Es - Kapitel 2

Der erste Teil der Neuverfilmung von Stephen Kings in der aktuellen Taschenbuchausgabe über 1500seitigen Horror-Epos „Es“ brach seit seinem Kinostart 2017 alle Rekorde und avancierte mit einem sensationellen Einspielergebnis von über 700 Millionen US-Dollar zum erfolgreichsten Horrorfilm aller Zeiten. Dabei haben sich Regisseur Andy Muschietti und seine drei Drehbuchautoren in dem 135-minütigen Auftakt klugerweise ganz auf die grausamen Ereignisse in der Kleinstadt Derry konzentriert, in die vor 27 Jahren der „Club der Verlierer“ involviert gewesen ist. In der fast dreistündigen Fortsetzung kommt nicht nur dem unheimlichen Clown Pennywise eine größere Rolle zu, das Geschehen konzentriert sich mit wenigen Rückblicken auf die traumatischen Ereignisse vor 27 Jahren ganz auf die Gegenwart.
Als Bill Denbrough (Jaeden Martell), Ben Hanscom (Jeremy Ray Taylor), Beverly Marsh (Sophia Lillis), Richie Tozier (Finn Wolfhard), Mike Hanlon (Chosen Jacobs), Eddie Kaspbrak (Jack Dylan Grazer) und Stanley Uris (Wyatt Oleff) vor 27 Jahren in Derry das in der Gestalt eines Clowns mordende Monster in die Schranken wiesen, haben sie sich geschworen, nach Derry zurückzukehren, um ES endgültig zu besiegen. Als ein schwules Pärchen nach dem Besuch des Rummels brutal überfallen wird und Pennywise (Bill Skarsgård) eines der Opfer am Ufer des Flusses tötet, findet der mittlerweile als Bibliothekar arbeitende Mike (Isaiah Mustafa) am Tatort eindeutige Hinweise auf die Rückkehr von Pennywise und ruft seine alten Freunde an, die es in alle Winde zerstreut hat und sich kaum an Mike erinnern können. Während Stan (Andy Bean) von dem Anruf so schockiert ist, dass er sich in der Badewanne die Pulsadern aufschneidet, erfüllen die übrigen erwachsen gewordenen Mitglieder der eingeschworenen Gemeinschaft ihr Versprechen und kehren umgehend nach Derry zurück. In einem asiatischen Restaurant beschwören Stand-up-Comedian Richie (Bill Hader), Horror-Schriftsteller Bill (James McAvoy), die von ihrem cholerischen Mann misshandelte Beverly (Jessica Chastain), der sichtlich athletischer gewordene Star-Architekt Ben (Jay Ryan) und Risikobewerter Eddie (James Ransone) die Vergangenheit herauf und werden schon beim Aufbrechen der Glückskekse mit ihrer bevorstehenden Mission vertraut gemacht, als sie zunächst von Stans Ableben erfahren und dann mit einer Schar ungeheuerlichster Kreaturen konfrontiert werden.
Zum Glück erinnern sie sich rechtzeitig an das schon damals wirksame Mantra, dass die Ereignisse nicht real seien. Bevor sie allerdings ES entgegentreten, muss jedes einzelne Mitglied im „Club der Verlierer“ den Dämonen der eigenen Vergangenheit gegenübertreten.
Mike hat viel über die Ereignisse in Derry recherchiert und durch eine Vision bei den Shokopiwah-Indianern erfahren, woher ES kommt und wie es vernichtet werden kann. Sobald alle ein persönliches Artefakt besorgt haben, soll ES mit einem gemeinsamen Ritual endlich ein für allemal getötet werden. Doch Pennywise lässt sich so schnell nicht einschüchtern und spannt den für den Mord an seinem Vater in einer psychiatrischen Anstalt inhaftierten Henry Bowers (Teach Grant) für seine Zwecke ein …
Selbst eine Spiellänge von fünf Stunden reicht kaum aus, um die Fülle der Ereignisse einzufangen, die Stephen King 1986 in seinem Erfolgs-Horror-Roman „Es“ so meisterhaft miteinander verwoben hat. Während King und auch die dreistündige Fernsehadaption von Tommy Lee Wallace aus dem Jahre 1990 immer wieder zwischen den Ereignissen der Vergangenheit und der Gegenwart hin- und hergesprungen sind, haben sich Regisseur Muschietti und seine Drehbuchautoren im ersten Teil ihrer Neuverfilmung ganz auf die Kindheit der Protagonisten verlegt, die im Jahr 1989 angesiedelt war. Während „Es“ eine gelungene Mischung aus Horror- und Coming-of-Age-Drama wurde, kommt in „Es – Kapitel 2“ der Horror weitaus heftiger zum Ausbruch, was schon allein dem Umstand geschuldet ist, dass Pennywise häufiger sein Unwesen treiben darf.
Allerdings nehmen sich Muschietti und Drehbuchautor Gary Dauberman („Annabelle“, „The Nun“) kaum Zeit, um die mittlerweile erwachsenen Protagonisten einzuführen. In jeweils sehr kurzen Sequenzen wird nur angedeutet, wie erfolgreich alle ihre bereits in der Kindheit ausgeprägten Fähigkeiten verfeinert haben und die von ihrem Vater misshandelte Beverly ebenfalls ihrem Muster treu geblieben ist und sich ehelicher Gewalt ausgesetzt sieht. Nach dem feucht-fröhlichen Wiedersehen in Derry mit dem verstörenden Ausklang beginnt die eigentliche Story, als Mike den Schriftsteller Bill an seinen Recherchen und der Vision teilhaben lässt, die den Schriftsteller ins Bild setzen, mit was sie es letztlich zu tun haben. Die jeweiligen persönlichen Reisen in die eigene Vergangenheit nutzen die Filmemacher für einige schaurig-schöne Szenen und Effekte, und selbst Stephen King ist als Antiquitätenhändler kurz in einem witzigen Cameo-Auftritt zu sehen.
Vor allem bei der gestaltverändernden Darstellung von Pennywise haben die Maskenbildner und Special-Effects-Crew Großartiges geleistet. Zusammen mit den tollen Darstellern und dem zwischen Nostalgie und schaurigem Grusel pendelnden Produktionsdesign stellt „Es – Kapitel 2“ einen mehr als gelungenen Abschluss der „Es“-Geschichte dar und setzt den Maßstab für weitere Horror-Produktionen höher.
"Es - Kapitel 2" in der IMDb

Kommentare

Beliebte Posts