Der Koloss von Rhodos

Mit der legendären „Dollar“-Trilogie und dem Meisterwerk „Spiel mir das Lied vom Tod“ hat der italienische Filmemacher Sergio Leone unsterbliche Juwelen seiner Kunst kreiert. Bevor er aber den Western als das Genre entdeckte, in dem er seine Interessen an dem Medium am besten umsetzen konnte, schuf er 1961 mit seinem Regiedebüt „Der Koloss von Rhodos“ einen zwar unterhaltsamen, aber wenig inspirierten Sandalenfilm. 
Inhalt: 
Um seine Machtstellung auszubauen, unterdrückt König Xerxes (Roberto Camardiel) nicht nur das Volk von Rhodos, sondern hat in der Hafeneinfahrt der strategisch bedeutenden Insel einen gigantischen Koloss bauen lassen, mit dem er die Ein- und Ausfahrt der Schiffe kontrollieren kann. Unter Teilnahme ihres griechischen Gastes Dario (Rory Calhoun), der sich auf Rhodos von seinem letzten Feldzug als Kriegsherr erholen will und dem Rhodos als Insel des Friedens schmackhaft gemacht wird, weiht Xerxes den Koloss von Rhodos ein, der gleichzeitig Leuchtturm, Festungsanlage und Götterstatue darstellen soll. Während das Volk unter der Führung von Peliocle (Georges Marchal) eine Rebellion gegen die königliche Familie anzettelt, verbündet sich Xerxes mit den Phöniziern, denen er zusagt, mit zwei Schiffen den Hafen anlaufen zu dürfen. Da die bisherigen Bemühungen der Rebellen, den König zu stürzen, wenig genützt haben, wollen sie Dario für ihre Zwecke einspannen, um sich mit den Griechen verbünden zu können. Doch Dario ist hin- und hergerissen zwischen der Sache der Rebellen und der königstreuen Diala (Lea Massari), die allerdings ihre eigenen Pläne verfolgt. Als Dario daran gehindert wird, die Insel zu verlassen, versucht er bei Nacht mit den Rebellen unbemerkt mit einem Schiff aus dem Hafen zu laufen, doch macht der Koloss ihren Plan zunichte. Nachdem die Rebellen und Dario in Gefangenschaft geraten und gefoltert werden, müssen sich die Aufständischen einen anderen Plan einfallen lassen, um die geplante Verbindung zwischen Rhodos und den Phöniziern nicht zustande kommen zu lassen … 
Kritik: 
Sergio Leone hat vor seinem Regiedebüt reichlich Erfahrungen als Regieassistent und Second Unit Director machen können, so bei „Fahrraddiebe“ (1948) und „Geschichte einer Nonne“ (1959), aber eben auch bei einer Vielzahl von damals populären Monumental- und Sandalenfilmen wie „Quo Vadis“ (1951), „Die schöne Helena“ (1956), „Im Zeichen Roms“, „Die letzten Tage von Pompeji“ und „Ben Hur“ (alle 1959). So verwundert es nicht, dass Leone bei seinem Regiedebüt auf ein Genre zurückgreift, das er damals wie kein anderes kannte. Allerdings kann er mit seinem „Der Koloss von Rhodos“ auch wenig neue Akzente setzen. 
Erzählt wird die allzu vertraute Geschichte von intriganten Machtbündnissen, einem außenstehenden Beobachter, der lange braucht, um sich ganz für die gerechte Sache zu engagieren, und zwei Frauen, die um die Gunst dieses Helden buhlen. Um die recht durchschaubare Story unterhaltsam zu machen, sorgt Leone von Beginn an für eine gehörige Portion Action. Bereits im Vorspann stürmen die Rebellen ein unterirdisches Gefangenenlager und befreien nach heftigem Kampf einen ihrer Genossen, und auch später inszeniert Leone mit sichtlichem Genuss verschiedene Kampfszenen. 
Neben den Massenszenen mit Schwertkämpfen sind hier vor allem die genüsslich ausgebreiteten Folterszenen im Verlies und im Kolosseum sowie die Auseinandersetzungen im Koloss zu erwähnen. Den Höhepunkt bildet allerdings das Erdbeben im Finale, das wie der Zorn der Götter Rhodos bis auf die Grundmauern erschüttert. Hier findet Leone immer wieder Möglichkeiten, das Leiden einzelner Schicksale zu illustrieren. Neben der routiniert inszenierten Action sorgen auch die Ausstattung und Angelo Francesco Lavagninos farbenfroher Score für gute Unterhaltung, während der simple Plot und die oft schlicht gestrickten Dialoge über das Mittelmaß nie hinauskommen. 
„Der Koloss von Rhodos“ ist sicher für Leone-Anhänger interessant, um seine Anfänge als Regisseur zu verfolgen, doch als eigenständiger Beitrag zum Genre des Sandalenfilms taugt das Werk nur bedingt. 

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