Narrow Margin - 12 Stunden Angst

Peter Hyams hat seit Ende der 1970er Jahre vor allem mit Science-Fiction-Filmen wie „Unternehmen Capricorn“ (1977), „Outland – Planet der Verdammten“ (1981) und der Fortsetzung des Kubrick-Klassikers „2001 – Odyssee im Weltraum“, „2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen“ (1984), auf sich aufmerksam gemacht, mit „Ein Richter sieht rot“ (1983) und „Presidio“ (1988) aber auch kurzweilige Thriller-Kost inszeniert. 1990 schuf er mit „Narrow Margin – 12 Stunden Angst“ ein kleines Thriller-Juwel, das von Koch Media nun als Mediabook mit DVD und Blu-ray wiederveröffentlicht wird.
Die alleinstehende Verlagsmitarbeiterin Carol Hunnicat (Anne Archer) lässt sich nach Vermittlung durch eine Freundin auf ein Blind Date mit dem smarten Anwalt Michael Tarlow (J.T. Walsh) ein und trifft sich mit ihm in Los Angeles in dem Restaurant des Hotels, in dem er abgestiegen ist. Bevor sie ihr Abendessen bestellen, erhält Tarlow allerdings eine Nachricht, dass er seinen Boss Leo Watts (Harris Yulin) anrufen möge. Carol begleitet ihn in seine Suite und macht sich im Badezimmer gerade frisch, als Leo Watts ihn in Begleitung von Jack Wootton (Nigel Bennett) besucht und mit der Entdeckung konfrontiert, dass er sein Geld unterschlagen hat. Tarlow muss dem Mafioso versprechen, dass er ihm alles mit Zinsen zurückzahlt, wird dann aber von Wootton erschossen. Carol, die die Ereignisse beobachtet hat, ist sich ihrer prekären Lage bewusst und flieht in das abgelegen in den kanadischen Rocky Mountain liegendes Ferienhaus ihres Bruders. Der gegen Leo Watts ermittelnde Bezirksstaatsanwalt Robert Caulfield (Gene Hackman) kommt Hunnicut aber durch die sichergestellten Fingerabdrücke in Tarlows Hotelsuite auf die Spur und macht sie mit dem Polizisten Dominick Benti (M. Emmet Walsh) mit dem Hubschrauber in den Bergen ausfindig. Bevor sie die verängstigte Frau dazu bewegen können, gegen Leo Watts auszusagen, geraten sie von einem anderen Helikopter aus unter Beschuss. Benti stirbt im Kugelhagel, Caulfield und Hunnicut können durch das Badezimmerfenster entkommen und mit Hunnicuts Wagen bis zum nächstgelegenen Bahnhof kommen. Sie bekommen Karten für ein Abteil in dem gerade eingefahrenen Zug nach Vancouver, doch auch Wootton und sein Kollege Nelson (James Sikking) haben Tickets gelöst und die ganze Nacht Zeit, Hunnicut zu finden und sie davon abzuhalten, gegen Leo Watts auszusagen …
Peter Hyams, der auch selbst für das Drehbuch zu dem Remake des Richard-Fleischer-Thrillers „Um Haaresbreite“ (1952) und für die Kameraarbeit verantwortlich zeichnet, hat mit „Narrow Margin – 12 Stunden Angst“ einen handwerklich souverän und schnörkellos inszenierten, stark gespielten Thriller kreiert, der ohne große technische Spielereien und trickreiche Wendungen auskommt. Die beteiligten Personen werden jeweils nur sehr kurz eingeführt, ehe die Action mit dem Zusammentreffen des erzürnten Mafioso und seines aus der Spur geratenen Anwalts ihren nahtlosen Anfang nimmt. Nachdem das Publikum nur das Nötigste von den beiden Hauptfiguren erfahren hat, fokussiert sich Hyams ganz auf das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Caulfield und seiner zu beschützenden Zeugin und den beiden Auftragskillern.
Dabei bezieht sich die Spannung natürlich aus dem Umstand, dass Caulfield und Hunnicut nur begrenzte räumliche Möglichkeiten zum Verstecken zur Verfügung stehen. Gene Hackman („French Connection“, „Erbarmungslos“) trägt den Thriller in der Rolle des engagierten Staatsanwalts fast allein auf seinen Schultern. Seine Figur findet immer wieder die richtigen Kniffe, um den Killern zu entwischen, scheut aber auch nicht die direkte, letztlich unvermeidliche Konfrontation. Trotz vorhersehbarem Ende unterhält „Narrow Margin“ mit einem schlicht konstruierten, aber temporeich inszenierten Plot, wunderschönen Landschaftsaufnahmen und geradliniger Action ohne gekünstelten Schnickschnack. Bruce Broughton, der bereits zuvor für Hyams „Presidio“ vertont hat, überzeugt dazu mit einem melodischen und nicht zu aufgesetzten Score, der die Spannungsmomente wunderbar unterstreicht. Anne Archer („Eine verhängnisvolle Affäre“, „Die Stunde der Patrioten“) kann leider kaum schauspielerische Akzente in diesem Männerfilm setzen, aber damit befindet sie sich in einer Schicksalsgemeinschaft mit den eindimensionalen Bösewichten und sonstigen Nebenfiguren. Das schmälert aber nicht den Unterhaltungswert des in jeder Hinsicht geradlinigen Thrillers.
"Narrow Margin - 12 Stunden Angst" in der IMDb

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