Das Geheimnis des Dr. Z

Mit mehr als 200 Regiecredits in über 50 Jahren zählt der 2013 verstorbene spanische Filmemacher Jesús „Jess“ Franco zu den produktivsten Vertretern seiner Zunft. Bevor er vor allem in den 1970ern auf geradezu inflationäre Art für seine kruden Softpornos wie „Frauengefängnis“, „Die Sklavinnen“, „Frauen ohne Unschuld“ und „Frauen für Zellenblock 9“ bekannt wurde, schuf er durchaus sehenswerte Gruselfilme wie den 1966 entstandenen Schwarzweiß-Film „Das Geheimnis des Dr. Z“

Inhalt: 

Der wegen seiner experimentellen Methoden unter seinen Kollegen abschätzig angesehene Dr. Zimmer (Antonio Jiménez Escribano) taucht mit seiner Tochter und Assistentin Irma (Mabel Karr) ohne Einladung bei einem Mediziner-Kongress auf und verkündet vor dem fassungslosen Plenum, dass er in der Lage sei, Mörder und Psychopathen so zu behandeln, dass sie absolut friedlich wieder von Nutzen für die Gesellschaft sein könnten. Andersherum könne er allerdings auch friedfertige Menschen in Bestien verwandeln. Als ihm die geballte Entrüstung der versammelten Mediziner entgegenschlägt, bricht Zimmer tot in seinem Rollstuhl zusammen, nachdem er seiner Tochter noch das Versprechen abnehmen konnte, dass sie seine Arbeit fortführt. Indem sie eine ebenfalls blonde holländische Anhalterin mitnimmt und sie an entlegener Stelle tötet, täuscht sie mit der dann verbrannten Leiche ihren eigenen Tod vor und setzt so die Arbeit ihres Vaters in sicherer Abgeschiedenheit fort. 
Dazu bringt sie zunächst die attraktive Nachtclubsängerin Nadia (Estella Blain) in ihre Gewalt, die mit Irmas ehemaligen Kommilitonen Philippe (Fernando Montes) liiert gewesen ist. Mit Hilfe der Konstruktion, die ihr Vater entwickelt hat, macht Irma die junge Frau zu einer aggressiveren Persönlichkeit, die mit ihren langen Fingernägeln umgehend Irmas Assistentin tötet. Als Irma mit Nadias Hilfe beginnt, die drei Ärzte Dr. Vicas (Howard Vernon), Dr. Moroni (Marcelo Arroita-Jáuregui) und Dr. Kallman (Cris Huerta), die sie für den Tod ihres Vaters verantwortlich macht, zu töten, ruft das auch Inspector Green (Daniel White) und seinen Scotland-Yard-Kollegen Inspector Tanner (Jesús Franco) auf den Plan. Zusammen mit Philippe, der als einziger alle Toten in diesem Fall kennengelernt hat, kommen sie Irma Zimmer langsam auf die Schliche … 

Kritik: 

Wie schon in seinem 1964 realisierten Science-Fiction-Horror-Werk „Dr. Orloff’s Monster“ thematisiert Jess Franco in „Das Geheimnis des Dr. Z“ die Modifizierung gewöhnlicher Menschen zu Mördern durch wahnsinnige Wissenschaftler. Nach dem eigenen Drehbuch, das Franco unter dem Pseudonym David Kuhne zusammen mit Jean-Claude Carrière verfasst hat, schuf Franco einen atmosphärisch dichten Grusel-Krimi, der vor allem von den beiden Hauptdarstellerinnen Mabel Karr („Der Koloss von Rhodos“, „Im Netz der goldenen Spinne“) und Estella Blain („Angélique und der König“, „Wilde Früchte“) getragen wird. 
Karr verkörpert die rachsüchtige Wissenschaftlerin ebenso überzeugend wie Blain die attraktive Femme fatale, die nicht nur viel nackte Haut zeigen darf, sondern mit ihren vergifteten langen Fingernägeln ihren Opfern einen schnellen Tod bereitet, während diese sich eher auf ein erotisches Stelldichein gefreut haben. Franco selbst tritt als aufgeschlossener Scotland-Yard-Beamter in Erscheinung, während David White, der seinen Kollegen Inspector Green spielt, auch für die avantgardistisch anmutende musikalische Untermalung verantwortlich gewesen ist. 
Am meisten trägt jedoch die famose Kameraarbeit von Alejandro Ulloa („Dämon in Seide“, „Horror Express“) zum Gelingen des Films bei. Wie er Nadias Auftritt als Miss Death auf einem gemalten Spinnennetz in einem Nachtclub inszeniert und damit nicht nur die Aufmerksamkeit von Irma und Philippe auf sich zieht, ist ebenso wunderbar in Szene gesetzt wie die Verfolgungsjagd in den nebligen Gassen einer Altstadt und der perspektivisch geschickt eingefangene Kampf zwischen Philippe und Irmas treuen Handlanger. In der Folge hat Franco diese gelungene Mischung aus Rachedrama, Gruselkrimi mit einem Schuss Erotik selten so gut umgesetzt wie in „Das Geheimnis des Dr. Z“

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