Die Frau des Fliegers
Nachdem Éric Rohmer zwischen 1962 und 1972 abgesehen von einigen Dokumentarfilmen ausschließlich an seinem ersten Filmzyklus „Moralische Geschichten“ gearbeitet hatte, widmete er sich nach dem letzten dazugehörigen Film „Die Liebe am Nachmittag“ erst einmal eigenständigen Werken wie „Die Marquise von O…“ (1976) und „Perceval le Gallois“ (1978), ehe er 1981 mit „Die Frau des Fliegers“ seinen nächsten Zyklus „Komödien und Sprichwörter“ in Angriff nahm. Bereits der – nun erstmals auf DVD vorliegende – Auftaktfilm versprüht einen leichteren Ton als die vorangegangenen Filmen der „Moralischen Geschichten“.
Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitet der junge Jurastudent François (Philippe Marlaud) nachts bei der Post, wo er schlicht Briefe sortiert. Mit einem Freund macht er noch einen Klempner-Termin für seine alte Freundin Anne (Marie Rivière) aus, die er am Morgen nach getaner Schicht noch kurz besuchen will, um sich von ihr den Termin bestätigen zu lassen. Doch kurz vor ihrer Wohnung beobachtet der zwanzigjährige François, wie Annes ehemaliger Liebhaber Christian (Mathieu Carrière) das Haus verlässt. Er weiß nicht, dass der Pilot Christian gerade die andauernde Affäre mit der fünfundzwanzigjährigen Anne beendet hat, weil seine Frau ein Kind erwartet und er sich endgültig für sie entschieden hat. Als François Anne zur Rede stellt, streitet sie ab, dass noch etwas zwischen ihr und Christian läuft, doch als der Student Christian zufällig wieder begegnet, diesmal in Begleitung einer blonden Frau, nimmt er die Verfolgung auf. Im Parc des Buttes-Chaumont stößt er mit der fünfzehnjährigen Lucie (Anne-Laure Meury) zusammen und kann sie mit seiner Geschichte dafür begeistern, mit ihr gemeinsam herauszufinden, was es mit dem Paar, das sie nun beobachten, auf sich hat. Lucie vertritt die These, dass sie auf dem Weg zu einem Rechtsanwalt sind, um sich scheiden zu lassen. Als Lucie schließlich einen Termin wahrnehmen muss, nimmt sie François noch das Versprechen ab, dass er sie über den Ausgang seiner Ermittlungen informiert. Als er schließlich Anne besucht, die sich vor einem Rendezvous noch hinlegen wollte, beichtet sie ihm schließlich die enttäuschend verlaufende Affäre mit Christian, lässt sich von François zwar trösten, will sich aber auf keine Beziehung mit ihm einlassen …
Wie schon in seinen „Moralischen Erzählungen“ steht auch in Rohmers „Die Frau des Fliegers“ ein männlicher Protagonist im Zentrum der einfach gestrickten Geschichte, die unter dem eingangs eingeblendeten Sprichwort „Man kann nicht an Nichts denken“ absolut unspektakulär von Rohmer inszeniert worden ist. Nach dem finanziellen Misserfolg von „Perceval le Gallois“ stand Rohmer durch seine eigene Produktionsfirma Les Films du Losange nur ein geringes Budget zur Verfügung, so dass die Geschichte mit einem sehr überschaubaren Ensemble und wenigen Schauplätzen auskommt. Es ist erstaunlich, mit welch einfachen Mitteln Rohmer das Interesse des Publikums auf seine absolut gewöhnlichen Figuren zu lenken versteht. Wieder einmal sind es die ausführlichen, diesmal besonders ungekünstelten und lebensnahen Dialoge, mit denen sich die Figuren selbst charakterisieren. Es ist eine interessante Konstellation, die „Die Frau des Fliegers“ ausmacht.
Die fünfundzwanzigjähre Anne steht zwischen dem fünf Jahre jüngeren François und dem wahrscheinlich gut fünf Jahre älteren Christian, François wiederum zwischen der fünf Jahre älteren Anne und der fünf Jahre jüngeren Lucie – und etwas abseits Christian zwischen Anne und seiner abwesenden Frau. Der älteste in diesem Bund, Christian, hat seine Entscheidung getroffen und bleibt nur noch als Spekulationsobjekt der anderen Beteiligten im Spiel.
So hören und sehen wir die anderen möglichen und unmöglichen Paar-Konstellationen dabei zu, wie sie über ihre oft gar nicht eindeutigen Gefühle sprechen. Das hübsche Teenagermädchen Lucie, für das das Spiel mit der Liebe noch neu ist, tritt hier ebenso kokett wie forsch auf, lockt François immer wieder aus der Reserve, macht aus purer Neugier bei seiner Observation seines mutmaßlichen Nebenbuhlers mit. François ist sich zwar auch seiner Gefühle für Anne sicher, kann aber weder bei ihr noch bei Lucie landen, die aber eher ein unbewusstes Objekt seiner nicht klar definierten Begierde darstellt. Er ist letztlich darauf angewiesen, dass sich die Frauen, die er auswählt, auch für ihn entscheiden.
