Die wilden Engel

Nachdem B-Movie-Filmemacher Roger Corman in den 1960er Jahren vor allem durch atmosphärisch dichte Horror-Produktionen wie „Das Pendel des Todes“, „Lebendig begraben“, „Die Maske des roten Todes“ und „Das Grab der Lygeia“ auf sich aufmerksam gemacht hatte, bewegte er sich 1966 mit „Die wilden Engel“ auf ganz anderem Terrain und nahm einen Bericht im Life-Magazin über die Beerdigung eines Hells-Angels-Mitglieds zum Anlass, einen Film über das Lebensgefühl der rebellischen Rockerbande zu drehen. 

Inhalt: 

Heavenly Blues (Peter Fonda), Anführer der Motorradgang Angels im kalifornischen San Pedro, besucht seinen Freund Loser (Bruce Dern) auf seiner Arbeitsstelle, um ihm die freudige Mitteilung zu überbringen, dass dessen gestohlenes Motorrad in Mecca gefunden wurde. Da sich Blues und Loser mit dem Vorarbeiter anlegen, wird Loser sofort gefeuert – sehr zum Missvergnügen von Losers Frau Gaysh (Diane Ladd), die in den letzten Monaten beobachten musste, wie ihr Mann einen Job nach dem anderen verlor, so dass die Raten für das Haus kaum abbezahlt werden können. 
Als sich die Angels auf den Weg nach Mecca machen, erregen sie natürlich auch die Aufmerksamkeit der Polizei, die den Konvoi auf dem Highway im Auge behält. Als die Cops die Schlägerei zwischen den Angels und der rivalisierenden mexikanischen Rockergang schlichten will, flüchtet Loser auf einem der beiden Polizeimotorräder. Bei der Verfolgung bekommt Loser eine Kugel in den Rücken und wird unter Polizeibewachung schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht, während der ihn verfolgende Polizist nach dem Abgeben des Schusses mit seinem Bike von der Straße abkam und getötet wurde. Durch ein Ablenkungsmanöver gelingt es den Angels, Loser aus dem Krankenhaus zu befreien, doch die dabei misshandelte Krankenschwester kann später Blues bei der Polizei in der Verbrecherkartei identifizieren. 
Für Loser verläuft die Rettungsmission nicht so erfreulich. Nach seinem Tod wollen seine Freunde eine Trauerfeier veranstalten, doch läuft diese völlig aus dem Ruder. Nachdem der Pfarrer geknebelt und das Inventar der Kirche zerstört worden ist, lassen Blues und seine Gang ordentlich die Puppen tanzen … 

Kritik: 

Drei Jahre vor dem phänomenalen Erfolg von Dennis Hoppers „Easy Rider“ legte Viel- und Billigfilmer Roger Corman mit „Die wilden Engel“ den Grundstein für den Boom von Biker-Filmen, der bereits 1953 mit Marlon Brando in „Der Wilde“ angedeutet wurde. Nachdem Corman in dem Bericht von dem dort ausgedrückten Lebensgefühl und der Mischung aus Freiheitsdrang, Alkohol, Motorrädern und Mädchen fasziniert wurde, ließ er Charles B. Griffith ein Drehbuch schreiben, das auf seinen Recherchen in der Rockerszene beruhte, die er in Venice Beach machte. Schließlich wurden Mitglieder der dortigen Hells Angels mit ihren Frauen und Harleys auch als Komparsen für den Film engagiert. Die Story ist dabei äußerst geradlinig und unkompliziert gehalten. Die Handlung spielt sich überwiegend auf den endlosen Highways, in Bars und Schuppen ab. Dabei wird deutlich, dass die Rocker zwar auf provozierende Nazi-Symbolik, Freiheit, Alkohol, Motorradfahren und Sex abfahren, aber darüber hinaus keine politischen Ziele verfolgen. 
Als Blues bei der Auseinandersetzung mit dem Pfarrer bei Losers Trauerfeier gefragt wird, was die Angels denn wollen, muss der Gang-Präsident schon einen Moment innehalten, um dann die bekannten Plattitüden vom Stapel zu lassen. 
Heute wirkt „Die wilden Engel“ mit der endlosen und uninspirierten Aneinanderreihung von Motorradfahrten, Prügelszenen und Alkoholexzessen recht dumpf und einfallslos, doch zum Filmstart brachte Cormans nur 360.000 Dollar teures Werk das Aufbegehren der Rockerbanden gegen das bürgerliche Establishment authentisch zum Ausdruck. 

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