Meuterei auf der Bounty

1787 brach der Dreimaster HMS Bounty unter Führung von Lieutenant William Bligh zu einer ungewöhnlichen britischen Mission auf, die zwei Jahre später zur „Meuterei auf der Bounty“ führte, die vor allem in der Roman-Trilogie von Charles Bernard Nordhoff und James Norman Hall in den 1930er Jahren die Grundlage für etliche Verfilmungen bot. Nachdem Frank Lloyd die Geschichte bereits 1935 mit Clark Gable und Charles Laughton in den Hauptrollen verfilmt hatte, inszenierte Lewis Milestone 1962 ein dreistündiges Epos, das neben der titelgebenden Konfrontation zwischen dem Kapitän und seiner Mannschaft vor allem die exotische Kulisse der Südseeinsel Tahiti in prächtigen Farben abbildete. 

Inhalt: 

Lieutenant William Bligh (Trevor Howard) übernimmt mit der Bounty sein erstes Kommando und startet mit seinem 1. Offizier Fletcher Christian (Marlon Brando) und seiner Crew 1787 im Auftrag der britischen Admiralität von Portsmouth aus zu einer bemerkenswerten Mission auf. Der Dreimaster soll aus Tahiti die Brotfrucht importieren, wobei die Ruheperiode der Pflanze beachtet werden muss. Um die Insel im Südpazifik möglichst schnell zu erreichen, führt Bligh ein strenges Regiment, das zunächst der Seemann John Mills (Richard Harris) zu spüren bekommt. Als er verdächtigt wird, zwei ganze Laibe Käse gestohlen zu haben, was er nicht zugeben will, setzt der Kapitän die Käseration für die ganze Mannschaft so lange aus, bis der Verlust wieder wettgemacht ist. 
Unter Deck bezeichnet Mills schließlich den Kapitän als den eigentlichen Dieb, da dieser ihm aufgetragen habe, den Käse für ihn beiseite zu schaffen. Da Bligh diese Anschuldigung mitbekommt, verurteilt er Mills zu 24 Schlägen mit der neunschwänzigen Peitsche an Deck. Die Spannung ist daraufhin selbst unter den Offizieren deutlich zu spüren, aber Bligh behält seinen strengen Führungsstil bei. Statt die längere, aber besser passierbarere Route um Afrika und Australien herum zu nehmen, wagt Bligh das schwierige Unterfangen, Kap Hoorn zu umsegeln, doch die anhaltend raue, sturmgepeitschte See zwingt Bligh widerwillig zur Umkehr. Da hat aber bereits ein Mann sein Leben verloren, als er unter Deck von einem losgerissenen Fass erschlagen wird. 
Christian hatte zuvor den Befehl des Kapitäns widerrufen, um zur Fixierung des Fasses das Schiff in eine ruhigere Lage zu bringen, doch korrigierte Bligh das eigenmächtige Kommando seines 1. Offiziers wieder. So beginnt nach Mills auch Christian an der Führungsqualität des Kapitäns zu zweifeln. Als das Schiff dann Tahiti erreicht, genießen die Männer die paradiesischen Zustände auf der Insel. Da die Ruheperiode der Brotfrucht schon begonnen hat, verzögert sich entsprechend die Abfahrt, was die Männer nutzen, um mit den schönen Frauen nähere Bekanntschaft zu machen. Auch Christian verliebt sich in Maimiti (Tarita), die Tochter des Häuptlings. Allerdings lässt er sie bei der Abfahrt der Bounty zurück nach England ebenso zurück wie die anderen Männer ihre Liebschaften. 
Um die Versorgung der Brotfrüchte zu gewährleisten, reduziert Bligh die Wasserrationen für die Männer, die daraufhin zu meutern beginnen, vor allem nachdem weitere Todesopfer durch Blighs unmenschliche Methoden zu beklagen sind. Christian übernimmt das Kommando auf der Bounty und setzt Bligh mit 18 Männern auf einem Beiboot aus. Während Bligh über Timor nach England zurückkehrt, wo er sich vor Gericht verantworten muss, nehmen Christian und seine Anhänger Kurs zurück nach Tahiti … 

Kritik: 

Nachdem zunächst Carol Reed („Der dritte Mann“, „Ausgestoßen“) die Regie des 19 Millionen US Dollar teuren Abenteuerfilms übernommen hatte, sich aber mit Hauptdarsteller Marlon Brando überwarf, führte Lewis Milestone („Die seltsame Liebe der Martha Ivers“, „Frankie und seine Spießgesellen“) das Projekt fort und ließ Brando einfach sein Ding durchziehen. Drehbuchautor Charles Lederer („Blondinen bevorzugt“, „Das Ding aus einer anderen Welt“), der u.a. von Billy Wilder und Eric Ambler unterstützt wurde, orientierte sich stark an den Roman-Vorlagen von Nordhoff und Hall, die Bligh strenger darstellten, als er es Zeitzeugen zufolge gewesen sein sollte. 
Aber durch die dramatische Dämonisierung wird die Kluft zwischen Bligh, seinen Offizieren und der Mannschaft entsprechend gut herausgearbeitet. Dabei füllt Trevor Howard („Der dritte Mann“, „Begegnung“) die Rolle des despotischen Kapitäns kraftvoll und unbeirrbar aus, aber Marlon Brando („Endstation Sehnsucht“, „Der Wilde“) ist definitiv der Star des Films. 
Sein Fletcher Christian wirkt zunächst wie ein adliger Lebemann, der an Bord aber immer mehr in seine Rolle hineinwächst, sowohl Blighs Befehle umzusetzen, aber auch die zunehmend erhitzten Gemüter der Mannschaft zu beruhigen, bis auch ihm die Grausamkeit seines Vorgesetzten zu viel wird und er als Anführer die Meuterei umsetzt. Milestone hat das harte Leben auf dem Schiff und den Kampf ums Überleben bei rauer See stark in Szene gesetzt. Dazu wirkt die leuchtende Kulisse auf Tahiti wie ein farbenfroher Kontrast, der sich auch im unbeschwerten Leben unter den Palmen bei den liebreizenden Frauen widerspiegelt. 
Dafür dass Milestone sein Abenteuer-Epos auf drei Stunden angelegt und das Studio MGM mit dem Flop fast in den Ruin getrieben hat, sind die Vorgänge nach der Meuterei überraschend knapp ausgefallen. Davon abgesehen bietet „Meuterei auf der Bounty“ stark gespielte und wunderschön fotografierte Abenteuer-Dramatik mit erlösenden Momenten. Bei der Oscar-Verleihung ging der Film aber bei sieben Nominierungen (u.a. für den Besten Film, die Beste Musik, die Beste Kamera und das Beste Szenenbild) leer aus. 

Kommentare

Beliebte Posts