Der Antiquitätenjäger

Édouard Molinaro hat in seiner langjährigen Regiekarriere nicht nur einige bedeutende Noir-Filme inszeniert („Mit dem Rücken zur Wand“, „Der Mörder kam um Mitternacht“), sondern sich vor allem im Komödien-Genre („Jagd auf Männer“, „Ein Käfig voller Narren“) einen Namen gemacht. 1977 lud er Alain Delon ein, sich bei „Der Antiquitätenjäger“ in einer für ihn ungewohnten Rolle als raffsüchtiger, überaus hektisch agierender Antiquitätenhändler zu präsentieren. 

Inhalt: 

Für den Antiquitäten- und Kunsthändler Pierre Niox (Alain Delon) zählt allein die Suche nach spektakulären Antiquitäten, Kunstwerken und neuerdings auch Häusern – und deren Erwerb. Das Verkaufen bereitet ihm dagegen kaum Freude. Es ist ein notwendiges Übel, um sein Leben zu finanzieren, und so hetzt er von Auktion zu Auktion, auch über Kontinente hinweg, und berauscht sich daran, immer wieder seine ewigen Konkurrenten auszustechen. 
Nachdem er mit seinem Assistenten per Hubschrauber ans Sterbebett eines alten Mannes geflogen ist, um den Kauf seines Hauses zu besiegeln, ist er schon wieder weg, nur um wenig später Besuch von der ebenso schönen wie aufgebrachten Edwige (Mireille Darc) zu erhalten, die sich bei Pierre darüber beschwert, dass dieser das Grundstück ihres Vaters unrechtmäßig erschlichen habe. Dabei ist sie so hartnäckig, dass Pierre die Dame kurzentschlossen um ihre Hand bittet. 
Die Hochzeitsreise geht nach Venedig, doch kaum hat das junge Ehepaar seine Hotelsuite bezogen, muss Pierre schon wieder abreisen, um ein weiteres lukratives Geschäft abzuschließen. Edwige beauftragt er damit, in der Zwischenzeit ein gemeinsames Apartment zu kaufen. Selbst die Schwangerschaft seiner Frau hält Pierre fortan nicht davon ab, weiterhin ein seltenes Stück nach dem nächsten zu erwerben, und auch die beängstigende Diagnose seines Arztes, an einer Herzschwäche zu leiden, vermag Pierre nicht zu bremsen – mit verheerenden Folgen… 

Kritik: 

Molinaro hat „Der Antiquitätenjäger“ nach dem 1941 erschienen Roman „L’Homme presse“ von Paul Morand inszeniert und Alain Delon die Möglichkeit geboten, aus dem vertrauten Klischee des geheimnisvollen Einzelgängers auszubrechen und sich als furios durch Museen, Privatsammlungen und Ausgrabungsstätten hastenden Antiquitätensammlers zu beweisen. Das Drehbuch von Maurice Rheims und Christopher Frank lässt dem französischen Filmstar ebenso wie dem Publikum keine Atempause, und selbst eine attraktive Frau, die er zu lieben glaubt, kann ihn nicht zur Besinnung bringen. 
Wie wertvoll Zeit für ihn ist, demonstriert die Szene, in der Delons Figur mit der werdenden Mutter Edwige darüber diskutiert, wie sinnlos es doch sei, neun Monate auf die Geburt eines Kindes zu warten, wenn es doch schon nach sieben Monaten komplett sei. 
Mirelle Darc („Weekend“, „Galia“) überzeugt als selbstbewusste Frau, die sich sehr wohl bewusst ist, dass sie für Pierre nur ein weiteres Objekt in seiner Sammlung darstellt, und kein Problem damit hat, dass auch ihre jüngere Schwester Marie (Monica Guerritore) Interesse an Pierre bekundet. Man kommt nicht umhin, Pierres rastlose Jagd nach Kunstwerken und Antiquitäten mit dem Trubel an der Börse zu vergleichen, nur bietet das Thema der schönen, historisch bedeutungsvollen Gegenstände eben auch Anschauungsmaterial, die Pierres Persönlichkeit als leidenschaftlicher Sammler ansprechend unterstreicht. Mit dem vorhersehbaren Schluss regt „Der Antiquitätenjäger“ zum Nachdenken an, wie sinnvoll ein Leben in pausenloser Hatz letztlich sein kann. 

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