The Little Things
John Lee Hancock hat bereit mit seinen Drehbüchern zu den beiden Clint-Eastwood-Filmen „Perfect World“ und „Mitternacht im Garten von Gut und Böse“, aber auch in dem von ihm selbst inszenierten Thriller-Drama „The Highwaymen“ gekonnt die moralischen Hürden bei der Verbrechensbekämpfung erkundet. Mit seinem neuen Film „The Little Things“ bleibt Hancock dem Metier treu und lässt als Drehbuchautor und Regisseur zwei ganz unterschiedliche Typen von Ermittlern einen Serienmörder jagen, der sich bereitwillig auf das Katz- und Maus-Spiel einlässt.
Inhalt:
Seit der routinierte Detective Joe „Deke“ Deacon (Denzel Washington) nach einem erschütternden Mordfall in Los Angeles vor einigen Jahren einen Zusammenbruch erlitten hatte, der ihn auch seine Ehe kostete, verrichtet er im ruhigen Kern County, Kalifornien, als einfacher Provinz-Cop nur noch Dienst nach Vorschrift. So ist er wenig begeistert, als ihn sein Captain Henry Davis (Glenn Morshower) nach Los Angeles zu seiner alten Wirkungsstätte schickt, um dort ein Beweisstück abzuholen.
Auf dem Revier in Los Angeles trifft er nicht nur auf seinen früheren Captain Carl Farris (Terry Kinney) und seinen alten Freund Detective Sal Rizoli (Chris Bauer), sondern bekommt auch mit, dass der junge Detective Jim Baxter (Rami Malek) eine Reihe von Morden an jungen Frauen aufzuklären versucht. Da Baxter nach zwei Monaten Ermittlungen noch keine Verdächtigen präsentieren kann und der Captain ihm nur noch zwei Tage gibt, bis das FBI den Fall übernimmt, ist er ganz dankbar, dass ihm Deacon seine Unterstützung anbietet.
Bei der nochmaligen Untersuchung eines Tatorts entdeckt der auf seine ganz eigene Weise arbeitende Provinz-Cop tatsächlich eine Spur, die den Ermittlern bislang entgangen war. Deacon wird durch die Mordserie an den Fall erinnert, der ihm damals so sehr zugesetzt hatte, und beschließt, eine Woche Urlaub zu nehmen, um mit Baxter weiter an der neuen Mordserie zu arbeiten. Tatsächlich kommt Deacon bald dem Handwerker Albert Sparma (Jared Leto) auf die Spur, der sich allerdings nicht so leicht überführen lässt, wie Deacon und Baxter sich das erwünscht haben. Als sie den selbstgefälligen Sparma nach dem Verhör wieder auf freien Fuß lassen müssen und ihn gemeinsam observieren, fällt Deacon wieder in alte Verhaltensmuster zurück, die auch Baxter nicht mehr ruhig schlafen lassen…
Kritik:
Seit „Das Schweigen der Lämmer“ und „Sieben“ haben Serienkiller-Movies Hochkonjunktur gehabt, allerdings scheinen mittlerweile alle Varianten durchgespielt worden zu sein. John Lee Hancock („Blind Side“, „Saving Mr. Banks“) wählt für sein Thriller-Drama „The Little Things“ einen etwas anderen Ansatz, stellt weniger die Morde und die Ermittlungen in den Vordergrund als die beiden bemerkenswert unterschiedlichen Ermittler. Dabei sorgen Hancock und sein Kameramann John Schwartzman („Pearl Harbor“, „Jurassic World“) zunächst für einen furiosen Start, wenn die junge Tina Salvatore (Sofia Vassilieva) nachts auf der Straße zunächst von einem anderen Fahrzeug bedrängt wird und an der nächsten Tankstelle um ihr Leben fürchten muss, bevor sie ein Truckfahrer mitnimmt. Danach lässt es Hancock sehr viel gemächlicher angehen, nimmt sich aber nicht die Zeit, seine Protagonisten umfassend vorzustellen. Sicher, Denzel Washington („The Equalizer“, „Training Day“) nimmt man den altersmüden und lustlosen Provinz-Cop schnell ab.
Doch die Puzzleteile über seine Vergangenheit und zu dem Fall, der ihm den Nervenzusammenbruch und die Scheidung eingebrockt hat, werden sehr spärlich in die Handlung eingestreut, so dass sich erst kurz vor dem Finale das Gesamtbild zusammensetzen lässt. Auf der anderen Seite gewinnt Rami Malek („Bohemian Rhapsody“, „James Bond 007: Keine Zeit zu sterben“) als ambitionierter Nachwuchs-Detective zu wenig Kontur, um zusammen mit Denzel Washington ein wie auch immer funktionierendes Cop-Duo abzugeben.
Welche Welten die beiden trennen, wird schon durch den Blick auf die Familienverhältnisse deutlich. Während Deacon während seines Urlaubs bei dem unangekündigten Besuch bei seiner Ex-Frau Marsha (Judith Scott) mit der Tatsache konfrontiert wird, dass sie mit ihrem neuen Mann, der sich auch um den Rasen kümmert, einfach das bessere Los gezogen hat, wird Baxter im Kreis seiner Vorzeige-Familie in einem schicken Vorstadt-Häuschen gezeigt, in dem der grüblerische Detective allerdings auch keine glückliche Figur macht.
Etwas Spannung kommt erst auf, als der von Jared Leto („Dallas Byers Club“, „House of Gucci“) famos gespielte Albert Sparma durch Deacon als Vorzeige-Verdächtiger ins Spiel gebracht wird. Doch die Art und Weise, wie die beiden Ermittler Sparma das Handwerk legen wollen, hat Hancock nicht glaubwürdig umgesetzt. Die prominenten Darsteller, die passend düstere Neo-Noir-Atmosphäre und der minimalistische Score von Thomas Newman („The Highwaymen“, „Saving Mr. Banks“) können nicht darüber hinwegtäuschen, dass in „The Little Things“ zwar die kleinen Dinge entscheidend sind, das große Ganze aber wie ein Flickenteppich wirkt, in dem weder Spannung noch Tempo oder die Figurenzeichnung stimmen, von dem enttäuschenden Finale mal ganz abgesehen.
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