Suddenly - Der Attentäter
In seiner nahezu 40-jährigen Karriere hat der britische Filmemacher Lewis Allen (1905-2000) schon in frühen Jahren prominent besetzte Filme wie „Der unheimliche Gast“ (1944), „Der Tod wohnt nebenan“ (1945), „Die perfekte Heirat“ (1946) und „Desert Fury – Liebe gewinnt“ (1947) inszeniert. 1954 schuf er mit „Der Attentäter“ einen nahezu vergessenen Film noir mit Frank Sinatra in der Rolle eines Auftragkillers.
Inhalt:
In dem beschaulichen kalifornischen Städtchen Suddenly hat Sheriff Tod Shaw (Sterling Hayden) eigentlich nicht viel zu tun und begleitet so den kleinen Pidge (Kim Charney) zu seiner Mutter Ellen Benson (Nancy Gates) in den Einkaufsladen. Da der Sheriff die seit drei Jahren verwitwete Ellen liebt, fragt er sie ein weiteres Mal, ob sie ihn am Sonntag in die Kirche begleiten würde, doch lehnt sie einmal mehr mit dem Hinweis ab, dass niemand die Stelle ihres im Krieg verstorbenen Mannes einnehmen könne. Wenig später erreicht Tod ein geheim eingestuftes Telegramm, mit dem er aufgefordert wird, Vorbereitungen für die Ankunft des Präsidenten zu treffen, der mit einem außerplanmäßigen Zug um 17 Uhr eintreffen und seine weitere Fahrt mit dem Auto fortsetzen soll. Als Tod die nötigen Fahrzeuge zum Schutz und zur Weiterfahrt des Präsidenten angefordert hat, treffen auch die Agenten des Secret Service ein, um die nähere Umgebung in Augenschein zu nehmen.
Die Geschäfte auf der Main Street werden geschlossen, die Gegend um den naheliegenden Bahnhof für den Durchgangsverkehr gesperrt. Um die strategisch günstig gelegene Villa auf dem Hügel wollen sich Tod und der leitende Secret-Service-Agent Dan Carney (Willis Bouchey) selbst kümmern. Dort wohnt nämlich der pensionierte Pete „Pop“ Benson (James Gleason), der einst Vorgesetzter von Carney gewesen ist. In der Zwischenzeit suchen bereits drei Männer die Villa auf, die sich bei Ellen Benson als FBI-Agenten vorstellen, sich aber als Verbrecher herausstellen, die ein Attentat auf den Präsidenten planen.
Als Carney und Tod eintreffen, wird der Secret-Service-Agent erschossen, Tod am Arm verletzt. Damit sich alle ruhig verhalten, nimmt John Baron (Frank Sinatra), der Anführer des Trios, den kleinen Pidge als Geisel, während Tod und Pop angestrengt überlegen, wie sie das Attentat verhindern können …
Kritik:
Für einen Thriller, der das Attentat auf einen Präsidenten thematisiert, kommt Lewis Allens „Der Attentäter“ ungewöhnlich behäbig daher. Trotz einer kurzen Spielzeit von gerade mal 80 Minuten nimmt sich der Film die nötige Zeit, die Hauptfiguren und ihre Beziehung zueinander zu skizzieren, vor allem aber die Sicherheitsvorkehrungen zur Ankunft des Präsidenten zu beschreiben. Mit dem Eintreffen der vermeintlichen FBI-Agenten in der Benson-Villa reduziert sich „Der Attentäter“ auf ein Kammerspiel, in dem vor allem das Thema Krieg und Gewalt in den Vordergrund rücken.
Während Ellen als Frau, die ihren Mann im Krieg verloren hat, bemüht ist, ihren Sohn Pidge von Waffen und Kriegsfilmen fernzuhalten, argumentiert Tod, dass der Junge die Grausamkeit und Schlechtigkeit der Welt erfahren muss, um ihr begegnen zu können. Frank Sinatras John Baron präsentiert sich dagegen als Mann, der im Krieg für seine Morde mit dem Silver Star ausgezeichnet wurde und kein Problem damit hat, für eine halbe Million Dollar den amerikanischen Präsidenten zu töten. Ihm selbst würde das einen angenehmen Lebensabend verschaffen, und der Präsident würde im Nu durch den nächsten ersetzt, es würde sich also nichts ändern. Hier wird schnell deutlich, dass der 1954 entstandene Film in der Ära des Kalten Krieges und Joseph McCarthys Vorgehen gegen unamerikanische Umtriebe verortet ist.
Abgesehen von den ideologischen Plattitüden bietet „Der Attentäter“ aber durchaus souverän inszenierte Spannung. Vor allem die Vorbereitungen von Tod, dem alten Pop, Pidge und dem zwischenzeitlich hinzugekommenen Fernsehmechaniker zur Verhinderung des Attentats verleihen dem Thriller seinen Unterhaltungswert. Von den Schauspielern vermag allerdings nur Frank Sinatra („Verdammt in alle Ewigkeit“, „Der Mann mit dem goldenen Arm“) überzeugen.
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