Die letzte Metro

Zwar avancierte Truffauts „Liebe auf der Flucht“ zum erhofften Kassenerfolg, doch zeigte sich der passionierte Filmemacher wie gewöhnlich im Nachhinein enttäuscht. Auf der Suche nach einem etwas ambitionierteren Stoff für seinen nächsten Film gelang es ihm, zwei Handlungsstränge zu einem Plot zusammenzuführen, eine Geschichte über das Theater und eine Geschichte über die Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg. Darüber hinaus verwirklichte François Truffaut seinen Traum, in „Die letzte Metro“ (1980) die beiden Schauspielgrößen Catherine Deneuve und Gérard Depardieu gemeinsam vor der Kamera agieren zu lassen. 

Inhalt: 

Paris im September 1942. Da die nördliche Hälfte Frankreichs von der deutschen Armee besetzt ist, prägen die Uniformen der deutschen Soldaten das Pariser Straßenbild. Vor den Kinos sind die Aushänge mit den Namen deutscher Schauspieler zu sehen, Menschen laufen, um „die letzte Metro“ noch zu erreichen, damit sie vor der um 23 Uhr einsetzenden Ausgangssperre zu Hause ankommen. Vor diesem Hintergrund wird am Théâtre Montmartre ein neues Stück geprobt, allerdings habe, so der Kommentar aus dem Off, der Intendant des Theaters, Lucas Steiner, als deutscher Jude Frankreich verlassen müssen, während seine Frau, die Schauspielerin Marion Steiner (Catherine Deneuve), die Leitung des Theaters übernommen hat. 
Hier versucht der junge Schauspieler Bernard Granger (Gérard Depardieu), ein Engagement zu bekommen, nachdem er bei der Kostümbildnerin Arlette Guillaume (Andréa Ferréol) abgeblitzt ist. Wie sich zeigt, ist Lucas Steiner (Heinz Bennent) aber gar nicht emigriert, sondern hält sich im Keller des Theaters versteckt, wo er allerdings an seiner erzwungenen Tatenlosigkeit zu verzweifeln droht. Glücklicherweise entdeckt er, dass er durch ein Heizungsrohr das Geschehen auf der Bühne mitverfolgen kann, widmet nun seine ganze Aufmerksamkeit dem Stück und überschüttet seine Frau jeden Abend mit zahlreichen Änderungsvorschlägen, worüber ihre Ehe zunehmend in die Krise gerät. Darüber hinaus hat Madame Steiner mit dem mit den Nazis kollaborierenden Journalisten Daxiat (Jean-Louis Richard) zu kämpfen, der die Leitung des Theaters zu übernehmen versucht… 

Kritik: 

Nachdem François Truffaut mit „Die amerikanische Nacht“ einen Film über das Filmemachen gemacht hatte, stellte sein mit Abstand erfolgreichster Film „Die letzte Metro“ seine Auseinandersetzung mit dem Theater dar. Zu einem Abschluss der Trilogie mit einem Film über die französischen Music Halls kam es aufgrund Truffauts frühen Tod im Alter von 52 Jahren leider nicht mehr. 
„Die letzte Metro“ wirkt als Titel etwas irreführend, wird dessen Bedeutung nur kurz im erklärenden Einführungskommentar thematisiert, danach fokussiert sich der Film ganz auf das Spannungsfeld zwischen Kunst und Politik. So wie Truffaut mit „Die amerikanische Nacht“ ein Loblied auf das Filmemachen und die familiäre Atmosphäre am Set und zwischen den Mitgliedern der Crew vor und hinter der Kamera präsentierte, fokussiert sich der Filmemacher hier ganz auf das Theater und die klaustrophobische Enge abseits der Bühne. Wieder scheinen Bühnenstück und das Leben zunehmend miteinander zu verwischen, wenn Steiner seine Frau dazu animiert, in dem Stück hingebungsvoller ihre Liebe zum Ausdruck zu bringen, wohl noch nicht ahnend, dass seine Frau die Begehrlichkeiten ihres Bühnenpartners Bernard durchaus zu erwidern gewillt ist. 
„Die letzte Metro“ bildet die Angst der Theaterschaffenden vor dem Einfluss der Nazis und ihrer Kollaborateure authentisch ab, kommt aber immer wieder zu dem Treiben auf und hinter der Theaterbühne zurück, zu den kleinen Affären und Schwarzmarktgeschäften, zu den Proben und der Angst vor Durchsuchungen. Zwar hapert es in der Chemie zwischen Catherine Deneuve und Gérard Depardieu, doch die Verbeugung Truffauts vor dem Theater und seine Nachsicht gegenüber denjenigen, die sich nicht für eine Seite – die Résistance oder die Nazis – entschieden haben, ist jederzeit deutlich zu spüren. 

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