Das indische Grabmal

Wahrscheinlich hat sich Fritz Lang seine Rückkehr nach Deutschland etwas prickelnder vorgestellt, doch nach zwanzig Jahren Hollywood, in denen er Film-noir-Meisterwerke wie „Blinde Wut“, „Straße der Versuchung“, „Gefährliche Begegnung“ und „Heißes Eisen“ inszenierte, drehte er hierzulande nur noch das Doppel-Feature „Der Tiger von Eschnapur“/“Das indische Grabmal“ (1959) nach einem Roman seiner Ex-Frau Thea von Harbou sowie das späte „Dr. Mabuse“-Sequel „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“ (1960). „Das indische Grabmal“ stellte dabei die nahtlose Fortsetzung des exotischen Abenteuers „Der Tiger von Eschnapur“ dar, die Lang mit nahezu identischer Crew vor und hinter der Kamera realisierte. 

Inhalt: 

Nachdem der deutsche Ingenieur Harald Berger (Paul Hubschmid) und die Tänzerin Seetha (Debra Paget) auf der Flucht vor den Soldaten Chandras (Walther Reyer) in der Wüste erschöpft zusammengebrochen sind, werden sie von einer Karawane friedlicher Kaufleute in das nächste Dorf gebracht. Doch auch hier sind sie kurz sicher, denn der Maharadscha droht, das ganze Dorf abbrennen zu lassen, sollte jemand den Flüchtigen unerlaubt Zuflucht bieten. Bei ihrer erneuten Flucht vor Chandras Häschern schmilzt ihr Vorsprung schnell dahin. Schließlich stürzt Berger bei einem Kampf mit Chandras Soldaten in eine Schlucht und wird für tot erklärt, während Seetha zurück in Chandras Palast geführt wird, wo sie sich mit einem Tanz dem Urteil der Götter unterwerfen muss. 
Der zwischenzeitlich im Palast eingetroffene Ingenieur Walter Rhode (Claus Holm) und seine Frau, Bergers Schwester Irene (Sabine Bethmann), wundern sich, dass Rhodes Kollege auf Tigerjagd sein soll, noch mehr verstört Rhode allerdings Chandras Auftrag, eine Grabstätte für die noch unter den Lebenden weilende Frau zu errichten, an die der Maharadscha sein Herz verloren hat. 
Sie soll genau zu dem Zeitpunkt sterben, wenn die Grabstätte fertiggestellt ist. Inzwischen versuchen Chandras Halbbruder Ramigani (René Deltgen), seine Gefolgsleute und die Priesterschaft, Chandra zu stürzen. Um Seethas Hass gegen Chandra weiter zu schüren, zeigen sie ihr den im Verlies angeketteten Berger, den mittlerweile auch Rhode und seine Frau nicht mehr für tot halten… 

Kritik: 

Der zweite Teil des abermals – nach 1921 und 1938 - verfilmten Romans „Das indische Grabmal“ knüpft nahtlos an den geschickt inszenierten Cliffhanger des wenige Monate zuvor in den Kinos gestarteten ersten Teils „Der Tiger von Eschnapur“ an und erspart sich somit eine lange Einführung der Protagonisten. Nach einer kurzen Zusammenfassung des ersten Teils setzt die Handlung mit der wundersamen Rettung des völlig erschöpften Liebespaars an, das kurz darauf auf schmerzliche Weise getrennt wird. Während Seetha in Chandras Palast ihrem ungewissen Schicksal entgegensieht und zunehmend Hass für den Maharadscha empfindet, der sie trotz ihres Verrats noch immer zur Frau nehmen will, verschwindet ihr Geliebter nach dem Sturz in die Schlucht für geraume Zeit von der Bildfläche. 
Die Rolle des deutschen Ingenieurs, ohne die der Umbau des Palastes nicht voranschreitet, übernimmt nun Rhode, der zusammen mit seiner Frau aber eher nach Möglichkeiten sucht, den Palast in Trümmer zu legen und den eingesperrten Berger freizusprengen. Lang hält sich weder mit der Figurenzeichnung noch ausgefeilten Dialogen auf, sondern fokussiert sich ganz auf die Konflikte zwischen Chandra, Berger und Seetha einerseits und auf die gegen den Maharadscha gesponnenen Intrigen andererseits. Spannung und Action sind dabei wieder größtenteils Fehlanzeige. 
Stattdessen präsentiert Lang erneut die exotische Atmosphäre der Drehorte Udaipur und Jaipur und die Architektur des imponierenden Palasts, wobei die unterirdischen Gänge, Verliese und Höhlen wieder eine leichte Schauer-Stimmung erzeugen sollen. Sinnlicher Höhepunkt des Films ist erneut die Tanz-Darbietung von Debra Paget („Der gebrochene Pfeil“, „Die zehn Gebote“), die sich diesmal noch leichter bekleidet dem gefürchteten Gottesurteil in Form einer riesigen Giftschlange stellen muss. Davon abgesehen bietet „Das indische Grabmal“ recht wenig Spannung und zählt zusammen mit dem Vorgänger „Der Tiger von Eschnapur“ sicher zu Langs überflüssigsten Filmen. 

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