Asphalt-Dschungel

Mit seinem Regiedebüt „Die Spur des Falken“ (1941) inszenierte John Huston nicht nur ein Meisterwerk, das das Genre des Film noir mitbegründete, sondern erwies sich auch einigen seiner folgenden Filme als begnadeter Inszenierungskünstler menschlicher Abgründe. Nachdem er 1948 erneut mit Humphrey Bogart in der Hauptrolle das eindrucksvolle Film-noir-Kammerspiel „Gangster in Key Largo“ gedreht hatte, inszenierte Huston 1950 mit „Asphalt-Dschungel“ ein weiteres Genre-Juwel, das vier Oscar-Nominierungen erhielt, aber vor allem gegen Joseph L. Mankiewicz„Alles über Eva“ unterlag. Marilyn Monroe ist hier in einer ihrer frühesten Rolle zu sehen – als naive Blondine. 

Inhalt: 

In San Francisco führen die Wege verschiedener Gauner zusammen. Der bewaffnete Dix Handley (Sterling Hayden) flüchtet vor einer Polizeistreife in ein Café und lässt seinen Revolver in der Kasse des Besitzers Gus Minissi (James Whitmore) verschwinden, bevor die Polizisten ihn ausfindig machen und filzen können. Obwohl sie keine Waffe bei dem ihnen verdächtigen Mann entdecken können, nehmen sie ihn mit aufs Revier, um ihn durch einen Nachtportier identifizieren zu lassen. Allerdings lässt sich dieser eher von dem Verdächtigen als Lieutenant Ditrich (Barry Kelley) einschüchtern und gibt zu Protokoll, den Mann nicht wiederzuerkennen. Ditrich muss sich wegen seiner wiederholten Unfähigkeit vor Police Commissioner Hardy (John McIntire) verantworten, nachdem er bereits den aus dem Staatsgefängnis entlassenen Berufsverbrecher Erwin „Doc“ Riedenschneider (Sam Jaffe) aus den Augen verloren hatte, seit er mit dem Zug in der Stadt angekommen war. Der Doc lässt sich derweil mit einem Taxi zum Buchmacher Cobby (Marc Lawrence) bringen, um ihm einen ertragsreichen Plan vorzustellen, den er bereits vor seiner Inhaftierung ausgetüftelt hatte. 
Die 50.000 Dollar Betriebskapital, das für den Safe-Knacker, den Fahrer und den schlagkräftigen Aufpasser anfällt, kann Cobby nicht selbst aufbringen, weshalb er ein Treffen mit dem Anwalt Alonzo D. Emmerich (Louis Calhern) arrangiert. Der Juwelen-Raub geht zwar zunächst wie geplant über die Bühne, doch als die alarmierte Polizei eintrifft, überschlagen sich die Ereignisse. Als ein Wachmann überwältigt werden muss, löst sich ein Schuss, der den Safeknacker Ciavelli (Anthony Caruso) schwer verletzt. Und bei der Übergabe der Juwelen an Emmerich taucht das nächste Problem auf … 

Kritik: 

John Huston war so von der gleichnamigen Romanvorlage von W.R. Burnett begeistert, dass er den Autor das Drehbuch zum Film lesen ließ, das Huston zusammen mit Ben Maddow („Abgekartetes Spiel“, „Griff in den Staub“) verfasst hatte. Huston bleibt bei seiner Adaption des Romans stets dicht bei seinen Protagonisten, die nicht etwa die Strafverfolgungsbehörden vertreten, sondern einen gewinnträchtigen Juwelenraub planen und durchführen. Während die Cops eher als unfähig dargestellt werden, sorgen die Gauner selbst dafür, dass sie ihre Strafe bekommen, indem sie sich entweder gegenseitig bzw. selbst (tödlich) verletzen oder einander verraten. 
Aus der Verwirklichung ihrer Träume wird so nichts. Handley plant beispielsweise, mit seinem Anteil die heimische Farm in Kentucky zurückkaufen zu können, der großspurig auftretende Unterwelts-Anwalt und Frauenheld Emmerich hat weit über seine Verhältnisse gelebt und muss seinerseits ein großes Risiko eingehen, um möglichst viel aus dem Juwelengeschäft für sich herauszuziehen. Am entspanntesten wirkt noch der Doc, der einfach davon träumt, das Leben in den Kneipen und Restaurants von Mexico City zu genießen. 
Huston entlarvt schonungslos die Gier der einzelnen Männer. Indem er immer wieder Nahaufnahmen ihrer Gesichter zeigt, macht er aber auch deutlich, dass sie jeweils Gefangene ihres Schicksals sind. John Huston erweist sich als Meister der psychologisch aufgebauten Spannung. Die kontrastreiche Schwarzweiß-Fotografie, die fantastische Bildkomposition, die durchweg sehenswerten Darstellerleistungen und das desillusionierende Finale machen „Asphalt-Dschungel“ zu einem Klassiker des Film noir! 

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