Moulin Rouge (1952)

Knapp fünfzig Jahre bevor der australische Regisseur Baz Luhrmann mit „Moulin Rouge“ (2001) in knallbunten Farben und opulenten Kostümen das Pariser Leben der Bohème um die Jahrhundertwende wiederaufleben ließ, inszenierte Meisterregisseur John Huston („Moby Dick“, „Die Spur des Falken“) 1952 ein gleichnamiges, zweifach Oscar-prämiertes Werk, das sich allerdings auf das Leben des Malers Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) fokussiert. 

Inhalt: 

Nachdem er als kleiner Junge von der Treppe im elterlichen Schloss gestürzt war und sich beide Beine so schwer gebrochen hatte, dass diese trotz mehrfacher ärztlicher Behandlungen nie wieder recht zusammenwuchsen, fristet Henri de Toulouse-Lautrec (José Ferrer) ein einsames Leben als kleinwüchsiger Mann. Da seine Jugendliebe ihn nicht heiraten will, weil sie ihn als Krüppel betrachtet, zieht es den schwer getroffenen Mann nach Paris, wo er als Maler tätig sein will. Im Jahr 1890 verbringt er seine Zeit überwiegend im stets gut besuchten Varieté „Moulin Rouge“, wo er fleißig dem Cognac frönt und die Tänzer, Sänger und die Menschen im Publikum zeichnet. 
Mit dem Alkohol betäubt er seine Enttäuschung über die Tatsache, dass er als Krüppel nie die Liebe einer Frau gewinnen wird, doch dann lernt er nachts auf der Straße Marie (Colette Marchand) kennen, die er vor der Festnahme durch Sgt. Balthazar Patou (Georges Lannes) bewahren kann, indem sie Toulouse, wie sie ihn nennt, nach Hause begleitet. Da sie aus ärmlichen Verhältnisse stammt, genießt sie die Gesellschaft des wohlhabenden Malers und täuscht ihm große Gefühle vor, bis sie ihm im Streit gesteht, dass sie ihn und seine zwergenhafte Gestalt abstößt. Toulouse-Lautrec ist erschüttert, dass er wieder wie ein Narr auf eine Frau hereingefallen ist, die nur an seinem Geld interessiert gewesen ist, und will sich mit Gas in seiner Wohnung umbringen, doch während das Gas strömt, beendet er ein Bild, an dem er lange nicht mehr gearbeitet hatte, und fasst neuen Mut. Das Bild wird als Werbeplakat für das „Moulin Rouge“ verwendet, was den Club noch berühmter macht und auch die Bekanntheit des Malers steigert. Er freundet sich nicht nur mit der Sängerin Jane Avril (Zsa Zsa Gabor) an, sondern macht durch sie auch die Bekanntschaft der selbstbewussten und unabhängigen Myriamme (Suzanne Flon). 
Die beiden verbringen viel Zeit miteinander, und obwohl er es sich und vor allem Myriamme nicht eingestehen will, verliebt er sich in sie. Als sie Toulouse erzählt, dass sie einen Heiratsantrag ihres alten Verehrers Marcel de la Voisier (Peter Cushing) erhalten hat, reagiert Toulouse schnippisch und bricht die Beziehung zu ihr ab … 

Kritik:

John Huston inszenierte die Biographie über Toulouse-Lautrec nach dem zwei Jahre zuvor erschienenen Roman „Moulin Rouge“ von Pierre La Mure und konzentriert sich auf die letzten zehn Jahre im Leben des Malers von 1890 bis zu seinem Tod am 9. September 1901. Die Zeit davor wird in Rückblenden skizziert, die Toulouse-Lautrecs Erinnerungen dokumentieren, das Aufwachsen in einer adligen Familie auf dem Schloss, der unglückliche Sturz auf der Treppe, dessen Folgen irreparabel sind, sowie die traumatische Trennung von seiner Jugendfreundin, die Toulouse-Lautrecs weitere Beziehungen zum weiblichen Geschlecht prägen sollten. 
Hustons Fokus liegt aber eindeutig auf dem bunten Treiben im Pariser Nachtleben auf der Schwelle zum 20. Jahrhundert, auf die akrobatischen Tanzdarbietungen im „Moulin Rouge“, die Toulouse-Lautrec mit geschickter Hand schnell zu skizzieren versteht. Sein Vater (der ebenfalls von José Ferrer dargestellt wird), wendet sich von ihm ab, als er das anstößige Plakat entdeckt, das für das berühmte Varieté wirbt, aber den Namen der Familie beschmutzt. 
Huston hat viel Mühe darauf verwendet, die Farbgebung in den Bildern des Malers auch im Film wiederzugeben, weshalb er seinen Kameramann Oswald Morris mit Eliot Elisofon zusammenarbeiten ließ, um entsprechende Farbfilter und farbige Beleuchtung zu entwickeln und einzusetzen. Am Ende ist ein Portrait des berühmten Malers entstanden, dem es zwar vergönnt gewesen war, als einziger Künstler noch zu Lebzeiten im „Louvre“ ausgestellt zu werden, doch Zeit seines Lebens in Paris zu sehr dem Alkohol zusprach und kein Glück mit den Frauen haben sollte. 
So sehr es Huston gelingt, die Kunstfertigkeit des Malers in Szene zu setzen – u.a. mit langen Einblendungen von Ausschnitten aus seinen Werken -, bleibt das Wesen des Malers trotz der hervorragenden Darstellung von José Ferrer („Die Caine war ihr Schicksal“, „Der letzte Musketier“) etwas unergründlich, wird auf die Trunksucht, seine Kunstfertigkeit und die unglücklichen Beziehungen reduziert, ohne dass sie der schweigsame Künstler ausführlicher thematisiert. Dafür schwelgt der Film in prächtigen Farben. Sowohl die herrlichen Kostüme als auch das aufwendige Szenenbild wurden mit einem Oscar prämiert. 
Peter Cushing und Christopher Lee, die später - oft gemeinsame - Hauptdarsteller in vielen Horror-Filmen der Londoner Hammer Studios waren, sind hier in kleinen Nebenrollen zu sehen.

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