Ad Astra - Zu den Sternen

Der amerikanische Filmemacher James Gray hat seit seinem Debüt mit dem Krimi-Drama „Little Odessa“ (1994) vor allem mit den Joaquin-Phoenix-Dramen „The Yards“ (2000), „Helden der Nacht“ (2007) und „Two Lovers“ (2008) auf sich aufmerksam gemacht, bevor er mit seinen nachfolgenden Filmen „The Immigrant“ (2013) und „Die versunkene Stadt Z“ (2016) regelrecht Schiffbruch erlitt. Mit seinem neuen Werk betritt Gray für ihn gänzlich neues Terrain. Mit Hollywood-Star Brad Pitt in der Hauptrolle präsentiert er nämlich mit „Ad Astra – Zu den Sternen“ ein Science-Fiction-Drama auf den Spuren der beiden Meisterwerke „Interstellar“ und „Gravity“.

Inhalt:

Roy McBride (Brad Pitt) wollte seit seiner Kindheit Astronaut werden und in die Fußstapfen seines berühmten Vaters Clifford McBride (Tommy Lee Jones) treten. Mit absoluter Hingabe und Konzentration hat es Roy in der nahen Zukunft zum Astronaut und Raumfahrt-Ingenieur Major bei der Raumfahrtbehörde SpaceCom gebracht. Nichts kann ihn aus der Ruhe bringen. Selbst in stressigen Situationen steigt sein Puls nie über 80, sein Ruhepuls liegt bei unter 50. Allerdings ist Roy so auf seine Aufgabe fokussiert, dass er seine Frau Eve (Liv Tyler) gehen lassen musste.
Als die Erde von immer schwereren elektromagnetischen Stürmen heimgesucht wird, die bereits weltweit über 40.000 Menschen das Leben kostete, schickt SpaceCom den erfahrenen Astronauten auf eine nicht nur streng geheime, sondern auch sehr persönliche Mission: SpaceCom vermutet nämlich einen Zusammenhang zwischen den Stürmen im Weltall und der eigentlich verloren geglaubten Forschungsstation seines Vaters, der vor zwanzig Jahren im Rahmen des Lima-Projekts zum Planeten Neptun gereist war, um dort nach Anzeichen intelligenten, außerirdischen Lebens zu suchen. Allerdings ist vor sechzehn Jahren das Raumschiff samt Besatzung spurlos verschwunden, die Kommunikation zur Erde abgebrochen.
Nun hoffen die Verantwortlichen bei SpaceCom, dass McBride wenigstens auf eine Nachricht seines Sohnes reagiert. Doch dazu muss Roy erst einmal zum Mond und dann zum Mars gebracht werden. Als Verbindungsmann fungiert dabei Colonel Thomas Pruitt (Donald Sutherland), ein Studienkollege von Roys Vater, mit dem er sich allerdings überworfen hat. Nach einer Auseinandersetzung mit Piraten auf dem Mond bleibt Pruitt verletzt zurück, so dass Roy allein seine Mission fortsetzen muss. Auf dem Mars sendet Roy zunächst von SpaceCom vorformulierte Nachrichten an seinen Vater, die jedoch unbeantwortet bleiben.
Erst als Roy sich nicht an den vorgeschriebenen Wortlaut hält und eine persönliche Nachricht sendet, scheint es eine Reaktion zu geben, doch die Verantwortlichen geben darüber keine Auskunft und wollen Roy zurück zur Erde schicken. Mit Hilfe der Stützpunktleiterin Helen Lantos (Ruth Negga), die beim Lima-Projekt beide Elternteile verlor, erfährt Roy jedoch die wahre Rolle seines Vaters bei dem Projekt und setzt alles daran, mit der Cepheus allein weiter zum Neptun zu reisen …

Kritik:

Ähnlich wie Matthew McConaughey in Christopher Nolans „Interstellar“ (2014) oder George Clooney ins Steven Soderberghs „Solaris“ (2002) steht auch Brad Pitt in James Grays „Ad Astra“ im Zentrum einer sehr persönlichen Geschichte, die hier durch einen starken Anteil an Off-Kommentaren des Protagonisten noch fokussiert wird. Bereits in den ersten Einstellungen wird deutlich, wie konzentriert sich Roy McBride mit den vor ihm liegenden Aufgaben befasst, wie souverän und selbstreflexiv er jede brenzlige Situation – wie bei dem spektakulär inszenierten Arbeitsunfall an einer Weltraumantenne – und psychologische Tests meistert.
Leider bleiben dabei auch seine persönlichen Beziehungen auf der Strecke. Seine von der völlig unterforderten Liv Tyler dargestellte Frau Eve ist manchmal nur als verschwommener Schatten oder in einigen zärtlich angehauchten Rückblenden zu sehen, aber bei Roys Gespräch über seine bevorstehende Mission wird auch klar, dass seine gestörte Beziehung zu seinem Vater mutmaßlich für seine sozialen Defizite verantwortlich ist. Bei allen visuellen Highlights, die Kameramann Hoyte Van Hoytema („Interstellar“, „Dunkirk“) mit seinen berauschenden Bildern im Weltraum gefunden hat, bleibt doch die ganz persönliche Vater-Sohn-Geschichte stets im Mittelpunkt.
Auch wenn Roy anfangs überzeugt ist, dass sein Vater nicht mehr lebt, will er doch keine Möglichkeit verstreichen lassen, ihm doch noch zu begegnen, um herauszufinden, warum er seine Familie im Stich gelassen hat. Gerade zum Ende hin hätte diese Entwicklung und Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn psychologisch fundierter ausgearbeitet werden können. Aber dank der faszinierenden Bilder, der eindringlichen Musik von Max Richter („Taboo“, „Werk ohne Autor“) und Brad Pitts überzeugender Darstellung ist „Ad Astra“ ein Science-Fiction-Film, der zwar nicht an die jüngsten Meisterwerke des Genres heranreicht, aber über weite Strecken wunderbar unterhält.
"Ad Astra - Zu den Sternen" in der IMDb

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