The Player
Mit Filmen wie „M*A*S*H“, „McCabe & Mrs. Miller“, „Spiegelbilder“, „Der Tod kennt keine Widerkehr“ und „Nashville“ avancierte Robert Altman in den 1970er Jahren zu einem der Aushängeschilder der New-Hollywood-Bewegung, ehe er für eine ganze Weile kaum noch sehenswerte Werke inszenierte. Ausgerechnet mit einer Star-gespickten Abrechnung des Hollywood-Systems gelang ihm 1992 ein furioses Comeback. „The Player“ war der Startschuss für Altmans zweiten Frühling und zählt bis heute zu seinen besten und kompromisslosesten Werken.
Griffin Mill (Tim Robbins) ist in einem Hollywood-Studio dafür zuständig, aus den tausenden Ideen für einen Film, die er über das Jahr vorgetragen bekommt, die zwölf herauszupicken, die eine Verwirklichung als Filmprojekt interessant genug erscheinen. Mit seiner herablassenden Art gerade den Autoren gegenüber macht er sich allerdings auch Feinde. So erhält er seit kurzem regelmäßig Droh-Postkarten von einem anonymen Autor. Zusätzlich unter Druck gerät Mill, als sein Chef, Joel Levison (Brion James), den Emporkömmling Larry Levy (Peter Gallagher) von einem anderem Studio abgeworben hat, der Mill zunehmend das Wasser abgräbt.
Auf der Suche nach dem Autor, der so verärgert ist, dass er diese hässlichen Postkarten schickt, stößt Mill auf David Kahane (Vincent D’Onofrio), dem er einst versprach, sich auf seine Idee hin zurückmelden zu wollen, was er natürlich nicht getan hat. Als er Kahanes Haus einen Besuch abstattet, beobachtet er dessen attraktive Lebensgefährtin, die Malerin June Gudmundsdottir (Greta Scacchi), durchs Fenster und telefoniert mit ihr. Dabei erfährt er, dass Kahane gerade im Kino sei. Nach der Vorstellung von „Fahrraddiebe“ passt Mill den Drehbuchautor im Foyer ab und setzt sich mit ihm bei einem Drink in einer japanischen Bar zusammen, doch Kahane ist an Mills Entschuldigung nicht interessiert und verlässt das Lokal. Auf dem Parkplatz eskaliert die Situation. Mill schlägt Kahane nieder und ertränkt ihn in einer Pfütze.
Für Mill verschlimmert sich dadurch aber nur die Lage. Er erhält weiterhin Postkarten mit Drohungen, muss zusehen, dass er nicht von seinem Konkurrenten ausgestochen wird, und muss sich der Befragung durch die Detectives Avery (Whoopi Goldberg) und DeLongpre (Lyle Lovett) stellen, da Mill nachweislich derjenige ist, der das Mordopfer zuletzt lebend gesehen hatte. Zum Trost beginnt Mill eine Affäre mit Kahanes Freundin und schickt seine derzeitige Geliebte Bonnie (Cynthia Stevenson) zu einer Auktion um Tom Wolfes neues Buch. Um Levy eins auszuwischen, preist er ihm ein Projekt an, das zum Scheitern verurteilt ist, weil der Film ohne Stars auskommen soll und kein Happy End aufweist…
Kritik:
Es lässt sich kaum verleugnen, dass Robert Altman mit der Verfilmung von Michael Tolkins Roman und Drehbuch seine ganz persönliche Abrechnung mit dem Studiosystem von Hollywood präsentiert. Überraschend ist allerdings, dass sich gleich reihenweise Stars wie John Cusack, Anjelica Huston, Scott Glenn, Jeff Goldblum, Cher, Karen Black, James Coburn, Peter Falk, Andie MacDowell, Malcolm McDowell, Nick Nolte, Burt Reynolds, Bruce Willis, Julia Roberts und Susan Sarandon für Mini-Rollen zur Verfügung stellten, um dem ganzen Zinnober um neue Filmprojekte Gestalt zu verleihen.
Schon früh macht Altman deutlich, dass es nicht die interessantesten Ideen sind, die einen Film ausmachen, sondern vor allem das Befolgen der mehr oder weniger festgeschriebenen Gesetze in Hollywood. Dazu zählen nicht nur angesagte Stars, sondern vor allem auch Erzählmuster, die bei den Testvorführungen und dann entsprechend beim Massenpublikum bestehen. Natürlich liebt jeder die Filme von Orson Welles oder Bernardo Bertolucci, aber es herrschen andere Zeiten, in denen andere Filme realisiert werden.
Mit einer langen Plansequenz eröffnet Altman einen Film, der die menschenverachtenden Mechanismen des Studio-Systems gnadenlos entlarvt. Wenn Levy in einem Meeting etwa vorschlägt, ganz auf teure Autoren zu verzichten und stattdessen einfach die Geschichten zu verfilmen, die Tag für Tag in den Zeitungen landen, spitzt Mill die Aussage noch zu, wenn er anmerkt, dass die Filme noch günstiger werden, wenn man auch auf die Regisseure und Schauspieler verzichtet. Obwohl der Film sehr dialoglastig ausfällt, wird eigentlich wenig gesagt. Die Gespräche werden auf Plattitüden und große Gesten minimiert. Und am Ende wird auch ein vermeintlich andersartiger Film genau mit dem Happy End präsentiert, das die größten Erfolgsaussichten an der Kinokasse bietet. Denn natürlich geht es allein ums Geld, nicht um die Kunst.
Altman führt genüsslich die Skrupellosigkeit und Verlogenheit vor, die in Hollywood regiert und vor allem in der Person von Griffin Mill verkörpert wird. Er steht stellvertretend für all die seelenlosen, angepassten und moralisch maroden Marionetten, die das System am Laufen halten. Identifikationspotential sucht man bei Altmans Figuren vergeblich.
Tim Robbins („Die Verurteilten“, „Mystic River“) spielt den selbstgefälligen und verdorbenen Produzenten Griffin Mill wunderbar schnörkellos. Vermeintliche Gewissensbisse über seinen Mord verflüchtigen sich, sobald er sich mit der Geliebten seines Opfers vergnügt und seine bisherige spröde Bettgefährtin kaltschnäuzig ins Abseits katapultiert hat.
Altman gelang mit „The Player“ eine erfrischend offene Abrechnung mit einem System, dem er sich nie untergeordnet hat. Der Erfolg des Films ermöglichte ihm daraufhin ebenso prominent besetzte Satiren wie „Short Cuts“ (1993) und „Prêt-à-Porter“ (1994).
Kommentare
Kommentar veröffentlichen