Die Bestie

In den zwanzig Jahren, die der österreichisch-deutsche Filmemacher Fritz Lang in Hollywood gewirkt hat, sind seine meisten und beeindruckendsten Werke im damals so populären Genre des Film noir entstanden, so dass es nicht überrascht, dass seine letzten beiden – jeweils 1956 für RKO Radio Pictures – entstandenen Hollywood-Filme ebenfalls der späten Phase der Schwarzen Serie zugehören. Im Gegensatz zu „Jenseits allen Zweifels“ wartet Langs vorletzte US-amerikanische Produktion mit einem imponierend populären Cast und einer ungewöhnlichen Geschichte auf, aus der letztlich leider zu wenig gemacht wird. 

Inhalt: 

Am Krankenbett in seinem Büro erhält der Medienmogul Amos Kyne (Robert Warwick) über den Nachrichten-Ticker gerade die Meldung über den Mord an einer jungen Frau rein, worauf er aufgeregt seine Abteilungsleiter und anschließend seinen TV-Moderator Edward Mobley (Dana Andrews) instruiert, die Story über den „Lipstick Killer“ groß aufzumachen. Den Namen verdankt er der Botschaft „Frag Mutter“, die der Täter an der Wand in der Wohnung des Opfers mit Lippenstift hinterlassen hat. Noch bevor Mobley vor die Kamera treten kann, verstirbt Kyne. Als Kynes Sohn Walter (Vincent Price) das New Yorker Medienunternehmen übernimmt, hat er keine Ambitionen, selbst den Chefsessel zu besetzen, den der Amos Kyne gern dem Pulitzer-Preisträger Mobley übergeben hätte. Da dieser aber abgelehnt hat, ruft der Erbe einen Wettbewerb um den neuen Posten des Geschäftsführers aus. Derjenige, der als erste eine Exklusivgeschichte über die Identität des Mörders in den „New York Sentinel“ bringt, erhält den begehrten Job. Chefredakteur Jon Day Griffith (Thomas Mitchell) setzt gleich seinen Freund Mobley auf die Story an, da dieser beste Beziehungen zum ermittelnden Lieutenant Burt Kaufman (Howard Duff) unterhält. Pressedienstchef Mark Loving (George Sanders) versucht dagegen, über seine Freundin, die für die Zeitung als Kolumnistin arbeitende Mildred Donner (Ida Lupino), an Informationen zu kommen, indem sie ihm schöne Augen machen soll. Da Mobley aber kurz vor der Hochzeit mit Lovings Sekretärin Nancy Liggett (Sally Forrest) steht, muss Mildred ihr Opfer in der Bar schon ordentlich abfüllen, um auf die geplante Tuchfühlung gehen zu können. Harry Kritzer verlässt sich dagegen auf seine alte Freundschaft mit dem neuen Firmenchef und seine Affäre mit dessen Frau Dorothy (Rhonda Fleming), die bei Kyne ein gutes Wort für ihn einlegen soll. 
Nach einem weiteren Mord überlegen sich Mobley und Lieutenant Kaufman, dem Killer eine Falle zu stellen. Dafür provoziert Mobley den Täter in seiner Fernsehansprache und bezeichnet ihn als frauenhassendes Muttersöhnchen. Zudem hat der Mörder den Fehler gemacht, Haarfasern in der Hand seines Opfers sowie ein Comic-Heft zurückzulassen, die Rückschlüsse auf seine Identität zulassen. Um die Spur des Killers auf Nancy zu führen, gibt Mobley seine Verlobung mit ihr auf der Titelseite der Zeitung bekannt, während Kaufmann Mobleys Verlobte rund um die Uhr beschatten lässt. Robert Manners (John Drew Barrymore), der Lipstick Killer, scheint auf die Provokation hereinzufallen und wird auch unvorsichtiger. Doch als er Nancy aufsucht, gelangt er nicht wie geplant in ihre Wohnung, findet aber umgehend ein anderes Opfer… 

Kritik: 

Noch vor dem Vorspann präsentiert Fritz Lang den ersten Mord und die Identität des sogenannten Lipstick Killers gleich mit. Da ein spannender Whodunit-Plot also nicht in Frage kommt, fokussiert Lang seine Verfilmung des auf der Geschichte des Serienmörders William Heirens beruhenden Romans „Die blutige Spur“ von Charles Einstein weniger auf die Jagd nach dem Killer, sondern auf den internen Machtkampf des Medienunternehmens. Lang wechselt immer wieder geschickt die Perspektiven, wobei Mobley aber meist im Zentrum des Geschehens steht. Schließlich dient er nicht nur als Informationsquelle für zwei der drei Konkurrenten, sondern ist durch seinen guten Kontakt zur Polizei auch immer dicht an den Ermittlungen dran. 
Besonders reizvoll wird der männliche Konkurrenzkampf aber durch die drei involvierten Frauen, die vor allem ihre weiblichen Reize spielen lassen, um den ihnen zugeneigten Männern ein Vorteil zu verschaffen. Ähnlich wie Langs nachfolgender Film „Jenseits allen Zweifels“ krankt „Die Bestie“ allerdings an der unterkühlt wirkenden Konstruktion des Plots, was durch das völlig verhunzte Finale noch verstärkt wird. So sind es eher die Darsteller Vincent Price, Ida Lupino, Rhonda Fleming, Howard Duff und Thomas Mitchell, die den Unterhaltungswert des Krimi-Dramas um Macht und Manipulation bestimmen.  

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