In dem Café, in dem François und Lucie darauf warten, dass Christian und die blonde Frau ein Haus verlassen, das sie zuvor betreten haben, merkt Lucie an, dass die Frauen die Männer auswählen, nicht umgekehrt. Auch wenn François das zunächst anders sieht, wird Lucie am Ende Recht behalten. Es ist ein ebenso unspektakuläres wie amüsant-leichtes, rein intellektuelles, nie erotisches Spiel mit und Diskutieren über die Liebe, das uns Rohmer mit „Die Frau des Fliegers“ präsentiert.
"Die Frau des Fliegers" in der IMDb
Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitet der junge Jurastudent François (Philippe Marlaud) nachts bei der Post, wo er schlicht Briefe sortiert. Mit einem Freund macht er noch einen Klempner-Termin für seine alte Freundin Anne (Marie Rivière) aus, die er am Morgen nach getaner Schicht noch kurz besuchen will, um sich von ihr den Termin bestätigen zu lassen. Doch kurz vor ihrer Wohnung beobachtet der zwanzigjährige François, wie Annes ehemaliger Liebhaber Christian (Mathieu Carrière) das Haus verlässt. Er weiß nicht, dass der Pilot Christian gerade die andauernde Affäre mit der fünfundzwanzigjährigen Anne beendet hat, weil seine Frau ein Kind erwartet und er sich endgültig für sie entschieden hat. Als François Anne zur Rede stellt, streitet sie ab, dass noch etwas zwischen ihr und Christian läuft, doch als der Student Christian zufällig wieder begegnet, diesmal in Begleitung einer blonden Frau, nimmt er die Verfolgung auf. Im Parc des Buttes-Chaumont stößt er mit der fünfzehnjährigen Lucie (Anne-Laure Meury) zusammen und kann sie mit seiner Geschichte dafür begeistern, mit ihr gemeinsam herauszufinden, was es mit dem Paar, das sie nun beobachten, auf sich hat. Lucie vertritt die These, dass sie auf dem Weg zu einem Rechtsanwalt sind, um sich scheiden zu lassen. Als Lucie schließlich einen Termin wahrnehmen muss, nimmt sie François noch das Versprechen ab, dass er sie über den Ausgang seiner Ermittlungen informiert. Als er schließlich Anne besucht, die sich vor einem Rendezvous noch hinlegen wollte, beichtet sie ihm schließlich die enttäuschend verlaufende Affäre mit Christian, lässt sich von François zwar trösten, will sich aber auf keine Beziehung mit ihm einlassen …
Wie schon in seinen „Moralischen Erzählungen“ steht auch in Rohmers „Die Frau des Fliegers“ ein männlicher Protagonist im Zentrum der einfach gestrickten Geschichte, die unter dem eingangs eingeblendeten Sprichwort „Man kann nicht an Nichts denken“ absolut unspektakulär von Rohmer inszeniert worden ist. Nach dem finanziellen Misserfolg von „Perceval le Gallois“ stand Rohmer durch seine eigene Produktionsfirma Les Films du Losange nur ein geringes Budget zur Verfügung, so dass die Geschichte mit einem sehr überschaubaren Ensemble und wenigen Schauplätzen auskommt. Es ist erstaunlich, mit welch einfachen Mitteln Rohmer das Interesse des Publikums auf seine absolut gewöhnlichen Figuren zu lenken versteht. Wieder einmal sind es die ausführlichen, diesmal besonders ungekünstelten und lebensnahen Dialoge, mit denen sich die Figuren selbst charakterisieren. Es ist eine interessante Konstellation, die „Die Frau des Fliegers“ ausmacht.
Die fünfundzwanzigjähre Anne steht zwischen dem fünf Jahre jüngeren François und dem wahrscheinlich gut fünf Jahre älteren Christian, François wiederum zwischen der fünf Jahre älteren Anne und der fünf Jahre jüngeren Lucie – und etwas abseits Christian zwischen Anne und seiner abwesenden Frau. Der älteste in diesem Bund, Christian, hat seine Entscheidung getroffen und bleibt nur noch als Spekulationsobjekt der anderen Beteiligten im Spiel.
So hören und sehen wir die anderen möglichen und unmöglichen Paar-Konstellationen dabei zu, wie sie über ihre oft gar nicht eindeutigen Gefühle sprechen. Das hübsche Teenagermädchen Lucie, für das das Spiel mit der Liebe noch neu ist, tritt hier ebenso kokett wie forsch auf, lockt François immer wieder aus der Reserve, macht aus purer Neugier bei seiner Observation seines mutmaßlichen Nebenbuhlers mit. François ist sich zwar auch seiner Gefühle für Anne sicher, kann aber weder bei ihr noch bei Lucie landen, die aber eher ein unbewusstes Objekt seiner nicht klar definierten Begierde darstellt. Er ist letztlich darauf angewiesen, dass sich die Frauen, die er auswählt, auch für ihn entscheiden.
In dem Café, in dem François und Lucie darauf warten, dass Christian und die blonde Frau ein Haus verlassen, das sie zuvor betreten haben, merkt Lucie an, dass die Frauen die Männer auswählen, nicht umgekehrt. Auch wenn François das zunächst anders sieht, wird Lucie am Ende Recht behalten. Es ist ein ebenso unspektakuläres wie amüsant-leichtes, rein intellektuelles, nie erotisches Spiel mit und Diskutieren über die Liebe, das uns Rohmer mit „Die Frau des Fliegers“ präsentiert.
"Die Frau des Fliegers" in der IMDb
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