Denen man nicht vergibt

Mit so unterschiedlichen Werken wie „Die Spur des Falken“ (1941), „Der Schatz der Sierra Madre“ (1948), „Gangster in Key Largo“ (1948), „African Queen“ (1951) und „Moby Dick“ (1956) hat sich John Huston in die erste Riege der Filmemacher in Hollywood katapultiert. 1960 präsentierte er mit „Denen man nicht vergibt“ seinen ersten Western, der ebenso wie der Western-Klassiker „Der schwarze Falke“ auf einem Roman von Alan Le May basiert. 

Inhalt: 

Während Ben Zachary (Burt Lancaster) in Wichita geschäftlich unterwegs sind, kümmern sich seine Brüder Cash (Audie Murphy) und Andy (Doug McClure) zusammen mit ihrer Adoptivschwester Rachel (Audrey Hepburn) und ihrer Mutter Mattilda (Lillian Gish) um die Pferde auf ihrer Ranch in Texas. Als Rachel mit ihrem weißen Hengst ausreitet, begegnet sie dem alten Abe Kelsey (Joseph Wiseman), der Bibelsprüche zitierend und mit seinem Säbel herumfuchtelnd proklamiert, dass Rachel gar keine Zachary sei. Zwar kann sie nach ihrer Rückkehr zunächst durch ihre Mutter beruhigt werden, aber als der kauzige Alte dann auch ihr gegenüber seine Behauptung wiederholt und dazu noch erklärt, dass Rachel eine als Kind adoptierte Kiowa-Indianerin sei, wird sie mit der nur ihr bekannten Vergangenheit konfrontiert. 
Ihr Mann William hatte einst zusammen mit Kelsey ein Vergeltungs-Massaker an den Indianern verübt und dabei nur ein Baby verschont, das William mit nach Hause brachte und von seiner Frau wie eine eigene Tochter aufziehen ließ. Die hübsche Rachel nimmt einen Heiratsantrag von Charlie Rawlings (Albert Salmi) an, doch wird dieser auf dem Heimweg zu seiner Familie von den Kiowa getötet. 
Als das benachbarte Familienoberhaupt Zeb Rawlings (Charles Bickford) ebenfalls durch Abe Kelsey von Rachels Herkunft erfährt, verlangt er von Ben, dass er Rachel zu den Kiowa schickt, sonst würde er keine Geschäfte mehr mit ihm machen. Ben lässt sich aber nicht darauf ein und überwirft sich dadurch mit seinem Bruder Cash, der die Ranch seiner Familie verlässt. Doch nun wollen auch die Kiowa Rachel wieder in ihre Obhut bringen und belagern die Zachary-Ranch … 

Kritik: 

Mehr noch als der Film an sich sorgte die Produktionsgeschichte von „Denen man nicht vergibt“ für Aufmerksamkeit. John Huston und Co-Produzent/Hauptdarsteller Burt Lancaster waren sich nämlich nicht über die Ausrichtung des Films einig und ließen das Drehbuch immer wieder umschreiben. Während der Regisseur daran interessiert war, die Wurzeln des Rassenhasses in den USA aufzuzeigen, wollte Lancaster einen eher kommerziellen Film realisieren, der für möglich wenig Kontroversen sorgte. Am Ende setzte sich keine der beiden Parteien durch, was dem Spät-Western einen etwas indifferenten Charakter verlieh. Nichtsdestotrotz ist „The Unforgiven“ – so der Originaltitel – ein interessantes Genrestück, das sich mit dem Konflikt zwischen indianischen Ureinwohnern und weißen Siedlern auf ungewöhnliche Weise auseinandersetzt. 
Audrey Hepburn („Ein süßer Fratz“, „Frühstück bei Tiffany“) zeigt hier eine beeindruckende Leistung einer jungen Frau, die einer starken Identitätskrise ausgesetzt wird und sich zwischen den Indianern, bei denen sie geboren wurde, und der weißen Familie, bei der sie aufgewachsen ist, entscheiden muss. Und schließlich empfindet sie mehr als nur geschwisterliche Zuneigung für Ben, der durch seine rigorose Art jedem klar zu verstehen gibt, dass niemand Rachel zu nahe kommen darf. Neben Hepburn zeigt auch Burt Lancaster („Valdez“, „Lawman“) eine starke Leistung als Familienoberhaupt, nachdem sein Vater von den Kiowa getötet worden war. 
Hustons Inszenierung lässt in filmtechnischer Hinsicht keine Wünsche offen. Die gefällige Kameraarbeit von Franz Planer („Frühstück bei Tiffany“, „Weites Land“) und der farbenfrohe Score von Dimitri Tiomkin („Zwölf Uhr mittags“, „Giganten“) runden dieses sehenswerte Werk ab. 

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