seinem politischen Freund und Vertrauten, Präsident Roosevelt, mit dem Zug nach Washington, D.C. unterwegs ist. 
Auf einer Wahlkampfveranstaltung der Demokraten am Bahnhof erreicht Blondie den Senator, doch als sie ihn mit seiner Frau zu erpressen versucht, hält der sie nur hin… 

Kritik: 

Robert Altman, der in Kansas City geboren und aufgewachsen ist, legte 1996 mit „Kansas City“ eine Hommage an den für Kansas City typischen Jazz-Bigband-Sound vor und schuf mit der Entführungsgeschichte den erzählerischen und inszenatorischen Rahmen dazu. In einer von Prohibition, der großen Depression, Rauschgifthandel und Rassismus geprägten Zeit verknüpfen Altman und sein vertrauter Co-Autor Frank Barhydt („Short Cuts“, „Quintett“) das Schicksal zweier gegensätzlicher Frauen, die sich fast zu Vertrauten entwickeln. Mit einigen Nebenhandlungen versehen, in denen beispielsweise der junge Charlie Parker die 14-jährige schwangere Pearl Cummings mit zu einer Jam-Session im „Hey Hey Club“ führt, nachdem ihre Betreuerin zu spät am Bahnhof eingetroffen war, fängt „Kansas City“ innerhalb eines Tages sehr schön die Atmosphäre ein, die die Stadt damals ausgestrahlt haben muss. 
Doch die Handlung ist nur schleppend und ohne echte dramaturgische Höhepunkte inszeniert. Am überzeugendsten wirkt noch Jennifer Jason Leigh („Short Cuts“, „The Hateful 8“) als Jean-Harlow-Verschnitt, die mit ihrem unbedingten Willen, ihren Mann wieder zu sich nach Hause zu holen, keine Kompromisse macht. Ansonsten darf allein Harry Belafonte („Der Weg der Verdammten“, „Bobby“) als Club-Besitzer und Gangster noch sein Charisma ausspielen. 
Der Stimmung durchaus zuträglich, der Spannung dafür umso weniger sind die nicht enden wollenden Jazz-Jam-Sessions im „Hey Hey Club“, der sich als Dreh- und Angelpunkt des Films entwickelt. Zwar setzt Altman auch immer wieder die Beziehung zwischen der proletarischen Blondie und der zugedröhnten Schickse in den Mittelpunkt, doch gewinnt diese ungewöhnliche Beziehung erst zum Finale an Dramatik. Bis dahin ist es eher die von den großen Unruhen und die fantastische Jazz-Musik, die „Kansas City“ ihren nachhaltigen Reiz verleiht. Altman stellte aus der Jazz-Musik und ihrer Entstehung auch noch den Dokumentarfilm „Jazz 34“ zusammen.  

Kommentare

Beliebte Posts