Der Teddybär
Seit ihrem Erfolgsfilm „Der Swimmingpool“ (1969) haben Regisseur Jacques Deray und Frankreichs Superstar Alain Delon immer wieder zusammengearbeitet, so bei den Gangsterfilmen „Borsalino“ und „Borsalino & Co.“, dem Italo-Western „Crepa padrone, crepa tranquilo“ oder dem Cop-Thriller „Flic-Story“. 1994, 25 Jahre nach ihrem ersten Film, drehten Deray und Delon ein letztes Mal zusammen und verfilmten Georges Simenons Roman „Der Teddybär“.
Inhalt:
Jean Rivière (Alain Delon) ist der Gynäkologe der Reichen und Schönen und ist sich seiner Ausstrahlung und gesellschaftlicher Position durchaus bewusst. Seine Frau hat sich längst damit abgefunden, dass ihr gefühlskalter, selbstgefälliger Mann mit anderen Frauen schläft, vorzugsweise mit anderen Ärztinnen und Krankenschwestern in seiner Klinik, doch momentan hat es ihm vor allem die vollbusige Nachtclub-Tänzerin Chantal (Francesca Dellera) angetan. Eines Abends erhält Rivière den anonymen Anruf eines Mannes, der ihm droht, ihn umzubringen, weil er sich für den Tod eines anderen Menschen zu verantworten habe. Wenig später bekommt er in die Klinik ein kleines Päckchen geliefert, das einen kleinen Teddybären enthält und ihm so aufzeigt, wen der mysteriöse Anrufer gemeint hat. Rivière ermittelt auf eigene Faust, was aus der Krankenschwester geworden ist, mit der er natürlich auch geschlafen hat, die aber plötzlich nicht mehr zur Arbeit erschienen war. Von ihrer Mutter erfährt er, dass sich die junge Frau an der Brücke in den Tod gestürzt hat, wo ihr Bruder nun Gerechtigkeit fordert…
Kritik:
1994 haben sowohl Deray als auch Delon den Höhepunkt ihrer Karrieren längst überschritten. Ihr Versuch, eine Romanvorlage des prominenten Krimi-Autoren Georges Simenon zu verfilmen, mag der Idee geschuldet gewesen sein, auf Nummer sicher zu gehen. Delon ist die Rolle des arroganten Prominenten-Arztes, der ohne Rücksicht auf seine Mitmenschen sich einfach das nimmt, wonach ihm gerade der Sinn steht, natürlich auf den Leib geschrieben.
Und so inszeniert Deray den alternden Kinohelden in ungewohnt freizügigen, heftigen Sexszenen, die die sonst harmlose Inszenierung wohl etwas aufpeppen sollen, denn davon abgesehen hat „Der Teddybär“ keine Höhepunkte zu bieten. Die Handlung ist so auf Rivière fixiert, dass alle Nebenfiguren blass und austauschbar bleiben. Der Plot beschränkt sich schließlich darauf, dass Rivière beim Versuch, Hilfe bei dem Umgang mit der Morddrohung zu erhalten, nur auf ehemalige Freunde trifft, die ihn mit seiner Selbstsucht konfrontieren, was Rivière recht gelassen zur Kenntnis nimmt und dann einfach das Konzert seiner Tochter zusammen mit seiner Frau besucht. Für Delon-Fans hat „Der Teddybär“ vielleicht noch einen gewissen Reiz, doch insgesamt bietet das Drama von allem zu wenig, um fesseln zu können.
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