Wie ein Bumerang

Als ehemaliger Strafgefangener konnte José Giovanni mit seinen als Vorlagen für Filme wie „Das Loch“, „Der Panther wird gehetzt“ und „Der zweite Atem“ dienenden Romanen mit viel Authentizität punkten. Und so handelt auch der von ihm selbst inszenierte Thriller „Wie ein Bumerang“ von Verbrechen, Verhören, Gefängnisaufenthalten und den Fragen nach der Schuld. Alain Delon ist hier als ehemaliger Verbrecher zu sehen, der es als Industrieller zu Wohlstand und Einfluss gebracht hat und verhindern will, dass sein Sohn nach einem Polizistenmord eine ähnliche Laufbahn einschlägt. 

Inhalt: 

Der 17-jährige Eddy Batkin (Louis Julien) erschießt unter Drogeneinfluss auf der Party von Freunden versehentlich einen Polizisten, der draußen vor dem Fenster stehend offenbar nach dem Rechten schauen wollte. Da es nicht der erste Mord eines 17-Jährigen in der letzten Zeit gewesen ist, steht Inspektor Leoni (Pierre Maguleon) nicht zuletzt durch die Berichterstattung in der Presse unter Druck. Dass er ausgerechnet an seinem Sohn ein Exempel zu statuieren beabsichtigt, versucht der erfolgreiche Industrielle Jaques Batkin (Alain Delon) mit allen Mitteln zu verhindern. Er nimmt sogar Kontakt mit der Witwe des getöteten Polizisten auf und bittet sie auch im Namen seines Sohnes um Entschuldigung. Doch als durch die Presse bekannt wird, dass der Vater des Jungen selbst ein ehemaliger Strafgefangener gewesen sei, der nur durch die Vortäuschung einer psychischen Krankheit auf freien Fuß gesetzt wurde, wendet sich das Blatt gegen Eddy Batkin, der sich aus falscher Bewunderung für die Vergangenheit seines Vaters zu einer fatalen Handlung entschließt… 

Kritik: 

Natürlich geht es auch in diesem Film von José Giovanni um Schuld und Sühne, um Haftbedingungen und Strafverfolgung. Bei „Wie ein Bumerang“ kommt noch eine komplizierte Vater-Sohn-Beziehung hinzu. Alain Delon, der den Film nicht nur produziert hat, sondern mit Monica Venturini und Giovanni auch am Drehbuch mitschrieb, verkörpert eindrucksvoll einen Mann, der eigentlich erfolgreich mit seiner Verbrecher-Vergangenheit abgeschlossen und sich erfolgreich eine bürgerliche Existenz mit seiner Assistentin Muriel (Carla Gravina) aufgebaut hat. 
Batkin ist ehrlich davon überzeugt, dass es sich bei dem Tod des Polizisten um einen tragischen Unfall gehandelt habe, für den andere die Verantwortung tragen müssten, der nicht anwesende Hausherr beispielsweise, dessen Zwillinge, die die Party veranstaltet und die Drogen bereitgestellt haben, letztlich auch die Verkäufer der Drogen. Giovanni inszeniert hier durchaus geschickt den Kontrast zwischen jugendlicher Unbekümmertheit und erwachsener Verantwortung, zwischen dem Drang nach Freiheit und dem Zwang, seinen Platz in der Gesellschaft auszufüllen. 
Die Frage, wie mit jugendlichen Straftätern umgegangen werden sollte, wird zwar angerissen, aber nicht ausgiebig thematisiert. So bleibt den Batkins nur ein Fluchtplan, der Vater und Sohn wieder zusammenführen soll, da mit einem fairen Prozess nicht zu rechnen ist. 
Das hat Giovanni ansprechend inszeniert und mit einem gefühlvoll-melancholischen Score von Georges Delerue unterlegen können, doch bleibt die Handlung vorhersehbar und wenig spannend. 

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