Die Bibel

Der zweifache Oscar-Gewinner John Huston (für Drehbuch und Regie bei „Der Schatz der Sierra Madre“) hat innerhalb seiner über fünfzigjährigen Karriere als Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur so einige Meisterwerke geschaffen, darunter den Film-noir-Klassiker „Die Spur des Falken“ (1941), den Gangsterfilm „Gangster in Key Largo“ (1948), die Abenteuer-Romanze „African Queen“ (1951), die farbenfrohe Toulouse-Lautrec-Biographie „Moulin Rouge“ (1952) und den Spät-Western „Denen man nicht vergibt“ (1960). 1966 nahm er sich eines besonders ambitionierten Projekts an, der fast dreistündigen Adaption des 1. Buch Mose für den Produzenten Dino De Laurentiis mit namhaften Darstellern wie Richard Harris, George C. Scott, Franco Nero, Ava Gardner und John Huston selbst in den Hauptrollen. 

Inhalt: 

Nachdem Gott in sechs Tagen Himmel und Erde, Pflanzen und Tiere, Sonne, Mond und Sterne sowie die ersten beiden Menschen in Gestalt von Adam (Michael Parks) und Eva (Ulla Bergryd) erschuf, gönnte er sich einen Ruhetag, als er sah, dass es gut war, doch ignorierte Eva die Warnung Gottes, eine Frucht vom Baum der Erkenntnis zu nehmen, so dass Gott Adam und Eva aus dem Paradies vertrieb und sie sterblich machte. Zwar vermehren sie sich nach Gottes Willen, doch als Kain (Richard Harris) seinen Bruder Abel (Franco Nero) erschlägt, erkennt Gott mit der Zeit, dass seine Schöpfung wieder von der Erde getilgt werden muss. 
Den gottesfürchtigen Noah (John Huston) - einem Nachfahren von Evas drittem Sohn Set - erwählt er aus, um ein riesiges Schiff zu bauen, auf dem er nicht nur seine Familie, sondern je ein Männchen und Weibchen von jeder Tierart unterbringen soll. Noah kommt Gottes Anweisung trotz des Spottes seiner Nachbarn nach. Als die Arche fertig ist und alle Tiere untergebracht sind, lässt es Gott vierzig Tage und Nächte lang regnen, alles Leben auf der Erde durch eine gewaltige Sintflut hinwegfegen. Gott will von weiteren so drastischen Vergeltungsmaßnahmen gegenüber den Menschen in Zukunft absehen, doch als er merkt, wie König Nimrod (Stephen Boyd) – ein Urenkel Noahs – in Babel einen Turm bauen lässt, der bis in den Himmel reicht, zerstört er die Stadt und entfacht ein Sprachengewirr, dass die Bewohner Babels sich in alle Himmelsrichtungen zerstreuen. 
Schließlich folgt Abram (George C. Scott) einer Aufforderung Gottes, zusammen mit seiner Frau Sarai (Ava Gardner) und Familie seine Heimatstadt Ur zu verlassen und in ein Land zu ziehen, zu dem Gott ihn führt. Als sie das Gelobte Land erreichen, trennen sich die Wege von Abram und seinem Neffen Lot (Gabriele Ferzetti). Während es Lot in die verruchten Städte Sodom und Gomorra zieht, verzagt Abram an dem Umstand, dass seine Frau Sarai unfruchtbar ist, woraufhin seine Frau ihm die ägyptische Magd Hagar (Zoe Sallis) anbietet, um mit ihr einen Sohn zu zeugen. 
Doch davon abgesehen verspricht Gott, dass auch Abram von seiner Frau trotz ihres hohen Alters noch einen Sohn erwarten darf. Doch bis dahin muss Abram mit gerade mal 350 Männern Lot aus der Gefangenschaft befreien, nachdem sich die vier Könige der Völker von Mesopotamien und die fünf Könige der Städte Sodom und Gomorra, Adma, Zebojim und Zoar im Tal von Siddim bekämpft hatten. Doch Abram wird noch eine weitere Prüfung auferlegt. Nachdem seine Frau ihm tatsächlich noch einen Sohn namens Isaak gebar, soll er ihn nun Gott als Brandopfer darbieten … 

Kritik:

Eigentlich sollte „Die Bibel – Am Anfang schuf Gott …“ nach der Vorstellung von Produzent Dino De Laurentiis den Beginn einer ganzen Reihe von Filmen markieren, die das gesamte Alte Testament abdecken würden, doch wurde dieses ambitionierte Projekt nicht verwirklicht. In dem dreistündigen Epos, das John Huston 1966 realisierte, werden nun die ersten 22 Kapitel, also das 1. Buch Mose, rekapituliert. Zu den sieben Tagen der Schöpfung, die ein Erzähler aus der Bibel zusammenfasst, findet Huston wunderbare Naturaufnahmen, zunächst sehr verschwommen, als die Erde vom Himmel getrennt wird, dann immer konkreter, als Vulkane aus den Wassermassen heraus Landstriche entstehen lassen, auf denen Pflanzen zu wachsen beginnen und Tiere ein Zuhause finden. 
Etwas ausführlicher wird die Schöpfung von Adam und Eva, das verbotene Kosten der Frucht vom Baum der Erkenntnis und die Vertreibung aus dem Paradies abgehandelt, doch die ersten Etappen aus dem 1. Buch Mose werden eher im Schnelldurchlauf abgehandelt. Hier wird bereits deutlich, dass Huston und seinen Drehbuchautoren (neben dem hauptverantwortlichen Christopher Fry u.a. auch Orson Welles) vor allem an der Geschichte, nicht aber an deren religiösen Dimension gelegen ist. Letztlich lassen sich die Figuren in gottesfürchtige Menschen und Sünder einteilen. Gott bestraft die Menschen, die nicht nach seinen Geboten leben, sondern der Sünde anheimgefallen sind, legt den gottesfürchtigen Menschen wie Noah und Abram allerdings schwere Prüfungen auf. 
Noah und Abram sind dann nicht nur die ersten beiden Männer, die in „Die Bibel“ an Kontur gewinnen, auf ihnen liegt auch der erzählerische Fokus des Films. Vor allem John Huston selbst kann als Noah darstellerische Glanzlichter setzen. Der Bau der Arche und das Einsammeln der Tiere zählt auch zu den Höhepunkten des sorgfältig ausgestatteten, überwiegend in Italien, aber auch auf Island, in Marokko, Ecuador, Israel und Ägypten gedrehten Werks. 
Die Landschaftaufnahmen, der Turm zu Babel und die Städte Sodom und Gomorra sind großartig in Szene gesetzt, wobei Huston weitgehend auf künstliche Beleuchtung verzichtete und meist in dunkler Umgebung drehte. Das umfangreiche Kapitel über Abrams/Abrahams Geschichte bildet nicht nur den Schwerpunkt von „Die Bibel“, sondern bietet auch dramaturgisch die meisten Höhepunkte, wenn es um die Frage der Nachkommen, die Befreiung seines Neffen aus der Gefangenschaft und die schwere Gottesprüfung geht. Wer allerdings hofft, neben der Geschichte an sich auch religiöse Aspekte präsentiert zu bekommen, wird sicherlich enttäuscht. 

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