Punch-Drunk Love

Mit „Boogie Nights“ (1997) und „Magnolia“ (1999) avancierte Paul Thomas Anderson innerhalb kürzester Zeit zu einem der angesagtesten Filmemacher in Hollywood. Statt sich jedoch dem zwangsläufigen Erfolgsdruck mit einem überambitionierten Projekt zu stellen, inszenierte Anderson 2002 mit „Punch-Drunk Love“ eine erfrischend andere Liebeskomödie. 

Inhalt: 

Barry Egan (Adam Sandler) hat im San Fernando Valley eine kleine Firma für den Vertrieb von Neuerfindungen aufgemacht und betreibt diese zusammen mit Lance (Luis Guzmán) in einer Lagerhalle. Allerdings kann er sich nicht so recht auf seine Kundengespräche konzentrieren, da ständig eine seiner sieben Schwestern anruft. Aus seinem gestörten Verhältnis zu Frauen macht er sich nicht viel. Dafür ruft er zur Entspannung eine Telefon-Sex-Hotline an, deren Mitarbeiterin er bereitwillig Kreditkarten- und Telefonnummer sowie seine Adresse mitteilt, bevor er einen Rückruf enthält. Während die Frau am anderen Ende der Leitung ihrer Profession nachgeht, will Barry eigentlich nur reden, was sich zu einem teuren Vergnügen entwickelt, denn nun erhält Barry sowohl in seiner Wohnung als auch im Büro immer wieder Anrufe, in der die Frau 750 Dollar für ihre Miete verlangt. Als sich Barry auf den Erpressungsversuch nicht einlässt, schickt der Sex-Hotline-Betreiber Dean Trumbell (Philip Seymour Hoffman) vier Brüder los, um das Geld mit Gewalt einzutreiben. Zwischenzeitlich hat eine von Barrys Schwestern ihn mit ihrer Kollegin Lena Leonard (Emily Watson) erfolgreich verkuppelt, die beruflich viel reist und nun erst einmal nach Hawaii fliegt. Da passt es sich ausgezeichnet, dass Barry auf die Idee gekommen ist, mit Unmengen gekaufter Puddings unverhältnismäßig viele Bonus-Meilen zu sammeln, um Lena zukünftig auf ihren Reisen begleiten zu können… 

Kritik: 

Seit seiner Rolle als Smitty in der „Bill Cosby Show“ hat sich Adam Sandler in albernen Komödien wie „Happy Gilmore“, „Eine Hochzeit zum Verlieben“ und „Big Daddy“ einen Namen gemacht. In Paul Thomas Andersons „Punch-Drunk Love“ bleibt er dem Komödienfach zwar treu, mausert sich hier aber in einem intelligent konstruierten Plot zum ernsthaften Darsteller mit komödiantischen Einlagen. Überzeugend verkörpert er einen jungen Geschäftsmann im fast schon leuchtend blauen Anzug, der von seinen sieben Schwestern so stark geprägt worden ist, dass ihm normale Beziehungen zu Frauen gar nicht in den Sinn kommen. Stattdessen wird er sogar bei kleinsten Anlässen zu aggressivem Verhalten verleitet, schlägt auf der Party seiner Schwestern eine Scheibe kaputt und zerlegt beim ersten Date mit Lena die Toilette eines Restaurants. 
Herrlich schrullig sind auch Barrys Bemühungen, die günstigsten Produkte zu finden, mit denen die ersehnten Bonus-Meilen gesammelt werden können, oder die Mitnahme eines Harmoniums, das einfach auf der Straße an der Lagerhalle abgestellt worden ist. Immer wieder schickt Anderson, der auch wieder für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, seinen Protagonisten in die unmöglichsten Situationen, die er durch seine Vertrauensseligkeit, sein unbeherrschtes Temperament und seine angeknackste Psyche allerdings immer wieder selbst verschuldet. 
 Durch die Liebe zu Lena erwacht Barry aber aus seinem Dornröschen-Schlaf, steigt das erste Mal ins Flugzeug, lässt nichts unversucht, Lena auf Hawaii ausfindig zu machen, und sucht letztlich sogar die Konfrontation mit dem Sex-Hotline-Erpresser. Das wirkt weder übermäßig konstruiert noch klamaukhaft, sondern schildert glaubwürdig die Befreiung eines Mannes aus seinem seelischen Gefängnis. 
Adam Sandler ist der alleinige Star dieser tiefsinnigen Liebeskomödie, während Emily Watson („Breaking the Waves“, „Roter Drache“) kaum die Möglichkeit bekommt, ihr Können auszuspielen. Im Gegensatz dazu nutzt Philip Seymour Hoffman seine kurze Spielzeit, um einen maximal nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. So sorgen die gut aufgelegten Darsteller, die warmherzige Story, die stilsichere Inszenierung und der passende Soundtrack für ein kurzweiliges Filmvergnügen.  

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