Rififi

Der als Sohn russisch-jüdischer Immigranten in den USA geborene Julius „Jules“ Samuel Dassin begann seine Karriere beim Film zunächst als Schauspieler, bis er erkannte, dass es ihn mehr zum Schreiben und Regieführen zog als zum Spielen. Nachdem er zunächst Alfred Hitchcock und Garson Kanin assistiert hatte, machte er mit Film-noir-Dramen wie „Zelle R 17“ (1947), „Stadt ohne Maske“ (1948) und „Die Ratte von Soho“ (1950), auf sich aufmerksam, doch da er für kurze Zeit bis 1939 Mitglied der kommunistischen Partei gewesen war, fiel er 1951 wegen unamerikanischer Umtriebe in Ungnade und floh 1953 nach Frankreich, wo er 1955 den Low-Budget-Film „Rififi“ realisierte, der heute einen Klassiker des Film noir darstellt. 

Inhalt: 

Nach fünf Jahren im Gefängnis ist der als „der sanfte Tony“ bekannte Tony le Stéphanois (Jean Servais) völlig abgebrannt und muss sich von seinem Freund, dem Familienvater Jo le Suedois (Carl Möhner) aushelfen lassen. Da kommt es ihm gerade recht, dass Mario Ferrati (Robert Manuel) mit dem Plan um die Ecke kommt, die Schaufensterauslage einer Pariser Juwelierladens zu plündern. Doch mit der Auslage will sich Tony nicht zufrieden geben. Stattdessen will er an das große Geld, an die Juwelen im Tresor. Dazu heuern sie mit dem Safeknacker Cesar le Milanais (Jules Dassin) einen weiteren Mann an und planen den Coup minutiös. Nachdem Jo in London auch einen Hehler ausfindig gemacht hat, der ihnen die erbeutete Ware abnimmt, überwältigen sie die Bewohner der Wohnung über dem Juwelier und verschaffen sich durch die Decke Zugang zu den Geschäftsräumen unter ihnen. Der komplizierte Coup gelingt, doch nach der Geldübergabe für die Juwelen läuft alles aus dem Ruder. Tony hat nämlich wieder Kontakt zu seiner ehemaligen Geliebten Mado (Marie Sabouret) aufgenommen, die inzwischen mit dem Nachtclubbesitzer Pierre Grutter (Marcel Lupovici) liiert ist. Als der Wind von der Sache bekommt, entführt er mit seinen Brüdern Remi (Robert Hossein) und Louis (Pierre Grasset) Jos kleinen Jungen … 

Kritik: 

„Rififi“ gilt nicht umsonst als Klassiker des Film noir und prägte wie kaum ein zweiter Film das Genre des Heist Movie. So unspektakulär die Story zunächst wirkt, entwickelt der Plot spätestens mit der minutiösen Planung und Durchführung des Einbruchs und des Knacken des Tresors eine spannungsgeladene Sogwirkung, die vor allem dadurch den Umstand, dass die vier Männer kein Wort bei der Durchführung ihres Coups verlieren, noch gesteigert wird. Im Vorfeld wird nicht nur die Umgebung ausgekundschaftet, bis das Quartett genau weiß, wann die Polizeistreife ihre Runde dreht, der Blumenladen beliefert wird und welche Alarmanlage im Geschäft installiert ist. 
Im Vorfeld wird sorgfältig geprüft, unter welcher Erschütterung der Alarm ausgelöst und wie die Sirene schallgedämpft werden kann. Schon die Vorbereitungen zeigen, dass so ein Einbruch kein Zuckerschlecken ist. Da werden eine halbe Filmstunde lang Löcher durch Beton und Stahl gebohrt, der Tresor unter größter Anstrengung nach vorne gekippt und immer wieder die Umgebung sondiert. Alles ohne Dialoge oder musikalische Untermalung. Jeder verräterische Laut kann die Mission zum Scheitern verurteilen. Die Spannung hält Dassin, der selbst in der Rolle des Safeknackers zu sehen ist, auch nach dem Eintausch der Beute gegen Bargeld auf hohem Niveau, denn nun bekommen es die Juwelendiebe mit den skrupellosen Grutters zu tun. Pierre will sich nicht mit zehn Millionen Franc als Belohnung abspeisen lassen, die die Behörden für die Ergreifung der Täter ausgelobt hat, sondern die ganzen 240 Millionen. 
Der Schlagabtausch und das familiäre Drama, in das Tony und vor allem Jo verwickelt werden, ist einfach gekonnt inszeniert. Vor allem die Figur des „sanften Tony“ ist dabei sehr ambivalent ausgelegt. Da er seine alte Liebe zurückgewinnen will, sieht er sich gezwungen, mit einem großen Coup die nötige Basis für einen luxuriösen Lebensabend zu schaffen, nachdem er gesehen hat, mit wie viel Schmuck seine geliebte Mado herumläuft. Auf der anderen Seite hat er keine Skrupel, Mado mit dem Gürtel zu schlagen oder seinen Komplizen zu erschießen. 
Darüber hinaus wartet „Rififi“ mit wunderschönen Frauen und einem tollen Titelsong auf, der auf fast schon parodistische Weise in Pierres Nachtclub vorgetragen wird. In Cannes wurde der Film für die Beste Regie ausgezeichnet – und der Begriff „Rififi“ wurde zum Markenzeichen, der später auch in Filmen wie „Rififi in St. Louis“ (1959) oder „Rififi am Karfreitag“ (1980) auftaucht. 

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