Thomas Crown ist nicht zu fassen

Regisseur Norman Jewison und Hollywood-Star Steve McQueen haben bereits 1965 in dem Poker-Spiel-Drama „Cincinnati Kid“ bewiesen, dass sie durch ihre stimmige Chemie großes Kino produzieren können. In dem drei Jahre später inszenierten Heist Movie „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ kommt mit Faye Dunaway noch eine weitere Komponente hinzu, so dass das Zusammenspiel von Jewisons stilvoller Inszenierung, Michel Legrands entspanntem Jazz-Soundtrack und dem supercoolen Leinwand-Paar ein echtes Filmjuwel ergibt.
Thomas Crown (Steve McQueen) ist ein äußerst erfolgreicher Geschäftsmann, dem es an nichts fehlt, vor allem nicht an Geld. Trotzdem reizt ihn der Nervenkitzel, sich durch einen raffinierten Bankraub noch mehr zu bereichern. Sein besonderer Coup besteht darin, selbst nur im Hintergrund zu agieren. Die Crew, die den Bankraub ausführt und das erbeutete Geld an einem vereinbarten Ort ablegt, heuert er nämlich anonym an, wobei er seinen Helfershelfern, die sich einander erst beim Bankraub begegnen, die jeweiligen Anweisungen telefonisch mitteilt. Bei dem erfolgreichen Unternehmen erbeuten die gut präparierten Gauner über zwei Millionen US-Dollar in kleinen, nicht nachverfolgbaren Scheinen, die in einem Mülleimer auf einem Friedhof deponiert werden, wo sie Thomas Crown schließlich entspannt einsammelt und mit dem Flugzeug in Koffern nach Genf bringt, wo er sie auf ein anonymes Nummernkonto einzahlt. Detective Eddie Malone (Paul Burke) tappt bei seinen Ermittlungen komplett im Dunkeln, die Versicherung sieht sich gezwungen, der Bank den entstandenen Schaden zu ersetzen, setzt aber auf einen letzten Trumpf, um das erbeutete Geld wiederzufinden: Die Versicherungsagentin Vicki Anderson (Faye Dunaway) entwickelt schnell eine gute Vorstellung davon, wie der Bankraub über die Bühne gegangen und wie das Bargeld von einem wohlhabenden Kunden der Bank in die Schweiz transportiert worden sein muss. Unter den wenigen überhaupt in Frage kommenden Verdächtigen hält die attraktive Agentin vor allem den schwerreichen Lebemann Thomas Crown für den aussichtsreichsten Kandidaten und heftet sich an seine Fersen. Thomas Crown bleibt nicht verborgen, dass er von der selbstbewusst auftretenden Frau beobachtet wird. Nachdem er sie beim Polospiel mit einer Filmkamera entdeckt hat, spricht er sie bei einer Kunstauktion an und erfährt recht bald, dass sie ihn für den Strippenzieher des Bankraubs hält. Sie muss es nur noch beweisen. Trotz dieser ungewöhnlichen Konstellation lassen Jägerin und Gejagter sich auf eine gefährliche Affäre ein …
Gleich mit seinem ersten Drehbuch zu „The Thomas Crown Affair“ (so der eigentlich passendere Originaltitel) hat der aus Boston stammende Anwalt Alan Trustman einen Hit gelandet, der ihm auch die Zusammenarbeit zum nachfolgenden Steve-McQueen-Hit „Bullitt“ sicherte. Durch die grandiose Inszenierung von Norman Jewison („In der Hitze der Nacht“, „Mondsüchtig“) und die stimmige Chemie zwischen Steve McQueen („Getaway“, „Gesprengte Ketten“) und Faye Dunaway („Chinatown“, „Bonny & Clyde“) bietet „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ nämlich weit mehr als ein simples Heist Movie mit einem Schuss leidenschaftlicher Romanze.
Bereits zum Auftakt beweist Regisseur Jewison sein Geschick, Thomas Crown als extrem selbstbewussten Gentleman-Gauner zu etablieren. Cool wickelt er seinem schicken Anzug in seiner Firma seine gewinnbringenden Geschäfte ab und plant minutiös sein Bravourstück. Hier (und auch immer mal wieder in späteren Szenen) macht Jewison von der damals neuartigen Split-Screen-Technik Gebrauch, um zu zeigen, wie Crown in zeitlich akkurat getakteten Momenten seine Helfershelfer wie Schachfiguren bewegt, damit sie zu genau berechneten Zeiten ihren Einsatz in der Bank wahrnehmen, wo sie erstmals mit ihren Mitstreitern in Kontakt kommen. Der Hauptaugenmerk liegt allerdings auf dem faszinierenden Zusammenspiel der Figuren, die Steve McQueen und Faye Dunaway verkörpern. Jeder kennt sowohl die eigene Rolle als auch die Absicht des Anderen, und obwohl Crown nun unter ständiger Beobachtung – auch durch die Polizei – steht, plant er unglaublicherweise einen weiteren Überfall. Es ist ein intelligent und faszinierend inszeniertes Katz-und-Maus-Spiel, auf das sich Crown und Anderson einlassen. Das Schachspiel zwischen beiden in Crowns Anwesen zählt fraglos zu den erotischsten Szenen der Filmgeschichte und mündet schließlich in dem zur damaligen Zeit mit 55 Sekunden längsten Kuss der Filmgeschichte, wofür Jewison und die beiden Darsteller acht Stunden Drehzeit auf drei Tage verteilt benötigten. Das Ergebnis kann sich ebenso sehen lassen wie die unterhaltsamen Szenen auf dem Golfplatz, im Polizeipräsidium oder bei den rasanten Fahrten mit dem Dünen-Buggy am Strand.
Dabei bezieht der Film seine Spannung vor allem aus der Frage, warum sich Thomas Crown überhaupt auf so riskante Unternehmungen einlässt, wenn es ihm doch nicht um das Geld geht.
1999 drehte John McTiernan mit „Die Thomas Crown Affäre“ mit Pierce Brosnan und Rene Russo in den Hauptrollen ein nicht ganz so prickelndes Remake.
"Thomas Crown ist nicht zu fassen" in der IMDb

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