Creed II - Rocky's Legacy

Eigentlich schien die legendäre „Rocky“-Saga spätestens mit Sylvester Stallones Comeback in „Rocky Balboa“ (2006) ausgezählt gewesen zu sein, doch dann gelang Ryan Coogler 2015 mit „Creed – Rocky’s Legacy“ das Kunststück, den sichtlich gealterten Box-Champion als Trainer des unehelichen Sohnes seines berühmten Gegners Apollo Creed zu reaktivieren. Das Konzept ging so überzeugend auf, dass etwas mehr als zwei Jahre später das obligatorische Sequel des „Rocky“-Spin-Offs in die Kinos kam. 

Inhalt: 

Auch wenn der junge Boxer Adonis Creed (Michael B. Jordan) mit dem prominenten Namen im Rücken (aber auch als Bürde) seinen entscheidenden Kampf gegen den britischen Titelverteidiger am Ende von „Creed“ verlor, ist allen Beobachtern klar gewesen, dass Creed eine große Zukunft bevorsteht. Tatsächlich hat er seine nächsten sechs Kämpfe gewinnen können und schließlich auch den ersehnten Titel als Boxweltmeister um Schwergewicht errungen. Da Adonis Creed diesen Titel allerdings gegen einen in den Jahre gekommenen Champion gewonnen hat, wird er schon bald neu herausgefordert – diesmal von Viktor Drago (Florian Munteanu). Dieses Duell gerät deshalb sofort in die Schlagzeilen, weil Dragos Vater Ivan Drago (Dolph Lundgren) in seiner aktiven Zeit Adonis‘ Vater in einem Schaukampf durch einen wuchtigen Schlag getötet hat. Adonis nimmt die Herausforderung an, obwohl er gegen den größeren und stärkeren Russen kaum gewappnet ist und Rocky (Sylvester Stallone) es deshalb ablehnt, ihn für diesen Kampf zu trainieren. Als hätte Adonis dadurch nicht schon genug Probleme, sorgt er sich auch um seine schwangere Verlobte Bianca (Tessa Thompson) und das Baby, das den unheilbaren Gehörschaden der Mutter vererbt bekommen könnte … 

Kritik: 

Nachdem der Clou, einen noch jungen Regisseur für das „Rocky“-Spin-Off zu engagieren, so gut funktioniert hatte, nahm sich 2018 mit Steven Caple Jr. ebenfalls ein noch kaum bekannter Filmemacher der weiteren Geschichte von Adonis Creed an. Sylvester Stallone, der in „Creed“ als erfahrener Boxer mit Ruhe und weisen Ratschlägen eine überzeugende Tiefe in das Boxer-Drama transportieren konnte, schrieb für die Fortsetzung am Drehbuch mit, steht seinem an sich selbst zweifelnden Schützen diesmal aber nicht durchweg zur Seite. 
Adonis Creed muss auf äußerst schmerzhafte Weise erfahren, was es heißt, im Schatten eines Box-Champions mit seinem Namen zu stehen und auf eigenen Füßen sich selbst ein Denkmal erschaffen zu müssen. Die in „Creed“ entwickelte Story um Adonis Creed und seinen Mentor Rocky Balboa wird in „Creed II“ konsequent fortgesetzt, indem der junge Boxer mit seiner Frau Bianca von Philadelphia (und damit auch von Rocky) nach Los Angeles zieht, um dort sein eigenes Leben mit seiner neuen Familie zu leben. 
Während in dieser Hinsicht die Geschichte ihren vorhersehbaren Gang geht, mit den Problemen der Schwangerschaft aber auch eine melodramatische Komponente erhält, spielt sich in Russland die eigentlich interessantere Geschichte ab. Dass mit Dolph Lundgren („Der Punisher“, „Masters of the Universe“) ein alter Weggefährte von Rocky Balboa aus „Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts“ (1985) reaktiviert wurde, erweist sich als cleverer Schachzug. Der Kampf zwischen Rocky Balboas und Ivan Dragos Zöglingen lässt nämlich auch die alte Rivalität zwischen den in die Jahre gekommenen Box-Champions wiederaufleben. Lundgren präsentiert sich dabei als überraschend ausdrucksstarker Coach, kein Vergleich zu seinem stumpfen Auftritt in „Rocky IV“. Und die triste Atmosphäre in Moskau bietet einen wunderbaren Kontrast zu dem luxuriösen Leben, das Adonis Creed in Philadelphia und nun in Los Angeles gewohnt ist. 
Die Box-Szenen sind diesmal allerdings nicht so spektakulär ausgefallen wie in „Creed“. Da es ohnehin schwierig gewesen wäre, den krassen Schlagabtausch, den sich der junge Creed da mit dem britischen Champion Conlan geliefert hatte, noch zu toppen, konzentriert sich Steven Caple Jr. in seiner Fortsetzung eher auf das Auf und Ab des noch aufbaufähigen Boxers, den Michael B. Jordan („Fruitvale Station“, „Fantastic Four“) wiederum sehr gefühlvoll zwischen Verletzlichkeit und Wagemut darstellt. Einem weiteren Sequel dürfte also nichts im Wege stehen. 

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